Skulptur im Dialog
10:8 Architekten
10. abril 2019
Bild: René Dürr
10:8 Architekten haben letztes Jahr einen Bushof in Schwerzenbach nahe Zürich fertiggestellt. Georg Rinderknecht stellt sich unseren sechs Fragen.
Ort Bahnstrasse Schwerzenbach, 8603, ZH
Auftragsart Offener Wettbewerb, 1. Preis
Bauherrschaft Gemeinden Schwerzenbach, Volketswil, Fällanden, Greifensee
Baudirektion Kanton Zürich
Architektur 10:8 Architekten GmbH, Zürich | Projektleitung Gregor Schlup | Mitarbeit: Georg Rinderknecht, Katrin Schubiger, Rebekka Marxer, Filipa Costa
Fachplaner Hochbau: Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich ZH | Tiefbau: Ingenieurbureau Heierli AG, Zürich ZH | Landschaftsarchitektur: Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG, Zürich ZH | Verkehr: stadt raum verkehr - Birchler + Wicki, Zürich ZH
Jahr der Fertigstellung 2018
Gesamtkosten 5.8 Mio
Gebäudekosten 1.0 Mio
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeisterarbeiten: Strabag AG, Bereich Ingenieur- und Tiefbau, Schlieren, ZH | Metallbau/Fassaden: Petrig AG, Metallbau Sanitär, Volketswil, ZH | Dacharbeiten: Burlet AG, Fällanden, ZH
Fotos René Dürr
Bild: René Dürr
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Der öffentliche Verkehr in und um Zürich nimmt fortwährend zu. Dafür wird an den Bahnhöfen der Agglomeration immer mehr Raum benötigt. So auch in Schwerzenbach, wo der Busverkehr gestiegen ist. Die neuen Haltekanten und das Dach beanspruchen eine beträchtliche Fläche. Die Herausforderung lag darin, mit diesen neuen Elementen einen grosszügigen öffentlichen Raum zu bilden, der auch die Identität eines Zentrums ausstrahlt.
Wir wollten ein starkes Vis-à-vis zum bestehenden Bahnhofsgebäude von Max Vogt. Der Bau aus Sichtbeton hat eine Direktheit und gleichzeitig einen sehr differenzierten Umgang in der volumetrischen Ausformulierung. Die zweite wichtige Entwurfsebene war die Anordnung der Haltekanten und die funktionalen Abläufe rund um den Busbetrieb. Sie führt uns zur Positionierung der sieben versetzten Stützen mit den dazugehörigen Oberlichtern und letztlich zur diagonal verlaufenden Tragstruktur.
Bild: René Dürr
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?Der eher anonym wirkende Ort wird durch Gebäude aus den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren gerahmt. Die ortsbauliche Eingliederung bestand darin, vorhandene Identitätsmerkmale zu verstärken. Dieses Ziel erreichten wir durch das Schaffen eines Ensembles zusammen mit dem Bahnhof. Das starke Gegenüber bindet nun die Gebäude an einen gemeinsamen öffentlichen Raum.
Ein wichtiger Schwerpunkt unserer bisherigen Tätigkeit liegt an der Schnittstelle von öffentlichem Raum und öffentlichem Verkehr: Das Thema der Gestaltung von Infrastrukturbauten begleitet uns schon seit den Gründungsjahren unserer Firma. Nach der Umsetzung der Stadtbahnstationen im Kanton Zug konnten wir nahtlos in die Planung und Umsetzung des Bahnhof Oerlikon einsteigen. Seit mehreren Jahren beschäftigen wir uns zudem mit dem Ausbau des Bahnhofs Winterthur und der Planung und Umsetzung der Limmattalbahn.
Bild: René Dürr
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?Die Arbeit am Infrastrukturbauwerk war sehr interdisziplinär. Die Ingenieurbaukunst spielte eine wichtige Rolle. Wir betrachten das weniger als Tendenz, sondern als Arbeitshaltung. Die Formgebung, das Herauswachsen der Struktur aus den Betonscheiben, ist einerseits Ausdruck der Kraftflüsse und der geometrischen Disposition. Um die gestellten Themen jedoch skulptural umsetzen zu können, musste die Gestaltung von Beginn an synchron entwickelt und mit der Ingenieurdisziplin verhandelt werden.
Ganz klar der Beton. Dieses Material hat die Eigenschaft gleichzeitig kräftig und filigran zu sein. Mit verschiedenen Schalungstechniken differenzierten wir die Oberflächen von Tragwerk und Untersicht. Der Baumeister ist mit seinen Arbeitsetappen stark auf die Gestaltung eingegangen. Sein Verständnis für unsere Anliegen und die Zusammenarbeit war für das heute sichtbare Resultat sehr wichtig.