Ecole des Métiers
Werkstück
15. 十二月 2011
Graber Pulver haben kürzlich eine Lehrwerkstätte in Fribourg fertiggestellt. Marco Graber und Thomas Pulver wählen drei Zeichnungen und drei Fotos und beantworten unsere sieben Fragen.
Der lange Baukörper tritt mit dem Tour de Pérolles in einen spannenden Dialog.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Ort ist in seinem Massstab geprägt durch die ursprünglich industrielle Nutzung des Quartiers, welches im Verlaufe der letzten Jahre mehr und mehr zum Campus der Stadt Fribourg umgebaut worden ist. Das Raumprogramm verlangt nach einer Vielzahl sehr unterschiedlicher Raumtypen mit spezifischen Anforderungen in Bezug auf die Belichtung wie Werkstätten, Unterrichtsräumen, einer Turnhalle, einem Auditorium, Labors, Verpflegungsräumen, Büros, einem Parking und vielen technischen Räumen.
Situationsplan
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das Projekt versucht mit seinem industriell wirkendem Ausdruck sowohl dem ursprünglichen Charakter des Quartiers wie aber auch seiner Nutzung einer Lehrwerkstätte zu entsprechen. Über die gesamte Länge von 171 Metern erscheint das Gebäude mit seiner durchgehenden Schnittfigur wie ein lang gestrecktes, metallenes Werkstück. Innerhalb dieses vereinheitlichenden Profils entwickeln sich sehr unterschiedliche räumliche Dispositionen im Inneren des Baus. In der Bewegung durch das Gebäude wird die umgebende Stadt auf vielfältige und sehr unterschiedliche Art inszeniert und wahrgenommen.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die Schnittfigur ist sehr stark beeinflusst von der topographischen Situation. Nach Norden zur Stadt entlang der tiefer gelegenen Rue de la Fonderie wird das Erdgeschoss mit dem langen Foyer zum Piano Nobile. Dieser lange Raum kann für Ausstellungen genutzt werden und ist gewissermassen das Schaufenster der Schule zum öffentlichen Raum, gleichzeitig bildet er das erschliessungstechnische Rückgrat der Schule und ersetzt als Aufenthaltsraum den fehlenden Aussenbereich vor dem Gebäude.
Foyer im Piano nobile ersetzt den fehlenden Aussenraum.
Inwiefern haben die Bauträgerschaft oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
In seiner typologischen Konfiguration hat sich das Projekt seit dem Wettbewerb nicht mehr verändert, von Seite der Bauherrschaft und der Nutzerin sind aber diesbezüglich auch keine Anträge gekommen, ihre Bedürfnisse wurden im Wettbewerb scheinbar präzise formuliert.
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Das Projekt stellt – wie alle anderen Bauten auch – entwerferisch einen Prototyp dar. Aus den spezifischen Bedingungen des Ortes und den anspruchsvollen Anforderungen des Programms haben wir einmal mehr versucht, eine massgeschneiderte Lösung, ein «Werkstück» zu entwickeln, welche städtebaulich eine präzise Haltung einnimmt, dem Benutzer vielfältige räumliche Qualitäten und Erlebnisse im Inneren bietet und architektonisch nach innen wie nach aussen die Welt einer Lehrwerkstätte zum Ausdruck bringt.
Grundriss EG
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Projekt weist ein fortschrittliches Energiekonzept aus, beispielsweise wird über Erdsonden Wärme im Sommer ins Erdreich abgegeben und diesem im Winter wieder entnommen. Konstruktiv ist das Gebäude in bewährten, möglichst einfachen Systemen umgesetzt, einzig die Auskragung auf der westlichen Stirnseite über der Garageneinfahrt reizt die Möglichkeiten des Materials Eisenbeton mittels verschiedener Vorspannungen aus. Gestalterisch hat sich das Projekt seit dem Wettbewerb 2003 zwar verfeinert, aber nicht grundlegend verändert.
Querschnitt
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Das Projekt ist in seiner äusseren Erscheinung geprägt von der perforierten, eloxierten Aluminiumhülle, welche nach innen wie nach aussen Licht filtert und Durchsicht verschleiert, wie aber auch von den grossen Verglasungen und dem vor Ort gegossenen Sichtbeton. Diese Materialien prägen auch die wichtigen horizontalen und vertikalen Erschliessungszonen im Inneren des Gebäudes, sie verstehen sich eher auch als eine Art Aussenraum in diesem öffentlichen Gebäude, während in den jeweiligen Nutzungsbereichen die Räume ausgekleidet und farbig gehalten sind.
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!
Vertikales stapeln unterschiedlicher Nutzungen.
Ecole des Métiers Fribourg, EMF
2011
Fribourg FR
Auftragsart
Wettbewerb
Bauherrschaft
Kanton Fribourg
Architektur
Graber Pulver Architekten AG, Bern/Zürich
Projektleitung: Katrin Urwyler
Stv. Projektleitung: Michael Waeber
Mitarbeit: Manuel Gysel, Raphael Vanzella, Daniel Jaeglé, Carole Berset, Jonas Ringli, Karin Schmid, Nicolas Yerly
Fachplaner
Bauingenieur: Weber & Brönnimann AG, Bern
Energieberatung: Energie Büro Grossenbacher, Murten
Elektroingenieur: Tecnoservice Betelec SA, Freiburg
Fassadenplanung: Emmer Pfenninger Partner AG, Münchenstein
Bauphysik: Gartenmann Engineering AG, Bern
Bauleitung
HRS Real Estate SA, Freiburg, FR
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 46.0 Mio.
Gebäudekosten BKP 2
CHF 32.3 Mio.
Gebäudevolumen
70'000 m3
Kubikmeterpreis
460 CHF/m3 (BKP 2)
Kunst am Bau
Eric Lanz, Düsseldorf
Videoinstallationen «Jour après jour»
Massgeblich beteiligte Unternehmer
HRS Real Estate SA, Freiburg
Fotos
Georg Aerni, Zürich