Markenbotschafter aus Holz und Grün
Ulf Meyer
4. 11月 2020
Foto: Christian Flatscher
Snøhetta hat die neue Zentrale von ASI Reisen in Tirol gestaltet. Architektonisch wie auch ökologisch hat der elegante Holzbau, der die Haltung des Unternehmens transportieren soll, etwas zu bieten.
Snøhettas Innsbrucker Studio hat für die Firma ASI Reisen, die schon seit Jahrzehnten auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert ist, ein Bürogebäude in Natters unweit der Tiroler Landeshauptstadt entworfen. Das neue Gebäude soll die Arbeitskultur des Unternehmens und – wichtiger noch – seine Wertschätzung für Natur und Umwelt zum Ausdruck bringen. Die viergeschossige Mischkonstruktion aus Holzskelettbau und Massivholzelementen nimmt insgesamt 65 Arbeitsplätze auf, die Grundrisse sind offen gestaltet. Nur der Keller und der Kern bestehen aus Stahlbeton. Holz kam für die Pfosten-Riegel-Fassade, die Fenster und Böden sowie die Akustikpaneele zum Einsatz. Die Innenräume überzeugen mit schönen Atmosphären und präzise ausgearbeiteten Details. Letztere werden zum Beispiel im Bereich der fein strukturierten Holzdecken besonders augenscheinlich. Eine Galerie lässt einen fliessenden Raum über mehrere Etagen entstehen, der Arbeitsplätze, Empfang, Cafeteria, Duschen und Umkleiden umfasst. Grosse Glasflächen eröffnen schöne Ausblicke auf die Berge und Wälder Tirols. Besucher*innen werden in einem «Base Camp» empfangen, einem Foyer über zwei Etagen, wo die Geschichte des Unternehmens auf Wandpaneelen erzählt wird. «Pflanzen-Regale» gliedert die Büros. Eine Brücke verbindet den Neubau mit einem bestehenden Gebäude nebenan, das Besprechungs- und Ruheräume beherbergt.
Foto: Christian Flatscher
Foto: Christian Flatscher
Bei der üppig begrünten Fassade wurde auf eine japanische Methode zur Holzkonservierung gesetzt, die ökologisch gewisse Vorzüge bietet – das Yakisugi. Dabei werden die Holzoberflächen karbonisiert. Verkohlt sind sie auch ohne Anstrich wasserdicht und haltbar. Schäden durch Insekten können so zudem auf natürliche Weise vermieden werden.
Foto: Christian Flatscher
Foto: Christian Flatscher
Ein Klettergerüst aus Metall, das an der Westseite auch als Balkon genutzt wird, ist der schwarzen Holzfassade vorgehängt. Kletterpflanzen dienen im Sommer als Blendschutz und zur Verschattung. Im Winter, wenn die Blätter gefallen sind, dringt hingegen mehr Sonnenlicht ins Gebäude, weshalb weniger geheizt werden muss. Auch reduziert die grüne Pufferzone den Energieaufwand für die Gebäudekühlung. Die Pflanzen, nicht weniger als 17 verschiedene Arten, wachsen in Trögen und verändern die Erscheinung der Fassaden im Laufe des Jahres. Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und speist das automatische Bewässerungssystem für die Pflanzen. Durch die grüne Hülle passt sich das Haus besonders gut in seine Umgebung ein.
Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe heizt und kühlt das Gebäude über die Fussböden. Sensoren messen stetig Raumtemperatur-, Luftfeuchtigkeit, CO2-Gehalt sowie die Windgeschwindigkeit; sie steuern automatisch die natürliche Lüftung über mechanisch angetriebene Lüftungsflügel. Genutzt werden dabei der thermische Auftrieb sowie der Winddruck, um das Gebäude mit Frischluft zu durchströmen. Der Öffnungsgrad der Lüftungsflügel sowie die Öffnungszeit und -dauer sind abhängig von der Umgebung und dem Raumklima.
Die Fertigstellung des Neubaus ist nicht nur aus architektonischer Sicht eine gute Nachricht, sondern auch für die Tourismusbranche, die aktuell besonders unter der Pandemie und den ergriffenen Gegenmassnahmen leidet.