Identität in der Industriezone
HILDEBRAND
4. julio 2019
Foto: Roman Keller
In Steinhausen hat das Büro HILDEBRAND einen Bürobau für die Hapimag AG gestaltet. Er ist zugleich der neue Hauptsitz der Firma. Thomas Hildebrand stellt sich unseren Fragen.
Ort Sumpfstrasse 18, 6312, Steinhausen, ZG
Auftragsart 1. Preis, eingeladener Wettbewerb
Bauherrschaft Hapimag AG
Architektur HILDEBRAND
Generalplaner ARGE aus HILDEBRAND und Ghisleni Partner AG
Fachplaner Bauingenieur: Ferrari Gartmann | Elektroingenieur: Hefti Hess Martignoni | HLKKS Ingenieur: Hans Abicht AG | Akustik und Bauphysik: Gartenmann Engineering | Brandschutzplaner: Hefti Hess Martignoni | Fassadenplanung: Reba Fassadentechnik
Bauleitung Ghisleni Partner AG
Jahr der Fertigstellung 2018
Gebäudekosten CHF 24 Mio.
Gebäudevolumen 39'040 m3 SIA 116
Energiestandard Emissionsfreies Bürogebäude mit Seewasserwärmepumpe
Auszeichnung Best Architects 19
Fotos Roman Keller, Erica Overmeer
Foto: Roman Keller
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Die Gestaltung von Bürobauten gehört zu den spannendsten Bauaufgaben unserer Zeit. Denn die Art und Weise, wie wir arbeiten, verändert sich rasant. Dabei zeichnen sich zwei wesentliche Veränderungen ab: Die zunehmende Spezialisierung führt zu einer vermehrten Fragmentierung der Arbeitswelt. Gleichzeitig brauchen wir aber eine gemeinsame Lebensvision. Direkter Austausch und Kommunikation werden wichtiger denn je. Diese zunächst scheinbar widersprüchlichen Entwicklungen verlangen nach neuen architektonischen Lösungen. Im konkreten Fall verbindet unser Entwurf ein rationales, flexibles Büroraster mit einem irrationalen, emotionalen Raum. Der Fokus liegt dabei auf dem räumlichen Erlebnis, fördert die soziale Durchmischung und stärkt die Identität und das Gemeinschaftsgefühl der Firma.
Foto: Roman Keller
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?Wir stellen uns der Komplexität und Herausforderungen unserer Zeit. Mit räumlichen Gesten ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen und die Gesellschaft zu beeinflussen, war unsere Inspiration.
Der Bauplatz in der anonymen Industriezone, in welcher der menschliche Massstab fehlt, hat die zwei wichtigsten Gesten des Entwurfs geprägt: Der quadratische Gebäudekörper ist im Norden der Parzelle direkt an die Autobahn gesetzt. Südlich des Hauptsitzes der Hapimag AG entsteht dadurch ein Park, der sowohl den eigenen Mitarbeitenden als auch externen Besucher*innen zur Verfügung steht. In der Mitte des Baus windet sich eine ellipsenförmige Betonrampe über alle Stockwerke empor. So entsteht ein grosszügiges, natürlich belichtetes Atrium, das den strikten Büroraster bricht und ein sinnliches Erlebnis ermöglicht. Das Atrium und die skulpturale Rampe schaffen offene Begegnungs- und verspielte Kommunikationsräume, die den informellen Austausch zwischen den Mitarbeiter*innen fördern. Die innere Struktur des neuen Hauses erlaubt verschiedene Raumeinteilungen und bietet eine zeitgemässe und flexible Umgebung für unterschiedliche Arbeitsformen.
Foto: Erica Overmeer
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?Durch unseren Entwurf ist ein Ort der Begegnung entstanden, welcher dem Geschäftsmodell der Firma entspricht. «Sharing» ist die Grundidee der Hapimag. Eines der grössten Komplimente haben wir ein halbes Jahr nach der Fertigstellung von der Geschäftsleitung erhalten: Das Gebäude wirke beschleunigend auf die Transformation der Unternehmenskultur, indem die Kommunikation zwischen den Mitarbeiter*innen massiv verbessert wurde.
Foto: Roman Keller
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?Dieses Projekt ist für uns wichtig, da verschiedene Ansprüche, die wir an unsere Architektur stellen, umgesetzt werden konnten. Unsere Arbeiten sind geprägt von Sorgfalt und einem kreativen Umgang mit der gegebenen Situation. Die daraus resultierenden architektonischen und städtebaulichen Lösungen reflektieren den Ort und verfügen über eine starke Identität. Wir setzen uns leidenschaftlich für eine Architektur ein, die den Nutzer*innen einen emotionalen Zugang ermöglicht und ihre Fantasie anregt. Gleichzeitig sind unsere Gebäude und Räume robust und flexibel nutzbar – und damit offen für aktuelle und künftige Lebens- und Arbeitsweisen.