Marché Patrimoine: Immobilienplattform für Baudenkmäler
Manuel Pestalozzi
28. juni 2021
Zum Angebot von Marché Patrimoine gehört auch eine Duplex-Wohnung in diesem Mehrfamilienhaus von Roberto Bianconi in Bellinzona, das in den 1970er-Jahren gebaut wurde. (Foto: Marché Patrimoine)
Der Schweizer Heimatschutz hat voriges Jahr gemeinsam mit der Stiftung Ferien im Baudenkmal eine Plattform für den Handel mit denkmalgeschützten Bauwerken eingerichtet. Nach erfolgreicher Pilotphase ist sie jetzt offiziell lanciert.
Für den Erhalt von Baudenkmälern ist sehr wichtig, dass sie sich in Händen von Menschen befinden, die sie wertschätzen und viel Geld und Energie in sie stecken. Doch wie finden altehrwürdige Bauten und kulturbegeisterte Liebhaber*innen zusammen? Die Stiftung Ferien im Baudenkmal und der Schweizer Heimatschutz haben voriges Jahr gemeinsam die Plattform Marché Patrimoine lanciert. Nach einer Testphase und einer anschliessenden grafischen Überarbeitung ist sie nun seit diesem Monat offiziell in Betrieb. Man wolle so die «aktive Teilhabe an der Erhaltung des gebauten Kulturerbes fördern und erleichtern, damit leerstehende oder vom Verfall bedrohte Baudenkmäler die Chance erhalten, angemessen und respektvoll genutzt und langfristig erhalten zu werden», schreibt der Heimatschutz zur Motivation.
Als Nischenprodukt ohne direkte Konkurrenz sei Marché Patrimoine während der Erprobung auf eine grosse und positive Resonanz gestossen, heisst es vom Heimatschutz weiter. Grosses Interesse gab es demnach gerade auch von Architekt*innen. Bis heute wurden auf der Plattform bereits 39 Objekte angeboten, von denen 15 tatsächlich vermittelt werden konnten.
Die Plattform ging aus einem Wettbewerb im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 hervor, umgesetzt wurde das Projekt mit der finanziellen Unterstützung des Bundesamtes für Kultur. Mit dieser staatlich subventionierten «Beeinflussung» des Immobilienmarktes mögen liberal eingestellte Zeitgenoss*innen Mühe haben. Aber sie kann auch als wichtiger Beitrag zur Pflege der nationalen Identität der Schweiz verstanden werden. Ausserdem macht die gute Sichtbarkeit der Kaufobjekte im Internet viele Menschen wohl erst auf diese Preziosen aufmerksam – und auf ihren aktuellen, mitunter auch kritischen Zustand.
Das Ärztehaus in Kappel des Aalto-Schülers Elmar Kunz befindet sich seit Beginn der Pilotphase auf der Plattform Marché Patrimoine. Findet sich eine Person, die in den Erhalt dieser Architektur investiert? (Foto: Verónica Mayer)
Beim Besuch der Plattform wird alsbald klar, dass der Kauf eines der Häuser nur etwas für besonders engagierte Personen ist. Die Rubrik Ratgeber etwa zeigt, wie mit den Bauten umzugehen ist. Auch wird deutlich, dass nur anerkanntermassen wertvolle Objekte auf Marché Patrimoine erscheinen, deren Schicksal von verschiedenen Institutionen und interessierten Einzelpersonen aufmerksam verfolgt wird. Es wird ferner auch klar, dass potenzielle Käufer*innen neben dem nötigen Kleingeld viel Energie und Leidenschaft mitbringen müssen. Hinter vielen der Angebote verbergen sich letztlich Rettungsaktionen. Das macht die Plattform und die Arbeit der Menschen dahinter umso wichtiger.
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