Wohnsiedlung Muniwis Fahrweid
Kiesland
3. novembro 2016
Das Büro Ken Architekten hat kürzlich eine Wohnsiedlung im Limmattal fertiggestellt. Lorenz Peter stellt sich unseren Fragen.
Adressierung zur Strasse
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das Grundstück war eine unbebaute Wiese. Heute, im dicht bebauten Kontext der Region Zürich eine seltene Ausgangslage. Seine charakteristische Bogenform geht direkt auf die durch die Limmat geformte ehemalige Auenlandschaft Fahrweid zurück, welche sich auch im Siedlungsbild noch deutlich abzeichnet. Diese nach wie vor präsente Geschichte des Ortes war Ausgangspunkt des Entwurfs.
Gartenseite
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Aus der bogenförmigen Topografie des Prallhangs (das kurvenäussere Ufer des Flusses) am ursprünglichen Flusslauf entwickelten wir einen Gebäudekörper, der sich in die Grundstücksgeometrie einfügt. Seine polygonale Geometrie ermöglichen die Adressbildung der Bauten zur Strasse und zugleich deren Ausrichtung in den Grünraum. Mit der Aufreihung dreier identischer Gebäudevolumen entlang der Strasse reagierten wir auf die typisch vorstädtische Lage. Auch die Gliederung des Aussenraums mit Vorgarten, Hecke und Baumreihe strassenseitig und Privatgärten und Sitzplätzen auf der Gebäuderückseite folgt der ortsbaulichen Interpretation der Vorstadt.
Strassenseite
Grundrisstyp „Raumfolge“
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Rahmenbedingungen für die Bebauung wurden durch die Bauherrschaft bereits auf Stufe Studienauftrag definiert. Als Anlageobjekt ging es um das Ausloten zwischen möglichst viel individueller Wohnqualität bei maximaler Ausnützung. Die polygonale Gebäudegeometrie erwies sich dabei als geeignetes architektonisches Mittel. Neben einer guten Besonnung sämtlicher 93 Mietwohnungen gelang dank der unterschiedlichen Winkel der sich gegenüberliegenden Fassaden trotz hoher Dichte eine grosse Privatheit.
Grundrisstyp „Zentralraum“
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
In engem Kontakt zur Bauherrschaft wurde das Projekt nach dem Gewinn des Studienauftrags kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert. Dank dem Generalplanermandat mit 100 Prozent Teilleistungen nach SIA 102 konnten wir in sämtlichen Planungsphasen bis und mit Ausführung unseren direkten Einfluss wahren. Auf diese Weise liess sich das ganze Projekt vom Entscheid des Studienauftrags bis zum Bezug der dritten Etappe sehr geradlinig innerhalb von rund drei Jahren realisieren.
Grundrisstyp „Durchwohnen“
Keramikfassade
Beeinflussten aktuelle gestalterische Tendenzen das Projekt?
Wir haben uns im Rahmen dieses Projekts intensiv mit dem Potenzial von schiefwinkligen Räumen auseinandergesetzt. Dabei entdeckten wir gerade im Bereich der knapp geschnittenen Grundrisse interessante Möglichkeiten. Um Fläche zu sparen, vermieden wir Korridore und erschlossen die Einzelzimmer direkt über den Wohnraum. Wir öffneten die Küche und kombinierten sie je nach Situation mit Ess- und Wohnbereich. Der Wohnbereich kann unterschiedlich genutzt werden und muss individuell möbliert werden können. Die polygonale Geometrie half dabei, den knappen Raum besser zu zonieren und Schwerpunkte zu bilden. Anhand von unterschiedlichen Grundrisstypen entstanden so Wohnlandschaften für vielfältige Wohnformen.
Siedlungsstruktur Fahrweid
Erdgeschoss
Regelgeschoss
Dachgeschoss
Schnitt
Wohnsiedlung Muniwis Fahrweid
2016
Fahrweid
Nutzung
3 Mehrfamilienhäuser, 93 Mietwohnungen
Auftragsart
Studienauftrag, 1. Rang
Bauherrschaft
Avadis Anlagestiftung, Baden
Architektur
Ken Architekten BSA AG, Zürich und Baden
Partner
Jürg Kaiser, Lorenz Peter, Martin Schwager
Planung
Gian Andri Mohr, Thomas Hofer, Kaspar Horber
Bauleitung
Christina Eckhoff, Klaus Kühne
Gebäudestatik
Urech Bärtschi Maurer AG, Zürich
Landschaftsarchitektur
Studio Vulkan GmbH, Zürich
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 30 Mio.
Gebäudekosten BKP 2
CHF 27,2 Mio.
Gebäudevolumen
48’870 m3 (SIA 116)
Kubikmeterpreis
556 CHF/m3
Fotos
Hannes Henz, Zürich