Siedlungsplatz Wohnüberbauung Katzenbach
Schattenwurf
19. januari 2012
Robin Winogrond Landschaftsarchitekten haben kürzlich einen Siedlungsplatz in Zürich-Seebach fertiggestellt. Robin Winogrond wählt zwei Zeichnungen und vier Fotos und beantwortet unsere fünf Fragen.
Siedlungsplatz
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Siedlungsplatz muss für die Bewohner der neuen 160 Genossenschaftswohnungen repräsentativer Anlaufpunkt sein und städtebaulich Identität für das Ensemble der neuen Wohnüberbauung Katzenbach-Seebach schaffen. Als einzig grösserer Aussenraum erfüllt er gleichzeitig eine Vielzahl weiterer Aufgaben. Das Besondere an der Bauaufgabe war es, eine hohe atmosphärische Dichte mit einem sehr vielfältigen Nutzungsangebot zu vereinbaren. Gestalterisch war deshalb das Ziel, die verschiedenen Nutzungen innerhalb einer starken, poetischen Leitidee Teil des Gesamtausdrucks werden zu lassen. Alle Elemente fügen sich nun zu einer mehrlagigen, graphischen Textur der Flächen.
Leitbild
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die Grundmotivation war es einen offenen Ort zu schaffen, in den man dennoch «eintritt», einen Ort, der einen fast träumerisch zum schlendern, beobachten und einfach da sein animiert. Das aus der Gesamtgestaltung der Siedlung entstandene Baumdach wird zum bestimmenden Thema der Platzgestaltung. Das Bild des Schattenwurfs der Blätter bestimmt den Bodenbelag, aber auch - wie Lichtflecke dazwischen einzeln aufblitzend - 3.70 Meter lange Sitzelemente aus Beton und eine kleine, reflektierende Wasserfläche. Zwischen Kronendach und lichtbeschatteter Bodenfläche bilden Baumstämme das thematische Motiv für die Formulierung aller Vertikalen. Auch die Stützen des in den Platz integrierten Quartierpavillons (Zita Cotti Architekten), die Pfosten der Seillandschaft und die wenigen Leuchten fügen sich in den Raumrhythmus des Baumhains und bilden gemeinsam einen Stammwald.
Plan
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Thema des Baumdachs leitet sich aus dem gestalterischen Konzept für die Freiräume der gesamten Siedlung ab. Jeweils abwechselnd akzentuieren Baum- und Gartenhöfe den städtebaulichen Kontext der aus Seilbauten mit entsprechend länglichen Zwischenräumen bestehenden Siedlung. Es war uns wichtig, dass ein Thema alle Freiräume der Siedlung verbindet. Der Siedlungsplatz reiht sich hier quasi als Baumhof ein.
Nutzungen
Inwiefern haben die Bauträgerschaft oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Durch die grosse Menge an Nutzern, die aus der Siedlung einen direkten Bezug zu ihrem Platz haben, wurde funktionale Vielfalt zum zentralen Inhalt. Der Ort bietet entsprechend viele unterschiedliche Nischen an, die parallel benutzt werden können, ohne dass der Raum überfüllt wirkt. Gleichzeitig sollte der Platz auch mit wenig oder keinen Besuchern seine atmosphärische Kraft haben.
Brunnen
Spielbereich
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Seit Jahren arbeite ich in der Landschaftsarchitektur mit einer persönlichen Theorie, vielleicht besser einem Gedankengang, den ich «dynamics of desire» nenne. Damit verstehe ich den urbanen Freiraum als einen Ort, der als Katalysator der Imagination dienen kann – als Impuls- und Signalgeber möglicher, unterschiedlicher Nutzungen. Ideal für diese Rolle sind starke, atmosphärische, dennoch abstrakte Gestaltungen, in denen der Besucher sich entlang persönlicher Wahrnehmung und Interpretation des Ortes seinem Begehr und Interesse öffnen kann. Mit dem Siedlungsplatz konnten wir hoffentlich das Angebot solcher Freiräume vermehren.
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!
Panorama
Siedlungsplatz Wohnüberbauung Katzenbach
2010
Zürich-Seebach
Auftragsart
WBW 1. Rang
Bauherrschaft
Baugenossenschaft Glattal Zürich
Landschaftsarchitketur
Robin Winogrond Landschaftsarchitekten, Zürich
Architektur
Zita Cotti Architekten, Zürich
Fachplaner
b+p Baurealisation AG, Zürich
Bauleitung
Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten, Zürich
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 91 Mio.
Gebäudekosten BKP 4
CHF 4 Mio.
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Lüscher Gartenbau, Zürich
Specogna Bau AG, Kloten
Auszeichnung
Nominierung «Das Beste»
Fotos
Robin Winogrond