Neubau Tagesstätte Stiftung Weidli Stans

Begegnung durch Bewegung

20. Oktober 2016

Neubau Tagesstätte Stiftung Weidli Stans
2016

Nutzung
Tagesstätte für Menschen mit Mehrfachbeeinträchtigung

Auftragsart
Wettbewerb

Bauherrschaft
Stiftung Weidli Stans, Weidlistrasse 2, 6370 Stans

Architektur
architekten CM Stans,
Projektarchitekt: Theo Barmettler

Bauleitung
WaserAchermann Architektur Stans, Roland Odermatt

Energiestandard
Minergie

Farbkonzept 
Jörg Niederberger Dallenwil

Fotos
Christian Hartmann

Neubau mit geschlossener Beschattung
Der 4-geschossie Neubau in Nachbarschaft zum bestehenden Wohnhaus

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe? 
Mit dem zur Verfügung stehenden Baugrundstück war klar, dass die neue Tagesstätte mehrere Stockwerke umfassen würde. Die Klienten der Tagesstätte sind jedoch so stark beeinträchtigt, dass die meisten keine Treppen steigen können. Das Bekenntnis zu einem barrierefreien Zugang über vier Stockwerke führte zur Idee der auf-, beziehungsweise absteigenden Verbindungswege. Um den hierfür benötigten Raum zu nutzen, wird er gleichzeitig als Begegnungs- und als Aktivitätsraum dienen. Begegnung durch Bewegung – mit diesem Leitsatz wird die schwach geneigte, rollstuhlgängige Rampe, welche ähnlich einer Kugelspielbahn die oberirdischen Geschosse miteinander verbindet, begründet. Diese Begegnungszonen sollen nebst der spielerischen Art von Bewegung auch andere Wahrnehmungen und Sinne anregen, was für behinderte Menschen im Alltag als bereichernd empfunden wird. In diesem Bewegungsraum soll das Haus erlebt, Geräusche, Laute und Gespräche ermöglicht, der Aussenraum aus verschiedenen Höhen wahrgenommen und Begegnungen mit Mitklienten und Fachpersonal erfahren werden. Es werden pro Geschoss rund 55 Meter an Lauflänge überwunden mit einer Steigung von maximal sechs Prozent. 

Die Schräge und der monochrome Farbakzent wurde aus den Klebdächern der benachbarten Holzhäuser abgeleitet

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die Fassaden mit den umlaufenden Fensterbändern orientieren sich optisch am bestehenden Wohnhaus mit den ebenfalls markanten Fensterbändern und den geschlossenen Brüstungen. Im Fassadenbild erinnern die farblich unterschiedlich erdig-rot eingefärbten Betonelemente an übergrosse Dachziegel. Angelehnt an die landwirtschaftlichen Nachbarbauten formulieren die Betonelemente eine Art Klebedach, jedoch in der Dimension und Materialität verändert, was dem Gebäude einen eigenständigen Charakter verleiht.

Zweckmässige Mehrzweckräume im Erdgeschoss
Das Materialkonzept erinnert an Werkstätten

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Gemäss Gestaltungsstudie Areal Milchbrunnen konzipiert sich der Neubau folgendermassen: Ein Untergeschoss, ein Erdgeschoss und drei Obergeschosse erfüllen die Anforderungen des Raumprogramms. Bei der Planung wurde auf die speziellen Bedürfnisse der künftigen Nutzer bezüglich hindernisfreien Bauens Rücksicht genommen. Dank des erweiterten Raumangebots können die Schwerpunkte Sinneserfahrungen, kreatives Gestalten, spielerische Aktivitäten oder Musik ausgebaut werden.

Ateliers 1. OG in grünem Farbklang
Ateliers 2. OG in rotem Farbklang
Ateliers 3. OG in blauem Farbklang

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Grundsätze des Konzepts der Teilhabe und Teilnahme waren Ausgangslage für die Planung der neuen Tagesstätte. Die Räumlichkeiten sind entsprechend ausgelegt. Das Fachpersonal wurde in die Planung einbezogen. Der Austausch unter den verschiedenen Akteuren – wie Architekt, Geschäftsleitung, Baukommission und Fachpersonal – war intensiv und hat zu optimierten Lösungen geführt. Vier Farbtöne begleiten und akzentuieren die Architektur. Jedes der vier Geschosse zeigt sich auf diese Weise in seinem ganz eigenen Farbklang, der sich – in die benachbarten Farbtöne überfliessend – allmählich über die geschwungenen Wege und Treppen von unten nach oben entwickelt. Innerhalb der Geschosse variieren diese vier Farbtöne leicht von kühlen zu wärmeren Farbabstufungen und finden auf diese Weise zu einem spielerisch lockeren Farbakkord. Die Farben sind lasiert, zart und durchsichtig aufgetragen, was den Materialcharakter von Holz und Beton bestehen lässt, sogar noch zusätzlich betont.

Begegnung durch Bewegung: die Rampen erfüllen auch soziale Zwecke

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Das neue Haus wurde in Massivbauweise erstellt. Der Ausbau der Innenräume entspricht einem einfachen und zweckmässigen Standard mit kostengünstigen Materialien. Alle statisch tragenden Teile sind in Sichtbeton ausgeführt. Alle nichttragenden, nur raumbildenden Unterteilungen sind mit Industriesperrholz verkleidet, was den Charakter des Hauses als Atelier unterstreicht.

Leichte Farbakzentuierungen helfen für die Orientierung auf den Geschossen
Schnitt D-D
Situation
Süd- Ost Fassade

Neubau Tagesstätte Stiftung Weidli Stans
2016

Nutzung
Tagesstätte für Menschen mit Mehrfachbeeinträchtigung

Auftragsart
Wettbewerb

Bauherrschaft
Stiftung Weidli Stans, Weidlistrasse 2, 6370 Stans

Architektur
architekten CM Stans,
Projektarchitekt: Theo Barmettler

Bauleitung
WaserAchermann Architektur Stans, Roland Odermatt

Energiestandard
Minergie

Farbkonzept 
Jörg Niederberger Dallenwil

Fotos
Christian Hartmann

Vorgestelltes Projekt

pfeffermint AG

INTERIOR DESIGN / HOTEL & RESTAURANT / LANDGASTOF RIEHEN

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