Limmat Tower
Leuchtturm der Urbanisierung
24. März 2016
Das Büro huggenbergerfries hat kürzlich den Limmat Tower in Dietikon fertiggestellt. Lukas Huggenberger stellt sich unseren Fragen.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Limmat Tower ist das verbindende Element zwischen dem Kern von Dietikon und dem neuen Stadtquartier Limmatfeld. In dieser Funktion ist er gleichzeitig Landmark und Teil des Kontextes. In der Fernwirkung tritt das Hochhaus als Solitär in Erscheinung. In der Nahwirkung ist es in die städtische Struktur eingebunden. Die Gestaltung der Fassade nimmt Licht- und Wetterstimmungen auf und verschmelzt das Gebäude mit dem Himmel. Dies unterstreicht die volumetrische aufstrebende Entwicklung des Limmat Towers. Die Form und Gestaltung wird dem Umstand gerecht, dass ein Hochhaus ästhetisch nicht nur im unmittelbaren Kontext zu bestehen hat, sondern auch aus grösserer Entfernung.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Hochhaus schreibt sich in die schiefwinklige Geometrie des Grundstückes ein. Aus dem Sockelbau über die Rücksprünge entwickelt sich der Limmat Tower von der Strassengeometrie zu einem regelmässigen Fünfeck. Der sechsgeschossige Sockelbau mit der doppelgeschossigen Kolonnade leitet den Stadtraum der Überlandstrasse ins Quartier ein. Aus diesem, in der Situation verankerten Volumen entwickelt sich das Hochhaus. Ein Rücksprung im 11. Geschoss auf der Ostseite und ein Rücksprung im 15. Geschoss auf der Westseite verleiht dem Limmat Tower seine charakteristische Silhouette. Diese richtet sich frontal zum Bahnhof und zum Zentrum von Dietikon aus. Gefaltete Formelemente zeichnen den Baukörper nach und unterstützen optisch die Vertikale. Gegen die Turmspitze wird das Relief tiefer und die Faltung grösser. Dies bildet sich sowohl in den Fassaden wie auch in den Grundrissen ab.
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Die kompakten und effizienten Wohnungsgrundrisse wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber weiterentwickelt. Die Wohnungsgrundrisse verschmelzen die schiefwinklige Geometrie des Pentagons mit den orthogonalen Zimmer-Ankleide-Bad Einheiten. Der Zugang zur Wohnung erfolgt über ein grosszügiges Entrée, das jeweils von den vertikalen Erschliessungskernen geformt wird, und öffnet den Blick in die Ferne. Die Wohn- und Essräume entwickeln sich jeweils vom Zugang über Eck. So öffnet sich in jeder Wohnung der Panoramablick über das Limmattal. Um die Tiefe des Baukörpers optimal nutzen zu können, ist mindestens ein Zimmer pro Wohnung als Suite aufgebaut. Durch eine Ankleide und ein Bad gelangt man in die Schlafzimmer. Die grösseren Wohnungen sind in den unteren Geschossen angeordnet, die kleineren in den zurückgestaffelten oberen Geschossen. So konnten die Preise über das gesamte Gebäude einheitlich gestaltet werden.
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Der Limmat Tower ist nach den Kriterien von LowEx konzipiert. Dabei wird der hochwertige Anteil der Energie (Exergie) minimiert. Es wurden verschiedene Massnahmen umgesetzt: Einerseits bezieht der Limmat Tower für die Wärmeversorgung Abwärme aus der Abwasserreinigungsanlage Dietikon. Dank einem System, welches konsequent auf tiefe Temperaturen setzt, kann sowohl in der Warmwasserproduktion wie auch in der Bereitstellung der Heizenergie der Niedertemperatur-Bodenheizungen die Exergie zusätzlich reduziert werden. Das Warmwasser wird in fünf Frischwasserstationen hygienisch einwandfrei im Durchlauf bereitgestellt.
Die kontrollierte Komfortlüftung ist als System mit dezentraler Zuluft über die Fassade mittels Airbox konzipiert. Dies hat den grossen Vorteil, dass die vertikalen Steigzonen für die Lüftung auf etwa die Hälfte reduziert werden können. Dies ist in einem Hochhaus ein wesentlicher Faktor der Ökologie und der Ökonomie. Die Komfortlüftung hilft in den unteren Geschossen die Lärmbeeinträchtigung zu minimieren, und löst in den oberen Geschossen die Problematik der hohen Winddrücke an der Fassade.
Ein weiteres Element der Ökologie und des Komforts bildet der Digitalstrom. Digitalstrom benutzt die gewöhnliche Verkabelung, um Informationen zu transportieren und erlaubt es, einzelne Bezüger zentral zu steuern. Dies hat neben Aspekten des Komforts den Vorteil, dass die Bezüger auch zentral oder zeitgesteuert ausgeschaltet werden können, was wiederum den Energieverbrauch reduziert.
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die gefaltete Fassadenstruktur entwickelt sich kontinuierlich von den unteren Geschossen zum oberen Abschluss des Limmat Towers. In den unteren drei Bürogeschossen ist die Fassade lediglich ein Relief. Aus diesem Relief entwickelt sich in drei Schritten eine Serie von Bow-Windows, die für die Wohnungen räumlich prägend sind. Die Entwicklung hin zu einem baukörperlichen Prinzip lässt den Limmat Tower in den obersten Geschossen feingliedrig erscheinen und unterstützt so die vertikale Struktur der Fassade. Die durchlaufenden Lisenen sind aus dem Fassadenprinzip gefaltet und entwickeln einen aufstrebenden Zug zum Himmel.
Die Fassadenverkleidung in Alucobond gewährleistet höchste Präzision, die für dieses feingliedrige System entscheidend ist. Die vorgehängten Fassadenelemente wurden im Werk zugeschnitten und genutet, und dann vor Ort in ihre dreidimensionale Form gefaltet. So konnten die Lastwagenfahrten auf ein Minimum beschränkt werden.
Die Oberflächenbeschichtung ermöglicht ein reiches Lichtspiel auf der Fassade. Licht- und Wetterstimmungen lassen diese lebendig erscheinen und verleihen dem Limmat Tower einen vielfältig wechselnden Ausdruck.
Situation
Grundrisse
Schnitt
Limmat Tower
2015
Dietikon
Auftragsart
Wettbewerb
Bauherrschaft
Halter Entwicklungen AG, Zürich
Architektur
huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA, Zürich
Fachplaner
Landschaftsarchitektur: Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG, Zürich
Bauingenieur: Synaxis AG, Zürich
HLKS: Energieatelier, Thun
Bauphysik: Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen
Elektro: R+B engineering ag, Brugg
Brandschutz: A+F Brandschutz, Basel Zürich
Verkehrsplanung: Enz & Partner, Zürich
Totalunternehmung: Priora AG, Zürich
Totalunternehmung
Priora AG, Zürich
Gebäudevolumen
80’025 m3 (SIA 116)
Fotos
Beat Bühler, Zürich
Georg Aerni, Zürich