Das Mass der Platte

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Aufgrund der zeitlich befristeten Auftragsvergabe durch den Kanton Bern für Projekte im Bereich der Arbeitsintegration war es wichtig, innerhalb kürzester Frist und für ein minimales Budget 540 m2 Büroräume und Arbeitsplätze zu realisieren. Diese kantonalen Aufträge werden nach fünf Jahren neu ausgeschrieben, und ein Jahr war bereits um, als wir den Auftrag erhielten. Daher war ein temporärer Charakter des Einbaus mit der Möglichkeit einer Wiederverwendung an einem anderen Ort, oder zu einem anderen Zweck, von Anfang an ausschlaggebend und zwingend.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Allgemeine Bilder von temporären Strukturen, informellen Ausbauten oder provisorischen Konstruktionen waren durch das ganze Projekt hindurch unsere innere Vorgabe. Die Frage, die wir uns bei allen Entwurfsentscheiden immer stellen, ist: Wie weit können wir vereinfachen und reduzieren, ohne banal, billig oder ordinär zu werden.


Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Nachdem die vorherigen Einbauten entfernt worden waren, offenbarte sich dieser tolle überhohe, hallenartige Raum mit seinen quadratischen Betonstützen und den schönen gevouteten Deckenunterzügen. Die Erlebbarkeit dieser Struktur wollten wir unbedingt erhalten. Daher sind alle neuen Einbauten neben die bestehende Struktur gesetzt und stellen diese frei, anstatt sie einzubinden.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Ausschlaggebend für das Projekt war die Bereitschaft der Bauherrschaft, sich überhaupt auf diese radikale Reduktion einzulassen. Das Wissen um die Notwendigkeit dieses Ausbaus trotz bescheidenem Budget führte dazu, dass wir Komfortansprüche und Standards heutiger Büroinfrastrukturen gemeinsam grundlegend infrage stellten und auf einem Minimalkonsens basierend umsetzen konnten. Der Einsatz von auftraggeber-eigenen Arbeitsequipen hat zusätzlich zur Kostenreduktion beigetragen.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
In unseren Projekten sind wir immer auf der Suche nach einer selbstverständlichen Einfachheit, einer subtilen Logik, welche die Architektur fest im Alltäglichen verwurzel, wobei dieser Anspruch sowohl die Planung als auch die Materialisierung und Konstruktion umfasst. Ergänzend dazu versuchen wir, material- und konstruktionsinhärente Themen der Systematik, Fügung und Gliederung für den sichtbaren Ausdruck zu nutzen.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Wir haben dieses Projekt genutzt, um im Sinne eines echten Suffizienz-Gedankens für einmal alles auf ein wesentliches und notwendiges Minimum zu reduzieren. Grundrissorganisation, Materialisierung, und Fragen der Wieder- und Weiterverwendung von Dingen sind immer vor diesem Hintergrund gestanden.


Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Das volle Plattenformat von OSB-Standardplatten war Massgeber für alle Längen-, Höhen- und Öffnungsdimensionen. Somit konnte beinahe ohne Verschnitt gearbeitet werden, was wiederum Zeit und Geld sparte.