Besucherzentrum Viamala Schlucht

4. septembre 2014

Besucherzentrum Viamala Schlucht
2014

Zillis GR

Auftragsart
Studienauftrag

Bauherrschaft
ViamalaInfra Betriebsgenossenschaft, Thusis

Architektur
Iseppi-Kurath GmbH, Thusis
Arno Deplazes, Ivano Iseppi, Stefan Kurath, Yvonne Michel, Jonas Rüttimann, Monika Steiner

Fotos
Laura Egger, Zürich

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Viamala-Schlucht ist ein Naturschauspiel, ihre historische Erschliessung ein einzigartiges Kulturgut. Diese beiden Fakten waren und sind Ausgangspunkt für die touristische Erschliessung der Schlucht. Sie ist heute Aushängeschild und Visitenkarte einer ganzen Region. An einem solchen Ort zu bauen, die Archaik der Natur aufzunehmen und gleichzeitig das Besucherzentrum möglichst zurückhaltend in das Ganze zu integrieren, stellte hohe Ansprüche an uns.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Besucherzentrum befindet sich an der Kante eines Ortes, der vor Jahrhunderten der Topografie abgerungen worden ist. Der Grund der Schlucht befindet sich senkrecht 60 Meter unter dem Besucherzentrum. Oberhalb steigen Felswände 200 Meter senkrecht nach oben. Vor 111 Jahren wurde der Zugang an den Grund der Schlucht erbaut. Eine Treppenanlage führt parallel zum steilen Abhang mit Spitzkehren nach unten. Diese strukturelle Eigenart des Kulturgutes haben wir weitergeführt. Parallel zum Hangverlauf sind die Wände geschlossen. Sie bilden die Durchgänge und Podeste aus. Die Wände spannen Räume auf, die seitlich strukturell geschlossen und im Schluchtverlauf vorne und hinten offen bleiben. Diese konzeptionelle Setzung schafft Ein- und Ausblicke, die die Archaik der Schlucht in den Mittelpunkt setzen.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Bei uns steht die Architektur im Mittelpunkt. Wir verleihen den gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen die Form. Dies ist jedoch nur möglich, wenn sämtliche am Bau beteiligten Personen in den Entstehungsprozess eingebunden sind. Architektur ist eben nicht nur Form, sondern auch Kultur. Das interessiert uns, daran arbeiten wir. Als solches sehen wir das Resultat als Gemeinschaftswerk, in welchem jeder und jede, Bauherr, Bauarbeiter, Fachplaner und Architekten eine mitbestimmende Rolle spielen. Das architektonische Konzept hat dabei die Aufgabe, die Inhalte zusammen – gewissermassen «in Form» – zu bringen. Ohne dies zerfällt ein Gebäude in zusammenhangslose Einzelteile.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Jede unserer Bauten stellt für uns ein Experiment dar. Nicht nur Ort und Programm, sondern auch Bauherrschaft und die am Bau beteiligten Personen wechseln. Die erste Auseinandersetzung beginnt mit den vorgefundenen gesellschaftlichen und kulturellen Eigenarten. Daraus entwickeln wir ein robustes tragfähiges architektonisches Konzept, das dem Gebäude am Ende die Form verleiht. Das Konzept besteht aus der Vorstellung von Raum, Materialität, Flexibilität, aber auch der Bestimmung essentieller Widerstände. Das Konzept bildet den Orientierungsrahmen im Entstehungsprozess. DiesesVorgehen, sowie auch das Interesse an Rohheit und Direktheit im Ausdruck und Erlebnis, verbindet unsere Bauten.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die Archaik der Schlucht hat uns dazu bewogen, im Äusseren harte Materialien mit guten Verwitterungseigenschaften zu wählen. Sichtbeton und roher Stahl tragen unsere konzeptionelle Vorstellung von Form, Raum und Verwitterung an diesem Ort am besten mit. Als Kontrast dazu setzten wir im Innern Holz ein. Holz, Beton und Stahl sind Produkte, die in Grundformen wie Fichte, Kies, Sand, Kalk, Mergel oder Eisenerz unmittelbar in der Region zu finden sind.

Situation
Grundriss
Schnitt

Besucherzentrum Viamala Schlucht
2014

Zillis GR

Auftragsart
Studienauftrag

Bauherrschaft
ViamalaInfra Betriebsgenossenschaft, Thusis

Architektur
Iseppi-Kurath GmbH, Thusis
Arno Deplazes, Ivano Iseppi, Stefan Kurath, Yvonne Michel, Jonas Rüttimann, Monika Steiner

Fotos
Laura Egger, Zürich

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