Ersatzneubau Mühle Freudenau
Ersatzneubau Mühle Freudenau
7. agosto 2014
Furrer Jud Architekten haben kürzlich den Ersatzneubau von einem Getreidesilo auf dem Areal der Eberle Mühlen in Wil fertiggestellt. Patric Furrer und Andreas Jud wählen drei Zeichnungen und neun Fotos und beantworten unsere fünf Fragen.
Ansicht Flawilerstrasse
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das besondere widerspiegelt sich in der Umnutzungsthematik und dem Ort. Vorgefunden haben wir ein teilweise stillgelegtes Industriemühleareal. Das Areal entwickelt seine Atmosphäre aus der Aneinanderreihung von Industriebauten, die zwecks ihrer Nutzung ein eklektisches Ensemble von Industriezeitzeugen abgeben. Dieses Ensemble liegt direkt am ehemaligen Mühleweiher und unweit vom Dorfkern von Rickenbach, und wird von einem 55 Meter hohen Siloturm aus den 70er-Jahren dominiert. Gegenüber von diesem Ensemble, auf der anderen Uferseite des Mühleweihers, befindet sich ein 24 Meter hoher Siloturm, den wir durch einen Neubau ersetzt haben. Das Pilotprojekt versteht sich als Auftakt der Arealumnutzung, dem nun weitere Projekte folgen sollen.
Ansicht Mühleweiher
Unter der Autobrücke
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die Inspiration für das Projekt liegt im Ort und der vertieften Auseinandersetzung mit dem Wesen der industriellen Architektur. Besonders faszinierte uns die architektonische Wirkung des Vorgängerbaus. Die geschlossenen Fassaden unterdrücken jeglichen Dialog zwischen Innen und Aussen. Zusammen mit der ortsuntypischen Volumetrie des Silos wird eine spezifische Identität erzeugt. Das Aufbrechen dieser Anonymität und das Spannungsfeld zwischen lokalem Kontext und Landschaftsbezug galt es zu meistern.
Aufgang vom Weiher zur Flawilerstrasse
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der Ort war der zentrale Katalysator für dieses Projekt. Das Spezifische am Ort zeichnet sich durch die in den verschiedenen Höhenebenen einwirkenden Einflüsse aus. Auf der Ebene des Mühleweihers herrscht eine idyllische Atmosphäre, die durch das höher gelegene Viadukt der Kantonstrasse mit starkem Verkehrsaufkommen eine Zäsur erfährt. Darüber kommt eine ausgeprägte Weitsicht zum tragen, die eine atemberaubende Sicht in die Ostschweizer Kulturlandschaft frei gibt. Wir haben versucht, diese verschiedenen Einflüsse mit dem Gebäude zu paraphrasieren – vor dem Hintergrund einer Reminiszenz an den Vorgängerbau. Die innere Organisation wird massgeblich vom Wechsel der zwei Treppenhäuser und dem zentralen Liftkern bestimmt. Das strukturelle Rückgrat wird in der Wohnung zum Zentrum, was ein Rundum-Wohnen mit starkem Aussenbezug ermöglicht. Die Bürogeschosse werden durch die polygonale Grundrissfigur aus zwei Haupträumen geprägt.
Erdgeschoss
Eingang
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Am Anfang bestand die Absicht, den Siloturm umzunutzen. Es zeigte sich aber, dass die bestehende Grundrissfläche von 8x8 Meter kaum ein Potential für eine Gewerbenutzung zuliess. Erst die Möglichkeit eines Ersatzneubaus und der Entscheid, das Gebäude durch einen Anbau zum Weiher und zur Flawilerstrasse hin zu erweitern, machte das Projekt ökonomisch tragfähig. Positiv wirkte sich dieser Entscheid auch auf die Volumetrie aus, da die Anbauten sich in ihrer Höhenentwicklung dem natürlichen Terrainverlauf entgegensetzen, was das Haus spannungsvoll am Ort verankert.
Schlafzimmer
Esszimmer
Büro
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Mit der hinterlüfteten Metallfassade aus Titanzinkblech war es auf verschiedenen Ebenen möglich, präzise Antwort zu geben. Die Schuppung erinnert an ein Gürteltier, das sich vor den starken Umwelteinflüssen am Ort schützt. Weiter schafft die Schuppung eine Referenz zu den umliegenden Gebäuden, die mit Faserzementschindeln verkleidet sind. Das Metall stellt aber auch den Bezug zu den angrenzenden Gewerbebauten, die mit Stahlblech verkleidet sind, her und fügt sich so angemessen in die Umgebung ein.
Situation
Schnitt/Fassade
Grundrisse 2. UG / 1.+2. OG / 6. OG
Ersatzneubau Mühle Freudenau
2014
Wil SG
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Eberle Nafag AG, Gossau
Architektur
Furrer Jud Architekten GmbH, Zürich
Patric Furrer, Andreas Jud, Christophe Besson, Frédéric Muller
Fachplaner
Bauingenieur: Dr. Lüchinger + Meyer AG, Zürich
HLKS: Lüssy + Partner AG, Gossau
Elektroplaner: Dobler AG, Oberuzwil
Bauphysik: Baumann Akustik + Bauphysik AG, Dietfurt
Bauleitung
Bauleitung: Baukla Generalunternehmung AG, St. Gallen
Gesamtkosten
2.7
Gebäudekosten
2.2
Gebäudevolumen
3000 m3 (SIA 416)
Kubikmeterpreis
730
Fotos
Benedikt Redmann, Zürich