Lukas-Hof
«Erker-Wohnen» im Kreis 4
19. Mai 2016
Das Architekturbüro von Beat Rothen hat kürzlich den Lukas-Hof in Zürich fertiggestellt. Birgit Rothen stellt sich unseren Fragen.
Gestaffelte Volumen zur Brauerstrasse
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das grosse Bauvolumen wurde mit einer hohen Ausnützung in die Quartiererhaltungszone integriert. Durch die volumetrische Unterteilung des Baukörpers verleihen die Erker, Rücksprünge und Attikaaufbauten dem grossen Gebäude einen Rhythmus und einen quartierverträglichen Massstab. Der hochwertige und spezifische Ausdruck wird geprägt durch die Fassade aus keramischen Platten, welche mit ihrer Robustheit in diesem Quartier bestehen kann. Das Gebäude wirkt beständig und kann in diesem Umfeld gut altern.
Erkerdetail zum städtischen Raum
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der Lukas-Hof beinhaltet 29 kleine Stadtwohnungen. Diese dienen der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich als Renditeobjekte, damit diese weiterhin seelsorgerisch tätig sein kann. Das Gebäude soll für ein Gebiet, das in den letzten Jahren wenig Neuerung erfahren hat, eine neue Identität schaffen.
Erlebbare Strassenräume durch vorspringende Erker
Das gestaffelte und mit Erkern differenzierte Volumen fügt sich wie selbstverständlich in das Quartier ein und schafft ein neues städtisches Wohnen in einem nicht unproblematischen Umfeld. Das Dach des Zwischenbaus bietet Fläche für Urban Gardening, und zusammen mit dem Innenhof dienen diese Räume als attraktive, vielfältige Aussenräume für die Bewohner. Anders als die Umgebung, nimmt der Sockel durch seine Öffentlichkeit der Nutzungen Bezug zum Stadtraum auf, und verknüpft das Gebäude mit dem Quartier.
Die speziellen kleinen Stadtwohnungen sind so konzipiert, dass sie Bezug zum Innenhof und mit den Erkern auch zum städtischen Raum aufnehmen können. Spannende Raumabfolgen und gute Belichtung sind das Ergebnis der Ein- und Ausstülpungen des Baukörpers.
Eingestülpte Loggien strukturieren den fliessenden Raum
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Mit dem Angebot von flexibel nutzbaren Gewerbe- und Dienstleistungsräumen und dem vielfältigen Wohnungsangebot ist das Gebäude eine langfristig wertvolle Immobilieninvestition. Die Evangelische Gesellschaft hat das Projekt in dieser Hinsicht gefördert, um ihre 175-jährige seelsorgerische Tätigkeit und ihr soziales Engagement langfristig finanzieren zu können.
Ausgestülpte Erker ermöglichen dreiseitige Orientierung
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Die Arbeiten unseres Büros sind bekannt dafür, spezielle Grundrisse und spannende Raumabfolgen mit hoher Qualität auf engstem Raum zu entwickeln. Die Materialisierung des Lukas-Hofs unterstützt darüber hinaus das spezielle Image der Evangelischen Gesellschaft.
Die Loggien ermöglichen es, die Tiefe der gesamten Wohnung zu erleben
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Gebäude wurde nach den Kriterien des Minergie-Standards ausgeführt und ist mit einer Grundwasserwärmepumpe ausgestattet – auf eine Zertifizierung wurde aber bewusst verzichtet. Die Materialisierung entspricht der Idee von einer Verwendung von Materialien, die möglichst roh und beständig sind und gut altern können.
Ausschnitt Erker
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Zum Erfolg beigetragen haben die grün glasierten Keramikplatten der Fassade mit unterschiedlicher Farbintensität und Profilierung, die je nach Ort differenziert ausformuliert wurden.
Lukas-Hof
2015
Zürich ZH
Auftragsart
Auswahlverfahren
Bauherrschaft
Stiftung der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich
Architektur
Beat Rothen Architektur GmbH, Winterthur
Beat Rothen, Birgit Rothen, Ina Frehner, Beat Junker, Carlos Arnous, Yvonne Busch, Cyril Kramer
Fachplaner
Walt+Galmarini AG, Zürich
Amstein+Walthert AG, Zürich
Elprom Partner AG, Dübendorf
Kuhn Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Bauleitung
Dürsteler Bauplaner GmbH, Winterthur
Gesamtkosten
CHF 20.7 Mio. inkl. Rückbau und Baugrubensicherung
Gebäudekosten
CHF 17.9 Mio.
Gebäudevolumen
7400 m3 (unterirdisch)
13300 m3 (oberirdisch)
Kubikmeterpreis
CHF 865.00
Fotos
Andrea Helbling, Arazebra, Zürich
Beat Rothen Architektur GmbH, Winterthur (Ausschnitt Erker)