Neubau Betonhaus in Brissago
Archaischer Monolith
23. Oktober 2014
Wespi de Meuron Romeo Architekten haben kürzlich ein Einfamilienhaus in Brissago fertiggestellt. Jérôme de Meuron wählt drei Zeichnungen und vier Fotos und beantwortet unsere fünf Fragen.
Wohnhof
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Aufgrund seiner räumlichen Vielfalt, spannungsreicher Beziehungen zwischen Innen- und Aussenräumen und vielfältigen Wegwahlfreiheiten wird das Haus gleichsam als kleines Dorf im ehemaligen Rebberg über dem Lago Maggiore erlebt.
Wohnraum
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Aus der natürlich belassenen Topografie des Hanges erhebt sich ein einfach geschnittener Kubus, der an die Strasse angedockt ist und mittels grossen Fassadenöffnungen die umliegende Landschaft einfliessen lässt. Aussenräume sind ein wichtiger Bestandteil des Lebens in der Region, insbesondere Höfe, die Schutz vor Wind und Sonne bieten, die Innen und Aussen verbinden; sie bilden das Herz des Hauses. Als Ergänzung dient eine grosszügige Aufenthaltsfläche mit Lounge und Schwimmbad, welche freie Aussicht auf See und Berge gewährt.
Hauszugang
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Obwohl heute viele Normen und Gesetze ein Projekt stark beeinflussen, wie die Positionierung im Gelände und Aussendimensionen eines Baukörpers, gibt es innerhalb dieses Rahmens genügend Spielraum, um den Entwurf als Prozess, in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft, Planern und Unternehmern zu gestalten. In diesem Prozess wird in vielen kleinen Schritten die Grundidee zu einem stimmigen Ganzen entwickelt.
Frontfassade
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Haus erfüllt alle energetischen und konstruktiven Standards zeitgemässen Bauens, und entspricht auch allen neuen Bedürfnissen des modernen Wohnens, jedoch klingt die einfache zurückhaltende Gestaltung an die archaische Stimmung traditioneller Gebäude an.
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Gesucht war eine Anbindung an die lokale Bautradition der massiven Steinmauern, welche in den alten Dorfstrukturen noch immer sehr präsent ist. Gewaschener Beton – der Stein der Neuzeit, bei welchem die äusserste Betonhaut abgetragen wird, gleichsam dem Beginn des Verwitterungsprozeses – lässt mit seiner unregelmässig strukturierten Oberfläche den Baukörper als steinernen Monolithen erscheinen.
Situation
3. und 4. Geschoss
Fassade/Schnitt
Betonhaus in Brissago
2014
Brissago TI
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Privat
Architektur
Wespi de Meuron Romeo Architekten BSA, Caviano
Fachplaner
Bauingenieur: Pedrazzini Guidotti Sagl, Lugano
Bauphysik: IFEC Consulenze SA, Rivera
Bauleitung
Roberto La Rocca Architekt, Minusio
Massgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Verzeroli Elia e Figli SA, Ronco s. A.
Schreinerarbeiten: Steiner Schreinerei GmbH, Riedt-Erlen
Fensterbauer: Lurati & Frei SA, Ascona
Fotos
Hannes Henz, Zürich