FIFA Sonnenberg

Zürich
Photo © Gaston Wicky
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Photo © Schwarz
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Picture © Schwarz
Architecten
Schwarz & Schwarz
Locatie
Aurorastrasse 100, 8032 Zürich
Jaar
2000

Projekt: Hauptsitz FIFA (Internationaler Fussballverband)

Umbau Neubau, Sonnenberg, Aurorastrasse 100, 8032 Zürich

Ruhig, zwischen Wald und Reben gelegen, mit einmaliger Sicht auf Stadt, Berge und See, und dennoch sehr zentral, gehört der Sonnenberg zu einem der schönsten Standorte in Zürich. Der Weltfussballverband Fifa, der seit 1932 seinen Hauptsitz in Zürich hat und bereits in verschiedenen Liegenschaften am Fusse des Sonnenbergs residiert, erwarb die Liegenschaft nach einem missglückten Architekturwettbewerb für eine umfassende Erweiterung ihres Hauptsitzes und nach einer Volksabstimmung 1996 von der Stadt Zürich im Baurecht. Der winkelförmige Bau aus der Jahrhundertwende sollte zum repräsentativen Hauptsitz umgebaut werden. Mit dem prominenten Projekt beauftragt wurde das Zürcher Architekturbüro Schwarz und Schwarz, das schon den 1. Preis des ursprünglichen Wettbewerbs gewonnen hatte.

Sein prägendes Aussehen hatte der markante, Ende des 19. Jahrhunderts als Kurhotel errichtete Komplex im Jahre 1908 durch einen An- und Umbau erhalten. 20 Jahre später kam die kastanienbestandene Terrassenanlage von 220 Metern Länge hinzu. In den dreissiger Jahren erfolgte der Ersatz der feingliedrigen Veranda an der Südseite durch einen klotzigen Vorbau mit Terrasse. 1959 baute man schliesslich auf der vorgelagerten Terrasse einen Gartenpavillon für die Sommernutzung des Restaurants. Das »Endprodukt« der zahlreichen Veränderungen war ein viergeschossiger, winkelförmiger Komplex ohne besonderes architektonisches Gewicht.

Dem Entwurf des Büros Schwarz und Schwarz liegt die Idee einer deutlichen Trennung von Alt und Neu zugrunde. Neu sind ein linsenförmiges Auditorium mit 120 Sitzplätzen und ein gegenüberliegender Treppen- und Liftturm, die den Eingang auf der Rückseite des Gebäudes rahmen sowie der geschwungene Restaurantpavillon, der auf der Vorderseite über dem Rebberg ruht. Die Neubauten sind bewusst nicht als angepasste oder untergeordnete Annexbauten konzipiert, sondern als eigenständige Elemente. Sie sind mit einer filigranen Lamellenstruktur verkleidet, ausser dort, wo sie voll verglast sind. Im ersten Moment mag der ausgeprägte Kontrast zwischen der denkmalgeschützten Fassade des Hotels Sonnenberg und den gerundeten, metallischen Kuben der Neubauten überraschen. Aber er überzeugt auch. Denn gerade das Nebeneinander alter und neuer Gebäudeteile verleiht dem Umbau sein charaktervolles Gesicht. Mit der Verlegung des Haupteingangs von der linken Seitenfassade auf die Rückseite schufen die Architekten ein neues »Eingangsgesicht«, das dem Gebäude zusammen mit dem grosszügigen Vorplatz, dem luftigen Entrée und der Alt-Neu-Komposition Eigenständigkeit und einen Signalcharakter verleiht.

Die Lamellenstruktur ist das die Architektur bestimmende gestalterische Element. Sie hat eine ästhetische Funktion, erfüllt aber auch eine funktionale Aufgabe als Sonnen- und Sichtschutz. Der Kritik, die Lamellen hätten keine konstruktive Notwendigkeit und einen rein dekorativen Charakter, kann entgegengehalten werden, dass sie die Körperhaftigkeit der Neubauten unterstreichen und so eine verbindende Struktur schaffen, durch die sich die einzelnen Baukörper dem Altbau diskret zuordnen. Mit der Lamellenstruktur wird die äussere Kongruenz des Auditoriums, des Treppenturms und des Restaurants noch zusätzlich betont, die sich schon aus den linsenförmigen Grundrissen der Bauten ergibt. Zudem wirken die gerundeten Körper durch die metallische Struktur leicht und fein. Insbesondere nachts, wenn das Licht zwischen den Lamellen hervorleuchtet, scheint sich die Masse der transluzenten Baukörper aufzuheben. Im Inneren des ehemaligen Hotels haben Funktionalität, offene, helle Räume und modernste Technik Einzug gehalten. Auf ungezwungene Weise wurden die Architekten der »Doppelfunktion« des Gebäudes mit seiner traditionellen Silhouette auf der einen und der modernen, repräsentativen Bürozone andererseits, gerecht. Dem Wunsch des neuen Hausherrn entsprechend, sollten Fussball-Elemente in die Bauten einfliessen. In Anlehnung an das Signet der Fifa gestalteten die Architekten die neuen Bauteile in Form von Spitzellipsen, deren Achsen die Richtungen der Promenaden übernehmen. Das Restaurant bildet dabei geometrisch das Gelenk der beiden Alleeachsen.

In den runden und elliptischen Formen haben die Architekten moderne gestalterische Analogien gefunden und den Neubauten Dynamik, schwebende Leichtigkeit und Transparenz verliehen. Gleichzeitig steht die in Leichtbauweise konzipierte Pavillonarchitektur von Schwarz und Schwarz mit ihrer Materialität und Formensprache bewusst ausserhalb der Tradition derjenigen Schweizer Architektur, die in der sogenannten »Betonkiste« ihren Ausdruck gefunden hat. Mit dem expressiven Gestaltungsprinzip, welches den Neubauten am Sonnenberg zugrunde liegt, greifen Schwarz und Schwarz gezielt auf eine Architektursprache zurück, mit der schon in der Vergangenheit gegen eine zu dogmatisch vertretene »Kistenarchitektur« Position bezogen wurde. So lassen sich die Gebäude beispielsweise mit dem in der Zeit der frühen Moderne entstandenen Privathaus des russischen Architekten Konstantin Melnikow vergleichen, das – ähnlich den Bauten am Sonnenberg – aus zwei sich überschneidenden Zylindern konzipiert ist. Melnikow schuf auf diese Weise einen dynamischen, spannungsvollen Bau und sprach sich damit gleichzeitig deutlich gegen die rein auf kubische Grundformen reduzierte, kistenförmige Architektur seiner Zeit aus.

So müssen die Bauten am Sonnenberg derjenigen internationalen Architektursprache zugeordnet werden, die sich durch einen experimentellen, innovativen und sinnlichen Umgang mit Form und Material auszeichnet, die orts- und inhaltsbezogen reagiert, und die dennoch eine eigene Position bezieht. Mit ihrem eleganten, transluziden Metallgerüst sowie dem ambivalenten Spiel von innen und aussen zitieren Schwarz und Schwarz eine technologisch-experimentell inspirierte Handschrift, wie sie beispielsweise in der raffinierten Fassade der Fondation Cartier von Jean Nouvel ablesbar ist oder in den filigranen Stahl-Glas-Körpern von Theo Hotz zum Ausdruck kommt. Neben dem Ausdruck höchster technischer Perfektion ist den Zürcher Architekten aber auch ein gekonnter Rückgriff auf traditionelle Gestaltungsmittel gelungen. Das Konstruktionsprinzip der Pavillons und ihrer mit Blechen gefächerten Dächern weckt dabei Erinnerungen an die Kapelle Sogn Benedetg von Peter Zumthor. Zumthor entwarf den sakralen Bau wie einen umgekehrten Bootsrumpf mit aufgefächerten Sparren und schuf so eine kunstvolle Synthese zwischen Poesie und Rationalität, Konstruktion und Ästhetik. Eine Synthese, die auch Schwarz und Schwarz in ihren Bauten am Sonnenberg umzusetzen vermochten.



Architektur

Schwarz & Schwarz dipl. Architekten ETH AA SIA, Zürich

www.schwarz-schwarz.ch

Bauherr

FIFA, 8030 Zürich

Kosten- Terminplanung, Bauleitung

Ero Bau AG

Bauingenieur

Karl Dietrich, Zürich

Elektroplanung

Mosimann & Partner, Dübendorf

Heizung Lüftung Sanitär Planung

Gruenberg & Partner, Zürich

Ausführung: 1998 - 2000

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