Die Piazza neu denken
Jenny Keller
16. août 2016
Die Piazza del Campo in Siena. Bild: Guido Haeger via Wikimedia
Ein Artikel in der NZZ widmet sich den Freiflächen einer Stadt und bemängelt, dass in ihren «pittoresken Narrativen» die Städtebau-Geschichte beschönigt wird.
«Piazza, Forum und Agora werden oftmals als historisch verklärte Bilder gegen den Verlust des öffentlichen Raumes aufgerufen», lesen wir zu Beginn des Artikels «Die Piazza als Herausforderung für heutige Urbanisten» in der NZZ vom 13. August 2016 und lernen sodann, dass die Geschichte des Städtebaus, die historische Plätze seit dem späten 19. Jahrhundert untersucht, dafür verantwortlich ist. Autoren wie Camillo Sitte mit seinem urbanistischen Standardwerk Der Städte-Bau nach seinen künstlerischen Grundsätzen betrachtete den Platz als wichtige Zutat zur Schönheit einer Stadt – eine gesellschaftliche oder politische Bedeutung klammerte er aber aus. Ihre in diesem Sinne geschönte Bedeutung als Kommunikations-Raum erlangten die Plätze in den 1950er-Jahren durch die Nachkriegskonferenz «Congrès Internationaux d'Architecture Moderne» (CIAM) wieder, nachdem zwei Jahrzehnte davor Speer und Mussolini, die Macht ihrer Regimes ebenfalls durch kolossal gestaltete Freiräume zu kommunizieren wussten.
Zusammengefasst soll neu über die Stadt und die soziale Dimension von Architektur nachgedacht werden, denn: «Das Problem des popularisierten Modells der europäischen Stadt ist, dass Piazza, Forum und Agora als Ursprung demokratischer Öffentlichkeit in Anspruch genommen werden, dass historische Prozesse der sozialen Inklusion und Exklusion aber nicht gleichermassen thematisiert werden.»