Cinémathèque suisse
Heimat für das kollektive Filmgedächtnis
2. Juni 2016
EM2N haben kürzlich die Cinémathèque suisse in Penthaz fertiggestellt. Die Architekten beschreiben das Gebäude.
Der Charme der bestehenden Cinémathèque lag paradoxerweise in ihrer einfachen und utilitären Erscheinungsform. Die Heimat des nationalen kollektiven Filmgedächtnisses präsentierte sich als eine Akkumulation von Baracken, unprätentiös, mehr dem Inhalt als seiner Verpackung verpflichtet. Das Erweiterungsprojekt akzeptiert diese Ausgangslage und macht sie sich zu eigen.
Die Struktur der bestehenden, linear aneinander gereihten Bauten wird durch neue Zufügungen und Überformungen in eine komposite, mehrdeutige Form von parallelen, unterschiedlich langen Körpern überführt. Lediglich die Kopfsituation wird durch schräge Schnitte ausgezeichnet, der Bau erhält ein Gesicht.
Grundriss Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Obergeschoss
Schnitte
Situation
Auch im Innern ist das Prinzip der aneinander gelagerten Baukörper spürbar. Die drei übereinander liegenden Haupterschliessungen durchstossen die parallelen Schotten senkrecht und machen so die sequentielle Anordnung der Balken erlebbar. Die eingehängten Sitzungszimmer in der zweigeschossigen Eingangs- und Ausstellungshalle sind wiederum durch Fenster miteinander verbunden. Diese erzeugen in der Durch- und Quersicht perspektivische Tiefe, wie auch Assoziationen zu filmischen Effekten wie Montage und Schnitt.
Während die öffentlichen Bereiche und alle Arbeitsplätze in Penthaz I konzentriert werden, ist das eigentliche Archiv auf der anderen Strassenseite als rein unterirdisches Lager konzipiert. Die funktionalen und atmosphärischen Nebenwirkungen werden dadurch auf ein absolutes Minimum beschränkt. Penthaz II ist eine Art von superfunktionalem Bunker, welcher den optimalen Schutz der kulturell wertvollen Artefakte sicherstellt.
Auf einfache Art und Weise entsteht eine städtebauliche Disposition, welche einerseits auf die Weite der angrenzenden Ackerlandschaft reagiert und andererseits der Institution Cinémathèque suisse eine klare und pointierte Adresse verschafft. Die neue Hülle aus rostendem Stahl, einem industriellen Material mit sinnlicher Ausstrahlung, ummantelt die gesamte Anlage und bindet bestehende und neue Teile zusammen. Die langsame Verwitterung des natürlichen Materials verweist auf die bewahrende Funktion des Archivs und verleiht dem Komplex eine eigene, differenzierte Identität. Die modulierte, verdichtete Dachlandschaft aus flach geneigten, begrünten Dächern greift das Thema von industriellen Produktionsstätten oder Filmstudios auf.
Cinémathèque suisse
2015
Penthaz VD
Architektur
EM2N, Zürich
Auftragsart
Wettbewerb
Auftraggeber
Bundesamt für Bauten und Logistik BBL
Raumprogramm
Archivflächen, Büros, Konferenzräume, Werkstätten, Auditorium, Foyer, Kino, Bibliothek
Grösse
Bruttogeschossfläche: 13’110 m2
Fotos
Roger Frei, Zürich