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10. 十月 2024
Das «Scheuer Stöckli» ist ein Dreisässenhaus mit Wohnteil, Tenn und Stall. Vor dem Umbau war es für zwei Jahrzehnte ohne Nutzung und in entsprechend baufälligem Zustand. (Foto: Roland Juker Fotografie)
Herr Weiss, Herr Reber, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Gian Weiss: Wir haben das «Scheuer Stöckli», wie das Gebäude seit 1880 genannt wird, umgebaut. Sein genaues Baujahr ist unbekannt, man geht aber davon aus, dass es im 18. oder 19. Jahrhundert errichtet wurde. Es handelt sich typologisch gesehen um ein Dreisässenhaus mit kleinem Wohnteil, Tenn und Stall. Nachdem es lange als Insel-Schreinerei diente, stand es die letzten rund zwanzig Jahre leer. Die Bausubstanz war deswegen in einem äusserst kritischen Zustand, die Dächer waren teilweise einsturzgefährdet und undicht. 

Zusammen mit zwei weiteren Bestandsbauten, die inzwischen ebenfalls als Kitas genutzt werden, bildet das umgebaute Haus, das von einem schönen Garten umgeben ist, eine Art Insel auf dem weitläufigen Gelände des Inselspitals. (Foto: Roland Juker Fotografie)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Stefan Reber: Einerseits war da dieses spannende, verschachtelte Haus mit Gebäudeteilen, die mehrheitlich nicht untereinander verbunden waren und komplett unterschiedliche Geschosshöhen aufweisen. Teils gab es dort offene, unbeheizte und dunkle Lagerräume hinter Gimwänden. Andererseits galt es, eine funktionierende Kita einzubauen, ohne den Charme und Charakter des Hauses zu beeinträchtigen. Die Nutzung als Kita ist, so finden wir, sehr passend für dieses Haus, da sie viele räumliche Freiheiten lässt und nur einem vergleichsweise geringen haustechnischen Ausbau bedarf.

Foto: Roland Juker Fotografie
Foto: Roland Juker Fotografie
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Gian Weiss: Die «Alte Schreinerei» bildet zusammen mit einem ebenfalls um 1880 erstmals erwähnten Herrenhaus und einem neueren eingeschossigen Holzpavillon, die beide auch als Kitas genutzt werden, eine kleine «Insel mit Garten» inmitten des riesigen Areals des Berner Inselspitals.

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Stefan Reber: Aufgrund des vorhandenen Kostendrucks musste das Projekt mehrmals überarbeitet und optimiert werden. Dabei konnten wir jedoch unsere Grundidee einer kaskadenartigen Erschliessung und einer vorgelagerten Laube als Rundlauf im 1. Obergeschoss beibehalten.

Die verschachtelte Raumstruktur im Inneren inspirierte die Architekten. Sie macht das alte Haus besonders geeignet für die Nutzung als Kita. Die Erschliessung der unterschiedlich hohen Räume ist kaskadenartig gestaltet. (Foto: Roland Juker Fotografie)
Im Erd- und 1. Obergeschoss gibt es eine Laube als Rundlauf. Obwohl der Entwurf mehrfach im Hinblick auf die Baukosten optimiert werden musste, konnte diese reizvolle Idee umgesetzt werden. (Foto: Roland Juker Fotografie)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Gian Weiss: Unser Umgang mit vorhandenen Bauten ist geprägt von der vertieften Analyse der städtebaulichen Situation und der vorhandenen Baustruktur. Dabei ist uns wichtig, die Qualitäten des Bestands zu erkennen und zu respektieren. Die Kita auf dem Insel-Areal ist ein typisches Beispiel für unseren Umgang mit vorhandener Bausubstanz. Unsere Absicht ist, Neu und Alt ineinander verschmelzen zu lassen. Den Kontrast suchen wir nur, wenn dies unbedingt nötig ist, um die bestehenden Qualitäten zu schärfen.

Der Bestandsbau wurde sorgfältig hergerichtet. Bei ihren Umbauten versuchen wbarchitekten stets, Vorhandenes und neu Hinzugefügtes zu einer Einheit werden zu lassen. Starke Kontraste hingegen sind für sie nur selten das gestalterische Mittel der Wahl. (Foto: Roland Juker Fotografie)
Aufenthalts- und Spielbereiche im 1. Obergeschoss hinter bestehenden Gimwänden (Foto: Roland Juker Fotografie)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Stefan Reber: Das Thema des zirkulären Bauens wird auch in unserem Büro immer wichtiger und beeinflusst uns mehr und mehr. Wann immer es möglich ist, geben wir dabei nachhaltigen Materialien wie Holz den Vorzug vor ökologisch problematischeren Baustoffen wie Beton oder auch Stahl. Beim Bauen mit Holz kommt dem konstruktiven Schutz des Materials eine wichtige Rolle zu. Wir setzen in unserer Architektur nach Möglichkeit auf Lowtech-Lösungen und betreiben technischen Aufwand nur, wo es zwingend notwendig ist. Grundsätzlich bevorzugen wir bei technischen Installationen mechanische Ausführungen. Mit intelligenten Lösungen können energieintensive und ineffiziente Installationen vermieden werden.

Vor dem Umbau waren die Dächer teils einsturzgefährdet und undicht. Dennoch blieb die alte Konstruktion sichtbar. (Foto: Roland Juker Fotografie)
Grundriss Untergeschoss (© wbarchitekten)
Grundriss Erdgeschoss (© wbarchitekten)
Grundriss Obergeschoss (© wbarchitekten)
Grundriss Dachgeschoss (© wbarchitekten)
Schnitt A (© wbarchitekten)
Schnitt B (© wbarchitekten)
Bauwerk
Kindertagesstätte «Alte Schreinerei»
 
Standort
Bela-von-Thun-Weg 3, 3010 Bern
 
Nutzung
Kindertagesstätte 
 
Auftragsart
Planerwahlverfahren
 
Bauherrschaft
Insel Gruppe AG, Direktion Immobilien und Betrieb, Bern
 
Architektur
wbarchitekten eth sia, Bern
Projektleitung: Gian Weiss und Stefan Reber
Mitarbeiter: Nicolas Stricker und Marcus Spallek
 
Fachplaner
Bauingenieur: Weber + Brönnimann Bauingenieure AG, Bern
Holzbauingenieur: Remund Holzbau AG, Schwarzenburg
Elektroplanung: Beraplan AG, Lyss
Heizungs- und Lüftungsplanung: Strahm AG, Ittigen
Sanitärplanung: Ing.-büro riesen, Bern
Bauphysik: Weber Energie und Bauphysik, Bern
 
Bauleitung 
wbarchitekten eth sia, Bern
 
Fertigstellung
2023
 
Gesamtkosten BKP 1–9 
CHF 3.4 Mio.
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Holzbau und Schreinerarbeiten: Remund Holzbau AG, Schwarzenburg
Malerarbeiten: Malerhandwerk Schär GmbH, Culina Mineralis, Bern
 
Fotos
Roland Juker Fotografie, Bern

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