Blickpunkt Chammerholz
Verkohlt und Gebürstet
14. enero 2016
Das Büro moos. giuliani. herrmann. hat kürzlich einen Neubau in der Nähe von Uster fertiggestellt. Christoph Schneider stellt sich unseren Fragen.
Ansicht vom Garten
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Besonders ist die Lage des Grundstücks und der Umgang mit dem Ort. Auf der Parzelle stand vorher eine freistehende Villa aus den 1960er Jahren. Neubauten auf dem benachbarten Grundstück im Süden behindern die Aussicht. Die Villa war komplett nach Süden orientiert mit Blick auf die Innerschweizer Alpen. Ein Umbau kam aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage. Daher plante man ein neues Gebäude, welches die verbleibenden Qualitäten des Grundstücks (Blick in den eigenen Wald und in die Glarneralpen) nutzt.
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die erwähnten Qualitäten inspirierten uns zu einem konsequenten Schottenbau, welcher den Blick zur Nachbarbebauung bewusst ausblendet. Lichthöfe ermöglichen dem Tageslicht, in die Tiefe der Grundrisse zu gelangen. Die Dimensionen des Gebäudes wurden durch Waldabstand und Baulinien definiert. Ein alter Nussbaum wurde geschützt und bildet unter seiner mächtigen Krone einen attraktiven Ort.
Blick von der Dachterrasse nach Westen
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der bestehende Geländeverlauf ermöglichte einen Zugang über eine Vorzone im Untergeschoss. Von dort werden die Wohneinheiten entlang schmaler Lichthöfe erschlossen. Die Umgebungsgestaltung wurde bewusst einfach gehalten, um den Übergang in den natürlichen Privatwald zu verbessern.
Auf der Suche nach einem geeigneten Fassadenmaterial stiessen wir auf ein Verfahren bei dem Holzlatten mit Feuer verkohlt und anschliessen gebürstet werden. Dass die Bezeichnung dieses Holzes «Chammerholz» mit der Adresse übereinstimmt ist reiner Zufall. Durch dieses Verfahrenkonnte auf chemisches Holzschutzmittel verzichtet werden. Die Fassade verändert ihre Farbe von dunkelbraun zu silbergau. Die Eigenschaften entsprechen denen von Thermoholz und benötigen keinen Unterhalt.
Lichthof einer Wohneinheit
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Der Auftraggeber forderte eine wirtschaftliche und architektonisch spannende Umsetzung. Die vier Wohneinheiten waren Vorgabe und gleichzeitig Herausforderung. Die gewendelte Treppe sowie die Anordnung der Küche in der südlichen Einheit wurden durch die Bauherrschaft angeregt. Ohne den Mut der Bauherrschaft zu innovativen Lösungen in Bezug auf die Grundrissgestaltung, Fassadematerialisierung und die speziellen Garagentore, wäre dieses Projekt weniger bemerkenswert geworden.
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Die grössten Projektänderungen waren der nachträgliche Einbau einer Liftanlage im nördlichen Hausteil sowie die Belichtung der Hobbyräume im Untergeschoss.
Zugangssituation
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die Rundumtore beim Zugang, welche die Schräge der Grundrissstruktur wie selbstverständlich berücksichtigen können, sind neben der erwähnten Fassadenvekleidung ein Merkmal des Gebäudes. Sie leisten einen wichtigen Beitrag an die Ästhetik und funktionieren hervorragend.
Situation
Untergeschoss
Schnitt
Erdgeschoss
Die Küche am Lichthof
Obergeschoss
Dachgeschoss
Blickpunkt Chammerholz
2015
Wermatswil ZH
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Baugesellschaft Chammerholz
c/o Odinga und Hagen AG
www.bplr.ch/projekte/chammerholz
Architektur
moos. giuliani. herrmann. Architekten, Uster
Roger Moos, Christoph Schneider, Damaris Hermann, Sara Kanese
Fachplaner
Bauingenieur: ibeg bauengineering gmbh, Uster
Landschaftsarchitekt: ryffel + ryffel Landschaftsarchitekten BSLA/SIA, Uster
Gebäudevolumen
4980 m3
Fotos
Sabrina Scheja, Heerbrugg