Metropolenglanz- Geschäftshaus Metropol
9. octubre 2007
Ein Hauch von Paris oder Mailand: der Haupteingang des Metropol aus der Arkade an der Börsenstrasse.
Fotos: Marco Blessano
‹Metropol› – in Zürcher Ohren hat dieser Begriff einen besonderen Klang. Für die einen, weil in dem Haus lange das städtische Steueramt untergebracht war, für die anderen wegen des legendären, mit einer Glaskuppel überwölbten (nur von Fotos bekannten) Grand Cafés – und überhaupt, weil ‹Metropol› so sehr nach dem klingt, was Zürich gerne wäre: eine Metropole.
Das von Heinrich Ernst als Architekt und Bauherr 1894 erstellte Gebäude war ein Pionier für Zürich. Es war das erste reine Geschäftshaus ohne eine einzige Wohnung und es war ein Eisenskelettbau, der mit seiner fast ganz in Glas aufgelösten Fassade die Moderne vorwegnahm. Im Kontrast dazu steht die üppige neobarocke Dekoration der Fassade, eine Pracht, die sich einst in den Räumen des Erdgeschosses fortsetzte.
Anfang der Neunzigerjahre restaurierte Architekt Peter Fässler die Fassaden. Zehn Jahre später beschloss die Stadt Zürich, das Steueramt ins neu erworbene Werd-Hochhaus umzusiedeln (HP 8/05) und das Metropol für 80 Jahre im Baurecht abzugeben. Die Bedingung war, das Erdgeschoss teilweise öffentlich zugänglich zu machen. Den Zuschlag machte im August 2004 die Bank Hofmann, die hier ihren Hauptsitz einrichten wollte und dafür einen Studienauftrag unter sechs Architekturbüros ausschrieb.
Der gläserne Zwischenbau im Hof verbindet die beiden Gebäudeflügel und schafft die nötigen Büroflächen.
Martin Spühler gewann, denn ihm gelang fast die Quadratur des Kreises: Er konnte den grössten Teil des Erdgeschosses für ein Restaurant freihalten, ohne dass die Bank auf ihre Räume verzichten musste. Des Rätsels Lösung ist der Verbindungsbau im Hof. Er schliesst nicht nur den bislang u-förmigen Grundriss zu einem Kreis, sondern er kompensiert auch die im Erdgeschoss ‹verlorenen› Flächen – ohne den strengen Denkmalschutz zu strapazieren. Mit Ausnahme von drei Prunkzimmern im 2. Stock erhielten die Büro- und Besprechungsräume einen zeitgemässen Ausbau; von der Originalsubstanz war kaum mehr etwas übrig. Einzig die Treppenhäuser sind hochkarätig geschützt und erstrahlen im alten Glanz. Das Herz des Hauses bildet wie einst der grosse, trapezförmige Saal unter dem Hof. Da vom Grand Café längst nichts mehr vorhanden war, wäre die Rekonstruktion ein falsches Spiel gewesen. So prägt nun die heutige Zeit den Raum.
Unter dem Hof, an Stelle des legendären Grand Café, liegt der trapezförmige Saal.
Metropolenatmosphäre strahlt das von Iria Degen gestaltete Restaurant aus, in dem einzig die Decke etwas gar tief hängt. Für die Architekten war der Umbau des Metropols «an der Grenze des Machbaren», wie Martin Spühler resümiert. Vom Entscheid des Studienauftrags Ende 2004 bis zur eisern fixierten Übergabe blieben gerade mal 19 Monate – ein enges Korsett allein schon für einen normalen Ablauf. Beim Metropol kamen noch der schlechte Bauzustand und die mangelnde Erdbebensicherheit als böse Überraschungen dazu, sodass dem Haus ein inneres (unsichtbares) Korsett verpasst werden musste.
Zudem wechselte auch die Bauherrschaft, als die Credit Suisse fünf ihrer Töchter, darunter die Bank Hofmann, zur Clariden Leu fusionierte. Diese hat hier nun neben dem Leuenhof an der Bahnhofstrasse ihren zweiten repräsentativen Sitz. WH
Der Zwischenbau im Hof ermöglichte es, im Erdgeschoss ein grosszügiges Café und Restaurant einzurichten.
Grundriss und Schnitt zeigen, dank dem Zwischenbau wurde das Erdgeschoss für die Öffentlichkeit freigespielt. öffentlich = grün (Restaurant, Saal, Foyer) halböffentlich= gelb (Konferenzräume) privat= rot (Bank)
Gesamtsanierung
Geschäftshaus Metropol
Zürich
2007
Bauherr
Clariden Leu AG
Zürich
Architektur
Martin Spühler Architekten
Zürich
Projektleitung
Heinz Kündig
Innenarchitektur Restaurant
Iria Degen Interiors
Zürich
Umbauphase
Januar 2005 - Juli 2007