Umbau und Anbau historisches Wohnhaus mit Gewerbe

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Kirchgasse ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder (ISOS), das Haus im kommunalen Register der Denkmalpflege. Auf der Rückseite fliesst der Dorfbach, seeseitig ist das Haus zusammengebaut, bergseitig teilt es sich eine schmale Gasse mit dem Nachbarn. Die Personen im Umfeld kenne ich aus meiner Kindheit – die Kontakte galt es zu pflegen. Einerseits sind es diese juristischen und persönlichen Rahmenbedingungen, andererseits war das Finden nach den räumlichen Qualitäten im Bestand eine Herausforderung, ist doch das Haus in den letzten 300 Jahren durch diverse bauliche Eingriffe nahezu komplett verunklärt worden.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Bilder aus dem Biedermeier wie jene Carl Spitzwegs, namenlose Architekturen aus dem Fundus der kantonalen Denkmalpflege, aber auch Materialstimmungen wie die glänzende Oberfläche von Leinölfarbe. Selbstverständlich und vor allem Häuser ähnlicher Wesensart, begegnen die einem doch täglich.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die verschiedenen Qualitäten der zwei Hausseiten Strasse und Bach bestimmten massgeblich die architektonischen Eingriffe. Die bescheidene Repräsentation der Stuben zur Strassenseite wurde gestärkt, die dienenden Räume komplett auf der Bachseite angelegt. Der neue Anbau entstand im Rahmen einer Gesamtplanung der bachseitigen Anbauten dieses Kirchgassenabschnittes und berücksichtigt die Geometrie des Baches sowie die zum See hin abfallende Topografie anhand unterschiedlicher Traufhöhen. Der äussere Ausdruck bewegt sich zwischen Eingliederung und eigenem bescheidenen Charakter.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die Nutzung des Hauses mit Gewerbe im Erdgeschoss und Wohnungen darüber war meinerseits nicht verhandelbar, aber auch allseits akzeptiert. Durch die Erreichung einer Ausnahmebewilligung für den neuen Anbau konnten die Qualitäten und auch die Wirtschaftlichkeit entschieden gestärkt werden, so dass alle anderen Entscheide relativ einfach zu erreichen waren.

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Selbstverständlich entwickelte sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zur Vollendung – doch die Grundrisstypologie des zweiraumtiefen Hauses mit mittiger Erschliessung, sowie die Nutzung mit Gewerbe im Erdgeschoss, Wohnen in den Obergeschossen und Atelieranbau am Bach, bestimmten klar die Rahmenbedingungen.