Ein Bach als Knacknuss

Gäumann Lüdi von der Ropp
26. noviembre 2020
Blick auf die Siedlung Richtung Norden (Foto: Georg Aerni)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Bei der Bearbeitung der beiden Punktbauten wurde ein besonderes Augenmerk auf die Organisation der Grundrisse und deren räumlichen Qualitäten gelegt. So profitieren sämtliche Wohnungen von einer dreiseitigen Orientierung zur Fassade und einem entsprechend vorteilhaften Bezug zum Aussenraum. Innenräumlich konnte trotz der unterschiedlichen Wohnungsgrössen und der entsprechend wechselnden Geometrie der Volumen eine klare, sich wiederholende Raumorganisation entwickelt werden. Kernstück der Wohnungen ist das räumliche Zusammenspiel von Entrée, Küche und Wohn-Ess-Raum, die mit einem möbelartigen Element voneinander getrennt werden und auf diese Weise dennoch offen verbunden sind. Diese Einfachheit und Selbstverständlichkeit im Grundriss in der vorgeschlagenen komplexen Gebäudeabwicklung zu erreichen, war eine besonders schöne Herausforderung. 

Eine wichtige Entwurfsaufgabe war die Lösung des Bachverlaufs über die Parzelle. Das Gewässer schlängelt sich zwischen den beiden Häusern hindurch. (Foto: Georg Aerni)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Neben der Berücksichtigung der städtebaulichen Rahmenbedingungen galt es, die geforderte Renaturierung des Bachlaufs im Bereich des Grundstücks, eine sinnvolle Anbindung des bestehenden Altersheims sowie – an dessen Stelle – eine allfällige Erweiterungen der Siedlung zu berücksichtigen. Unser Vorschlag, zwei freistehende Volumen zu errichten, liess eine elegante Lösung für den neuen Bachverlauf zu: Er führt nun zwischen den Gebäuden hindurch, überquert die verbindende Tiefgarage und tritt als wichtiges Element der Aussenraumgestaltung in Erscheinung. 

Im Sinne einer starken Anbindung des Altersheims an die neue Struktur haben wir einen gedeckten Wandelgang realisiert. Er bedient sowohl die Wohnhäuser als auch das Heim. Das öffentliche Erdgeschoss nimmt die Funktionen der Hauptzugänge sowie Räumlichkeiten von Pro Senectute Schweiz auf. Dank des Wandelganges ist ein zusammenhängendes Raum- und Funktionsgefüge entstanden, welches als lebendiger, belebter Ort genutzt werden kann.

Die Gebäude besitzen ein Einsteinmauerwerk mit mineralischem Kartzputz. (Foto: Georg Aerni)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Zusammenarbeit mit der Trägerschaft war sehr eng und produktiv. Ziele und Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner*innen wurden intensiv diskutiert. Die präzise formulierten Anforderungen ermöglichten uns eine kompromisslose Arbeit im Entwurf. Insofern spiegelt sich der engagierte Austausch in der formalen Abgeschlossenheit der Siedlung wider.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Die Siedlung Blumenfeld ist das erste grössere Wohnbauprojekt, das wir realisieren durften. Im Zusammenhang mit den gestellten Anforderungen für ein altersgerechtes Wohnen konnten wir von unseren umfangreichen Erfahrungen aus Projekten im Gesundheitssektor profitieren.

Auf formaler Eben haben wir – wie bei allen unseren Arbeiten – eine der Aufgabe und dem Ort entsprechende Eigenständigkeit gesucht und umgesetzt. 

Im Treppenhaus (Foto: Georg Aerni)
Die Wohnungen werden durch möbelartige Elemente gegliedert. (Foto Georg Aerni)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Tendenz trifft es hier weniger – eher war der klar formulierte konstruktive Standard der Auslober massgebend für das Projekt. Bereits im Wettbewerbsverfahren wurde der Wunsch geäussert, von wenig nachhaltigen Konstruktionen vor allem im Bereich der Fassaden abzusehen. In diesem Sinne haben wir nach Lösungen geforscht und die Gebäude schliesslich in Einsteinmauerwerk und mineralischem, eingefärbtem Kratzputz realisiert. Die daraus resultierenden Mauerstärken sowie die haptischen Qualitäten der Putzflächen tragen natürlich stark zum architektonischen Ausdruck der Siedlung bei. 

Situation
Regelgrundriss Haus Süd
Schnitt
Bauwerk
Alterswohnungen Blumenfeld
 
Standort
Bildstrasse 5 und 7, 9450 Altstätten 
 
Nutzung
Alterswohnungen
 
Auftragsart
Projektwettbewerb
 
Bauherrschaft
Genossenschaft AW Blumenfeld
 
Architektur
Gäumann Lüdi von der Ropp Architekten SIA, Zürich
 
Jahr der Fertigstellung
2018
 
Fotos
Georg Aerni, Zürich

Proyecto destacado

MMJS Jauch-Stolz Architekten AG

Wohnbau Giselihalde

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