Garden Tower
Garden Tower
22. setembro 2016
Buchner Bründler just completed a green residential tower. Andreas Bründler answered our questions.
Die Fassade mit Metallbügeln, Pflanztrögen und Aufbordungen
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das Gebäude steht in einem grösseren Kontext, den ein städtebauliches Geflecht aus fünf Baufeldern aufspannt. Jedem dieser Baufelder wurde ein Thema zugeordnet, unseres war das „Wohnen mit Aussicht“. In dieser Situation erfolgte der konzeptuelle Entwurf ohne die Kenntnis der Nachbarsgebäude dieser Siedlung, aber im Dialog mit der Umgebung. Wir entschieden uns in Zeiten der Verdichtung auf ein Hochhaus zu setzten, das sich nicht nur allein zur Aussicht hin allseitig öffnet, sondern auch die es umgebende Natur und ihre Lebensqualitäten mittels der vertikalen Begrünung direkt in die Architektur holt.
Der Wohnturm spielt unten öffentlichen Raum frei
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Beindruckt hat uns die gewichtige Präsenz der Natur an diesem Ort, ebenso wie die Berge, die am Stadtrand von Bern aufragen. Aus dieser Erfahrung der landschaftlich geprägten Aussicht haben wir narrative Formthemen entwickelt. Gleich einer begrünten Felswand wird der Gebäudekern mit einem Garten aus vertikalem Grün umgeben. Steinern muten die als Sitzformen gedachten Aufbordungen und die in den Boden eingelassenen Pflanztröge an. An die Stelle von kompakten Geländern tritt ein filigranes Metallnetz, um das Wohnen zur Landschaft hin durchlässig zu gestalten. Als Randkontur zeichnen die frei geformten Bügel zusammen mit den anderen kristallinen Formelementen die nahe Gebirgstopographie nach. Statt bekannte, geradlinig funktionale Hochhaus-Typologien weiterzuentwickeln, interessierte uns hier die Arbeit an der amorphen Form in der Natur.
Die Deckenplatten weiten sich nach oben hin
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Als bedeutsam erwies sich die Natur, die am Bauort besonders prägnant in Erscheinung tritt. Am Rande des städtischen Gefüges angesiedelt, wurde das Gebäude am Fusse des Berner Hausbergs Gurten entwickelt und mit der grosszügigen Weitsicht auf das Berner Alpenpanorama. Das Grün, das den Gurten überzieht, spiegelt sich in der Begrünung der Fassade wider. Die amorphe Formensprache der Architektur lässt an die Formationen der Alpen denken. An der Stadtkante Berns wächst so ein Turm aus der ansteigenden Topografie.
Ein begrüntes Metallnetz umspannt die Balkone
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Wir hatten eine produktive Arbeitssituation, denn das Konzept wurde in seinem Entwurfsprozess immer von allen Beteiligten mitgetragen. So konnte es in einem Miteinander der Stimmen entstehen. Bei diesem komplexen Projekt einer begrünten Fassade war auch allen Beteiligten von Anfang an bewusst, dass es eines gut eingespielten, interdisziplinären Teams und des gegenseitigen Vertrauens in die Kompetenzen der anderen bedarf, um diese visionäre architektonische Idee konzeptuell, technisch und strukturell zu verwirklichen.
Die Wohnungen öffnen sich grosszügig zur Landschaft
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Der steinerne Kern war beständig. Was sich im Nachdenken über den Bau weiterentwickelt hat ist seine Hülle und somit sein Ausdruck: Die Form der vorfabrizierten Betonelemente und der Bügel wandelte sich im Prozess. Waren die Bügel anfangs in konsequenter Schräglage angeordnet, betonten sie später die Horizontale ohne Vertiefungen und Überhöhungen aufzuweisen. Im Bauprojekt überlagern sich schliesslich die Horizontalen. Vertiefungen und Überhöhungen werden in einem ausgewogenen Mass eingesetzt. Entstanden ist eine Art „trompe-l’oeil“- Effekt, der sich dem aufmerksamen Betrachter darbietet: Das Wechselspiel aus konkav und konvex geformten Bügeln sowie die Überlagerung der bewegten Deckenplatten lässt die Architektur gleich einem Kippbild oszillieren.
Die Pflanztröge sind integraler Bestandteil der Architektur
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Beschäftigt hat uns schon seit unseren Anfängen das Thema der Schichtung der Fassade und die Tiefe von Oberflächen in der Architektur. Im Lofthaus in Basel ummantelt eine Haut aus grün gefärbtem Glas die architektonische Grundstruktur aus Beton und Glas und lässt so eine lebendige Untiefe der Fassade aufscheinen. Die Wohnbebauung Sevogelstrasse weist eine frei geformte Filterschicht auf. In der Jungendherberge in Basel ist es eine feine Lamellenstruktur, die sich um das Gebäude legt. Auch der Schweizer Expo-Pavillon in Shanghai thematisiert die Vorhang- und Netzfassade. Und ebenso umgibt im Wohnhaus in Lörrach eine durchlässige Betonhülle mit gezielten Öffnungen einen hölzernen Kern. Ein anderes Thema, das uns interessiert und im Garden Tower anklingt, ist die Entwicklung freier Grundformen auf der Basis einer polygonalen Geometrie. Im Jinhua Pavillon in China wurden in einer polygonalen Struktur Raumzonen, die um drei Hofräume gruppiert sind, eingespannt. Das Volta Zentrum in Basel tritt als skulpturaler Baukörper auf, der in Reaktion auf die verschiedenen Facetten des urbanen Raumes nach allen Seiten hin unterschiedlich gestaltet ist.
Das Metallnetz wird im Treppenhaus wiederaufgenommen
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Inspirierend war die in anderen Ländern bereits umgesetzte Idee der vertikalen Gärten, denn die vegetative Schicht wirkt sich mit einem angenehmen Klima und dem Grün buchstäblich wie in einem übertragenen Sinn positiv auf die Wohnatmosphäre im Verlauf der Jahreszeiten aus. Im Sommer dient sie als Schattenspender für die Wohnbereiche. Die Bepflanzungen der Gärten wurden direkt auf die Gebäudeabwicklung und deren Orientierung im Raum abgestimmt. Dieses grüne Wohnkonzept erscheint uns um so wichtiger in Zeiten der allgegenwärtigen Nachverdichtung des städtischen Raumes.
Die Natur inspirierte die Formentwicklung des Turms
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die Zusammenführung des Ortsbetons, der im Kern verwendet wurde, mit den vorfabrizierten Betonelementen und den in ihrer Formensprache variierenden Stahlbügeln der Fassadenhülle waren ausschlaggebend für das Bauprojekt und seinen jetzigen Ausdruck im Raum. Ein metallenes Netz umhüllt den steinernen Körper, der sich klaren typologischen Zuweisungen widersetzt.
Garden-Tower Grüner Wohnturm, Grundriss EG
Garden-Tower Grüner Wohnturm Grundriss 1OG
Garden-Tower Grüner Wohnturm Grundriss 15.OG
Garden-Tower Grüner Wohnturm Grundriss 16.OG
Garden-Tower Grüner Wohnturm Schnitt M_1:400
Garden-Tower Grüner Wohnturm Situation M_1:5´000
Die Fassade mit Metallbügeln, Pflanztrögen und Aufbordungen
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das Gebäude steht in einem grösseren Kontext, den ein städtebauliches Geflecht aus fünf Baufeldern aufspannt. Jedem dieser Baufelder wurde ein Thema zugeordnet, unseres war das „Wohnen mit Aussicht“. In dieser Situation erfolgte der konzeptuelle Entwurf ohne die Kenntnis der Nachbarsgebäude dieser Siedlung, aber im Dialog mit der Umgebung. Wir entschieden uns in Zeiten der Verdichtung auf ein Hochhaus zu setzten, das sich nicht nur allein zur Aussicht hin allseitig öffnet, sondern auch die es umgebende Natur und ihre Lebensqualitäten mittels der vertikalen Begrünung direkt in die Architektur holt.
Garden-Tower Grüner Wohnturm Grundriss 1OG
Grüner Wohnturm Wabern
2016
Bern
Auftragsart
Wettbewerb 2007, 1. Preis
Bauherrschaft
Initiator und Bauherr: Dr. Hans Widmer
Steuerung und Realisierung: Priora AG | Generalunternehmung, Bern
Architektur
Buchner Bründler Architekten AG, Basel
Partner: Daniel Buchner, Andreas Bründler
Associate
Bülend Yigin
Stefan Oehy
Projektleitung
Wettbewerb/Vorprojekt: Jonas Staehelin
Projektierung: Achim Widjaja
Ausführung: Florian Rink, Henrik Månsson
Mitarbeit
Wettbewerb/Vorprojekt: Felix Engelhardt, Reto Gasser, Michael Gunti, Ewa Misiewicz, Hellade Miozzari Projektierung: Fatima Blötzer, Jan Borner, Chiara Friedl, Stefan Herrmann
Ausführung: Michael Glaser, Nadine Strasser, Christian Käser, Jonas Virsik, Carlos Unten Kanashiro
Fachplaner
Gesamtleitung: Baumann Projektmanagement, Basel
Bauingenieur: Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel
Fassadenplaner: Christoph Etter Fassadenplaner, Basel
Bauphysik, Akustik: Gartenmann Engineering AG, Basel
Brandschutz: Wälchli Architekten Partner AG, Bern (Realisierung)
BDS Security Design AG, Bern (Projektierung)
Landschaftsarchitekt: Nipkow Landschaftsarchitektur AG, Zürich mit Fritz Wassmann, Hinterkappeln bei Bern Forster Baugrün AG, Kerzers
Haustechnik: Gruneko Schweiz AG, Basel (Realisierung)
Bogenschütz AG, Basel (Projektierung)
Elektroplaner: Actemium Schweiz AG, Basel
Gesamtleitung
Baumann Projektmanagement, Basel
Gesamtkosten BKP 1-9
25'500'000 CHF
Gebäudekosten BKP 2
21'500'000 CHF
Gebäudevolumen
26’900 m3
Kubikmeterpreis
800 CHF/m3
Energiestandard
Minergie
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Läderach Weibel AG, Thun
Betonelemente: A. Tschümperlin AG, Baustoffe, Meisterskappel
Betonbügel Vorfab.: Nägele Betonfertigteile- und Transport- betonwerk GmbH, Röthis, Österreich
Fassade Stahl: Joseph Meyer Stahl und Metall AG, Emmen
Fassade Netz: Carl Stahl ARC GmbH, Süssen, Deutschland
Fassade Glas OG: Hasler Fenster-Projektkunden AG, Therwil
Fassade Glas EG: Kerhrer Stebler AG, Oensingen
Haustechnik: IPS Gebäudetechnik, Bern
Elektroanlagen: BKW ISP AG, Ostermundingen
Bewässerung: Rudolf Hirt AG, Balsthal
Fotos
Daniela & Tonatiuh