Ersatzneubau Tagesstrukturen und Spielgruppe
Die kleine Raupe Nimmersatt
23. febrero 2012
Rolf Meier Martin Leder Architekten AG haben kürzlich einen Ersatzneubau der Tagesstrukturen und Spielgruppe in Ennetbaden fertiggestellt. Rolf Meier wählt drei Zeichnungen und drei Fotos und beantwortet unsere fünf Fragen.
Aussenansicht
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die grossen Grenzabstände zum Wald und Bach haben den Bauperimeter stark eingegrenzt. Gleichzeitig mussten sämtliche Räume im Erdgeschoss angeordnet werden. Deshalb entwickelten wir eine Gebäudetypologie, welche ohne Korridor auskommt und sich von Raum zu Raum erschliesst. Von der gemeinsamen Garderobe werden die beiden Nutzergruppen direkt erschlossen. Die Spielgruppe ist winkelförmig angeordnet, wodurch unterschiedlich bespielbare Raumzonen entstehen. Die Tagesstrukturen sind in einer X-förmigen Ausdehnung konzipiert, wobei die Küche durch die Insellösung ein gemeinsames Kochen mit den Kindern ermöglicht. Eine angrenzende Raumnische mit der Sitztribüne komplettiert das differenzierte Angebot.
Situation
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die einprägsamsten Erinnerungen aus unserer eigenen Vergangenheit sind doch die Erlebnisse. Also war die Wirkung das Ziel unserer Interventionen. Wir verzichteten daher bewusst auf das Absolute und Eindeutige und versuchten eine Vielschichtigkeit und Mehrlesbarkeit zu entwickeln. Wir haben Räume gebaut, die nicht nur eine Funktion erfüllen oder rational begründet sind, sondern die Emotionen ansprechen. Diese Sehnsucht nach Identität führte zu den haptischen und atmosphärischen Eigenschaften, welche aussen den Charakter des Gebäudes und innen die Raumstimmung definierten.
Innere Dachfaltung
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der Bauplatz zwischen imposanter Waldkulisse und Dorfbach hat uns von Beginn an inspiriert. Deshalb suchten wir mit dem Neubau schon bald einen starken Bezug zur Natur. Das Gebäudevolumen sollte mit seiner geknickten Wandabwicklung eine Verbindung mit der Umgebung eingehen. Zu den Wänden gesellte sich das gefaltete Dach und somit ergab sich ein umlaufendes Thema, welches uns zur Analogie der Raupe führte.
Grundriss
Inwiefern haben die Bauträgerschaft oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Der Bezug zur Schule, sprich zu den Kindern und Jugendlichen, hat uns stetig begleitet. Die markante Dachsilhouette verleiht dem Neubau einen spielerischen Auftritt, welcher eine starke Identifikation für die Benutzer zulässt. Gleichzeitig entstanden im Innern spezifische Räume, die anregend auf die Betätigung der Kinder wirken. Als Analogie der umlaufenden Eternitverkleidung diente uns die Geschichte der kleinen Raupe Nimmersatt.
Längsschnitt
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die Eternitverkleidungen für Fassaden und Dach wurden in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelt. Die umlaufende Stülpschalung aus schmalen Platten erzeugt eine lebendige Oberflächenstruktur. Ein Wechsel der Verlegerichtung bei den Gebäudeknicken strukturiert das Volumen zusätzlich. Die farbeloxierten Aluminiumscheiben generieren eine überzeichnete Plattenbefestigung, welche als ornamentale Auszeichnung das Raupenkleid vervollständigt.
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!
Tagesstrukturen
Ersatzneubau Tagesstrukturen und Spielgruppe
2010
Ennetbaden AG
Auftragsart
Planung und Realisierung nach 1. Preis Wettbewerb
Bauherrschaft
Gemeinde Ennetbaden AG
Architektur
Rolf Meier Martin Leder Architekten AG, Baden AG
Raphael Howald, Constanze Peinelt
Fachplaner
Holzbauingenieur: Josef Kolb AG, Uttwil
Bauingenieur: Heyer Kaufmann Partner, Baden
Elektroingenieur: P. Keller + Partner AG, Baden
HLK-Ingenieur: Mettauer AG, Mellingen
Landschaftsarchitekt: david & vonarx, Solothurn
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 2'315'000
Gebäudekosten BKP 2
CHF 1'865'000
Gebäudevolumen
2'177 m3 (SIA 416)
Kubikmeterpreis
858 CHF/m3
Energiestandard
Minergie ECO
Kunst am Bau
Fabia Zindel, Matrix GmbH, Basel
Fassadenkleid in Eternit mit Befestigungsscheiben in Aluminium
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Frunz AG, Nussbaumen
Element-Holzbau: Erne Holzbau AG, Laufenburg
Fassade: Neba-Therm AG, Olten
Fotos
Roger Frei Architekturfotografie, Zürich