Wohngebäude Erlenmatt Baufeld G
Urbanes Wohnen am Stadtpark
14. aprile 2016
Steinmann & Schmid Architekten haben kürzlich eine Wohnüberbauung in Basel fertiggestellt. Peter Steinmann stellt sich unseren Fragen.
Westansicht
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Auf der Erlenmatt, einem ehemaligen Bahnareal der Deutschen Bahn, entsteht seit 2007 ein neues Stadtquartier. Bereits 1996 wurde von der Stadt Basel ein städtebaulicher Ideenwettbewerb durchgeführt. Der darauf basierende Bebauungsplan sieht verschiedene, unterschiedlich grosse, schollenförmige Baufelder vor, die sich um einen grosszügigen Stadtpark gruppieren. Das Baufeld G besetzt den nördlichen Bereich der Westscholle.
Das Besondere an diesem Baufeld liegt in der unmittelbaren Nähe zur hochliegenden Nordumfahrung der Stadt mit einem dazugehörigen, stillgelegten, 50 Meter hohen Entlüftungskamin. Das konfrontative Vis-à-vis der Tunneleinfahrt und der Strassenlärm bestimmen die Situation. Auf der gegenüberliegenden Seite des Baufelds befindet sich der Stadtpark mit der ehemaligen Bahnkantine.
Hof (nach Norden geschaut)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die Kubaturen der Gebäude sind über den Bebauungsplan vorgegeben. Die Herausforderung des Projekts liegt darin, an diesem sehr städtischen Ort qualitativ hochstehenden Wohnraum zu generieren. Der dreigeschossige Baukörper im Osten schafft dies mit einer attraktiven Orientierung gegen den im Osten liegenden Park. Die Wohnungen sind alle als durchstossende Typen konzipiert. Das achtgeschossige, 120 Meter lange Gebäude, das den westlichen Bereich besetzt, nimmt eine Art Filterfunktion auf. Die Wohnungen sind kompakt geschnitten und weisen alle eine geschützte Loggia auf. Die grösseren Wohnungen sind ebenfalls durchgehend mit dem Schlafbereich gegen die lärmabgewandte Seite angelegt.
Hof (nach Süden geschaut)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Die Wohnbauten auf dem Baufeld G reihen sich durchaus in das Werk von Steinmann & Schmid Architekten ein. Dies äussert sich einerseits in den extrem kompakt geschnittenen Grundrisstypen, die aus anderen Projekten weiterentwickelt wurden. Weiter besticht das Projekt durch eine grosse Ökonomie in der Erschliessung. Die Treppenhäuser des Hochbaus bedienen vier-, einmal sogar sechsspännige Wohnungsanordnungen.
Die Fassade zeigt ebenfalls eine Fortführung der architektonischen Entwicklung des Büros. Die Setzung der hochformatigen Fenster folgt dem Prinzip der präzisen Zufälligkeit, wie bereits in früheren Projekten zur Anwendung gekommen.
Wohnung
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Gesamte Quartier Erlenmatt wird nach den Prinzipien der 2000-Watt-Gesellschaft projektiert und realisiert. Im Rahmen des Energietages 2015 wurden die Baufelder der Westscholle zertifiziert. Äusseres Zeichen der nachhaltigen Energie ist die flächendeckende Solaranlage auf allen Gebäuden.
Treppenhaus
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Das Projekt stand von Beginn an unter einem gewissen Kostendruck. Dennoch ist es gelungen, eine werthaltige Fassade zu gestalten. Die hochformatig applizierten, weissen Klinkerriemchen verleihen dem Gebäude einen sehr präzisen Schnitt und formale Eleganz. Die grossformatige Fassade ist mit nuancierten, hellen Farbtönen in verschiedenen Feldern strukturiert. Das markante Volumen vermag in dieser durch die Verkehrsanlagen geprägten Umgebung ein selbstbewusstes Zeichen zu setzen und markiert das neue Stadtquartier weiträumig.
Situationsplan
Regelgeschoss
Treppenhaus
Wohngebäude Erlenmatt Baufeld G
2015
Basel BS
Auftragsart
Eingeladener Studienauftrag, 1. Preis
Bauherrschaft
Losinger Marazzi AG, Basel
Architektur
Steinmann & Schmid Architekten AG BSA SIA, Basel
Team: Peter Steinmann, Herbert Schmid, Alexander Stakelbeck (PL), Marta Paneque Mendoza, Jennifer Bumann, Jochen Seelos, Valeria Oberhofer
Bauleitung
Losinger Marazzi AG, Basel
Gebäudevolumen
Oberirdisch > 49.900 m3
Unterirdisch > 9.300 m3
Gesamt > 59.200 m3
Energiestandard
Minergie P, Areal nach den Kriterien der 2000-Watt-Gesellschaft
Fotos
Steinmann & Schmid Architekten AG, Basel
Bild 4+5: Ruedi Walti, Basel