Heidenhaus in Münster
Heidenhaus aus dem Jahre 1448
26. março 2015
RHA haben kürzlich die Sanierung eines Wohnhauses von 1448 in Münster fertiggestellt. Roman Hutter stellt sich unseren Fragen.
Ansicht Südost
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das Heidenhaus in Münster aus dem Jahre 1448 zeugt eindrücklich davon, wie ein Gebäude, welches nach höchstem handwerklichen Geschick und einer materialgerechten Bauweise erstellt wurde, weit über 500 Jahre bestehen konnte.
Ansicht West
Bei seiner Sanierung wurden die Qualitäten der bestehenden Blockbaustruktur unterstrichen und sorgfältig ergänzt. Die Anbauten, welche in den Jahren rund um das Haupthaus entstanden sind, durften einer neuen Riegelkonstruktion weichen oder konnten gänzlich entfernt werden. Innen wurden die alten Blockbauwände wo möglich freigelegt und gereinigt. Beim Entfernen der bestehenden Wandverkleidungen kam die eine oder andere Überraschung zu Tage, welche von der langen Geschichte des Hauses erzählte.
Bibliothek
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Als Inspiration diente das Vorgefundene. Wichtig war insbesondere die ortstypische Gebäudetypologie von Vorder- und Hinterhaus sichtbar zu machen. Aus diesem Grund wurden die Räume im Hinterhaus durch Einbaumöbel zoniert, so dass ein fliessender Raumeindruck entstand.
Treppenraum
Die beiden bestehenden Kleinwohnungen konnten zu einer Wohneinheit vereint werden. Dennoch funktionieren beide Geschosse autonom – mit Ausnahme der Küche. In dieser treffen sich die Bewohner zum gemeinsamen Essen, Diskutieren und Beisammensein.
Giltsteinofen
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Das Gebäude reiht sich in eine Serie von Holzblockbauten ein, welche sich alle dem Ort verpflichten und dem Handwerk seinen verdienten Platz einräumen. Der Unterschied liegt darin, dass es sich hierbei um eine Sanierung handelt. So gab es vielerlei Rückschlüsse auf die vorangegangenen Neubauten, was letztlich auch zu einer Horizonterweiterung unseres Büros führte.
Massivholzküche
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Aktuelle energetische Tendenzen haben wir in diesem Projekt bewusst hinterfragt. Uns ging es nicht nur darum die Gebäudehülle zu optimieren, sondern auch um die Frage, wie viel beheizter Raum wirklich notwendig ist.
Nasszelle
Das Heidenhaus weist bis heute einen unbeheizten Keller auf. Somit kann auch der Atelierraum im Keller nur beschränkt genutzt werden. Ähnlich verhält es sich mit den zwei Wohngeschossen. Die beiden Anbauten wurden als Pufferraum ausgebildet. Diese weisen zwar eine Wärmedämmung auf, sind jedoch nicht beheizt. Im Winter beschränkt man sich auf eine kleinere Wohnfläche – es sei denn, die Sonne generiert einen hohen Wärmeeintrag. Dann kann der zusätzliche Wohnraum genutzt werden, und der Anbau dient gleichzeitig als Wärmequelle, im Sinne einer passiven Sonnenenergienutzung. So sind die vier Jahreszeiten auch im Haus erlebbar, nicht nur optisch durch das Fenster, sondern auch physisch am Körper.
Schlafkammer
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Im Zentrum stehen die beiden Giltsteinöfen aus Speckstein, welche aufwändig saniert wurden. So kann man sich auch heute wieder an der wohligen Wärme erfreuen.
Erdkeller
Der Innenausbau wurde in Fichte gefertigt – als bewusster Kontrast zu den dunklen bestehenden Blockbauwänden. Eine Ausnahme bildet die Küche, welche wie eine Kommode im Raum steht. Aussen dominiert das beständigere Lärchenholz. Sägerohe Bretter wurden in ihrer maximalen Breite stumpf gestossen und deren Fugen mit einer Deckleiste geschlossen. Diese Mehrschichtigkeit wurde auch bei den Innenverkleidungen gewählt, wodurch die neuen Flächen eine Materialtiefe erhalten, wie sie im furchigen und unebenen Altholz ebenfalls zu finden ist. Das untypische Blechdach wurde durch ein traditionelles Schindeldach ersetzt. Das Haus wird nun wieder mehreren Generationen Schutz und Geborgenheit schenken.
Situation
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Untergeschoss
Heidenhaus in Münster
2014
Münster VS
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Privat
Architektur
Roman Hutter Architektur GmbH, Luzern
Roman Hutter, Harry Heyck, Erva Akyildiz
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Montagebau in Holz, Schreinerarbeiten & Küchenbau: Holzbau Weger AG, Münster
Ofenbau: Roth Ofenbau, Rifferswil
Fotos
Markus Käch, Emmenbrücke