Atelier und Wohnhäuser
22. 六月 2006
Armando Ruinelli ist einer der Bündner Architekten, die mit sicherem Gespür für dörfliche Strukturen und Landschaft ihre Gebäude so stellen, dass sie den Eindruck hinterlassen, sie seien schon immer hier gestanden. Das gilt auch für die zwei unterschiedlichen Gebäude des Atelier- und Wohnkomplexes im Bergeller Vorzeigedorf Soglio. Hier ist Armando Ruinelli aufgewachsen, hier arbeitet der Autodidakt im Kastanienholz-verkleideten Atelier. Sein letzter Bau war die ebenfalls mit Kastanien-Brettern verkleidete, frei stehende Turnhalle von Bondo.
Atelier und Wohnhaus des Modefotografen Raymond Meier. Darunter das grosse Fotostudio.
Fotos: Raymond Meier
Jetzt hat er für den Schweizer Modefotografen Raymond Meier, der seit
1986 in New York arbeitet und zu den Top-Shots der Branche zählt, in
Soglio ein Arbeits- und Wohnhaus-Ensemble erstellt, dessen grosses
Volumen sich unter Boden in den Hang duckt. Am Westrand der Gartenmauer
des berühmten Palazzo Salis zeigen sich die zwei Häuser. Davor eine für
diese Gegend ungewöhnliche plane Wiese (die Decke des Fotoateliers),
überspannt mit einer betonierten Pergola. Deren Balken neigen sich an
dem Ausläufer leicht nach unten. Ein gewollter Effekt und der Ingenieur
hatte ausdrücklich den Auftrag, die Dimensionen so zu rechnen, dass
sich nach dem Ausschalen diese Spannung und Neigung einstellt. Auch die
raue Oberfläche ist gewollt, denn so sind auch die Bauernhäuser und
Ställe der Nachbarschaft gebaut. Unter der Pergola arbeitet der
Modefotograf in einem 110 Quadratmeter grossen, 3,65 Meter hohen
Studio. Das Tageslicht fällt durch ein 8 Meter langes Oblicht. Auch die
Labors liegen im Untergeschoss. Die beiden Gebäude dienen dem Wohnen,
doch wenn die Familie Meier von der Stube im unteren Haus in die Küche
im oberen will, muss sie einen kleinen Schritt ins Freie machen, über
ein enges Gässchen – typisch für Soglio. In beiden Gebäuden sind die
offenen Obergeschosse unter den Satteldächern fürs Schlafen reserviert.
Die beiden Gebäude orientieren sich an der bestehenden Gasse und am
nächst höher gelegenen Hirtenhäuschen, "vom Typ her die Urmutter all
unserer Bauten", wie Architekt Ruinelli betont. Dieses Hirtenhäuschen
bildet die Ecke des Baugebiets. Der im Hang darunter liegende, mit
Eichenbrettern verkleidete Neubau weicht deshalb von der Gasse zurück,
duckt sich in der Wiese.
Zwei Häuser im Erdgeschoss (links) und das Fotostudio im Untergeschoss (rechts).
Betonpergola über der Sommerküche.
Selbstbewusster steht das untere, steinerne, Haus – hier stand früher
in gleicher Ausrichtung ein Stall – direkt an der Gasse. Und die Gasse
führt in den Eingangsbereich des Ensembles hinein, in Form des
sandgefugten Steinbodens. Armando Ruinelli hat auch Neues erprobt:
Stahlfenster und Schiebeläden sind an Prototypen entwickelt worden. Im
Übrigen war karge Bergarchitektur für den weltgewandten Modefotografen
gewollt: Alle Decken über dem Zweischalen-Mauerwerk zeigen den nackten
Beton, die Wände sind lediglich vergipst und Teile des Mobiliars, aber
auch das Dach sind in Beton gegossen. Der lange Nussbaumtisch in der
Küche ist Restenverwertung: Die Anschnitte der speziell angefertigten
Möbel sind hier zu einer bunt gescheckten massiven Platte verleimt. RHG
Grossküche nach amerikanischem Stil mit zentraler Müeslibar am Nussbaumtisch.
Das unterirdische Fotostudio ist auch Ausstellungsraum.
Atelier und Wohnhäuser
2003
Casa Meier
Soglio GR
Bauherrschaft
Raymond Meier
Fotograf, New York
Architektur
Armando Ruinelli
Soglio
Gesamtvolumen
3500 m3
Kosten
CHF 4,5 Mio.