Gemeinschaftswohnen 'Am Hof' Köniz
Prägnante Geschwister
9. Februar 2012
Die ARGE Durrer Linggi Architekten und BEM Architekten hat kürzlich einen Gemeinschaftswohnbau in Köniz fertiggestellt. Patrik Linggi wählt zwei Zeichnungen und vier Fotos und beantwortet unsere fünf Fragen.
Ansicht Punktbau
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Nutzerschaft ist ein genossenschaftlich organisiertes Alterswohnmodell, konzipiert und offen für BewohnerInnen in der zweiten Lebenshälfte. Gemeinschaftliche Räume und Begegnungszonen sowie nachbarschaftliche Unterstützung und Angebote sollen der Bewohnerschaft helfen möglichst lange selbständig zu bleiben. Ein gemeinsamer Garten sowie Kleingewerbe und Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss schaffen Gelegenheit für spontanen Austausch.
Ansicht von der Gärtnerei
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Die Typologie eines Dialogs von Lang- und Punktbau liegt der städtebaulichen Setzung zugrunde. Die beiden Baukörper sind wie zwei Geschwister konzipiert, welche unverkennbare Ähnlichkeiten aufweisen, aber auch ihre individuelle Stellung innerhalb der gemeinsamen Situation behaupten. Der Langbau dehnt sich dynamisch gespannt über neunzig Meter und schirmt den gemeinsamen Garten von der Strasse ab. Dem Punktbau liegt ein Rhomboid zugrunde, das auf die verschiedenen Seiten differenziert in Erscheinung tritt.
Situation
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Areal im Zentrum von Köniz liegt in verschiedener Hinsicht am Übergang. Es liegt an der schmalsten Stelle zwischen den Ausläufern vom Gurten und vom Könizerberg. Der Langbau nimmt mit seiner konkaven Geste den Hangdruck auf und reagiert auf die grossräumlichen Richtungen im Stadtkörper. Der Punktbau rotiert um einen zentralen Kern und schlägt die Brücke über die Geleise zum Zentrum von Köniz. Der architektonische Ausdruck und die Materialwahl referieren auf die latent spürbare industriell-gewerblich geprägte Vergangenheit.
Grundriss Obergeschoss
Inwiefern haben die Bauträgerschaft oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Das Wohnen als architektonische Aufgabe ist für uns von besonderem Interesse, weil es sehr unmittelbar mit der Gesellschaft verknüpft ist. Die Erforschung von Typologien und Strukturen, welche Antworten auf gesellschaftliche Entwicklungen zu geben versuchen, sind eine spannende und anregende Tätigkeit, welche wir gerne bis ins ausgeführte Detail entwickeln und begleiten. Im Projekt für Köniz haben Besonderheiten im Organigramm dazu geführt, dass unsere Einflussmöglichkeiten beschränkt waren.
Treppenhaus im Punktbau
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Im Wettbewerb war der Langbau als zweispännige Typologie bespielt, um sämtlichen Wohnungen zweiseitige Orientierung zu ermöglichen. In der Weiterbearbeitung wurde diese Anordnung aus ökonomischen Gründen in Frage gestellt. Im realisierten Projekt ist der Langbau durch einen Laubengang erschlossen. Unseren Anspruch, allen Wohnungen im Langbau beidseitige Ausrichtung und Besonnung zu ermöglichen, haben wir durch eine strukturelle Gliederung alternierender Y-Gabeln umgesetzt. Die Kammern nehmen Zimmer und Nebenräume auf und formulieren für jede Wohnung einen zonierten offenen Raum, der sowohl von beidseitiger Belichtung profitiert als auch Rückzugsmöglichkeiten bietet.
Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Kritiken!
Zonierter Wohnraum
Gemeinschaftswohnen «Am Hof» Köniz
2011
Köniz BE
Auftragsart
Projekt- und Investorenwettbewerb 2006, 1. Ankauf mit Zuschlagserteilung
Bauherrschaft
Gebäudeversicherung Bern, Investor
Losinger Construction SA, Totalunternehmung
Genossenschaft Zukunftswohnen, Nutzer
Architektur
ARGE Durrer Linggi Architekten AG / BEM Architekten AG, Zürich
Laura Aparicio Alvarez, Urs Blunschi, Frank Cottier, Björn Diehl, Richard Durrer, Justina Egli, Björn Eichenberg, Ann-Sophie Jarvis, Nadja Kernen, Patrik Linggi, Christian Müller, Marlène Oberli, Katrin Pfäffli, Dominik Scheuchzer, Milena Sobanski, Caroline Stieghorst, Teresa Torres, Raphael Ziltener
Fachplaner
Landschaftsarchitekt: Hager Partner AG, Zürich
Bauingenieur: Emch + Berger AG, Bern
HLKS-Ingenieur: Energieatelier AG, Thun
Elektroingenieur: CSP Meier AG, Bern
Bauleitung
Losinger Construction SA, Totalunternehmung, Köniz
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 23 Mio.
Gebäudevolumen
28'300 m3 (SIA 416)
Energiestandard
Minergie
Fotos
Architekten