Eine gute Wahl für Archijeunes

Elias Baumgarten
3. Juli 2024
Mit Offenheit und Experimentierfreude nutzt Andri Gerber verschiedene Medien, um Wissen über die gebaute Umwelt weiterzugeben. Hier erklärt er das Computerspiel «Where am I?», das geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine die Orientierung in Zürich erleichtern soll. (Foto: © ZHAW)

Fühlen wir uns in unseren Wohnungen wohl? Halten wir uns gerne auf den Strassen und Plätzen unserer Städte auf? Gelingt es uns, wertvolle Landschaftsräume vor der Zersiedelung zu schützen? Die Gestaltung der gebauten Umwelt geht alle an. Doch um sich einzubringen, brauchen die Menschen das nötige Grundwissen. Vermitteln möchte es der gemeinnützige Verein Archijeunes schon Kindern und Jugendlichen: Die vom Bund Schweizer Architektinnen und Architekten (BSA) und dem Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) getragene Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die baukulturelle Bildung zu einem festen Bestandteil des Schulunterrichts zu machen. 

Wie aber begeistert man junge Menschen für das Thema? Nicht immer gelingt es Expertinnen und Experten, ihr Fachwissen verständlich herunterzubrechen und vor allem mitreissend zu vermitteln. Archijeunes hat mit seinem neuen Präsidenten die richtige Person für diese Herausforderung gefunden: Andri Gerber ist bekannt für seine innovativen Ansätze in der Architekturvermittlung. Unter seiner Leitung programmierten Forschende der ZHAW 2020 das Computerspiel «Dichtestress» zum Verhalten im öffentlichen Raum in Pandemiezeiten. Später folgte das Spiel «Where am I?», das geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine helfen soll, sich in Zürich zurechtzufinden. Der Wissenschaftscommunity legte der Co-Leiter des Instituts für konstruktives Entwerfen der ZHAW derweil gemeinsam mit Ulrich Götz das Buch «Architectonics of Game Spaces» vor; die beiden gehen darin der Frage nach, was Architekturschaffende und Game Designer voneinander lernen können.

In «Dichtestress» müssen mit einem Virus infizierte Spieler so wenige Personen wie möglich anstecken. Die Schauplätze der sechs Level des Spiels sind historische Stadträume. (Foto: Elias Baumgarten)

Einen eigenen Weg ging Andri Gerber auch mit der Ausstellung «Architektur und Stadt im Spiegel der Karikatur», die 2020 in Winterthur zu sehen war: Er trug Karikaturen zusammen, die sich humorvoll, manchmal auch bitterböse mit der Arbeit von Architektinnen und Architekten befassen. So lustig und zugänglich die Schau war, so lehrreich war sie auch: Man wurde zum Beispiel gewahr, dass die Umweltzerstörung in den 1820er-Jahren bereits ebenso Thema war wie in den 70ern und heute.

Kurzum, Andri Gerber ist ein Meister der adressatengerechten Wissensvermittlung. Helfen wird ihm in seinem neuen Amt aber nicht nur seine architektonische und didaktische Expertise, sondern auch seine Mehrsprachigkeit: Er stammt aus Bergamo und wuchs in Italien auf. Vor seinem Wechsel an die ZHAW hatte er zudem von 2007 bis 2011 eine Professur an der École Spéciale d’Architecture in Paris inne. Bei Archijeunes folgt er Thomas Schregenberger nach, der seit 2013 amtete. Unterstützen werden ihn drei neue Vorstandsmitglieder: Anja Meyer, Ludovica Molo und Claudia Schwalfenberg. 

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