Domesticité

Jenny Keller
15. Juni 2016
Die siegreiche Installation von Dreier Frenzel in der Kategorie Architektur an den Swiss Art Awards. Bild: Guadalupe Ruiz, Art Awards 2016

Anhand von vier ausgeschnittenen Fassadenstücken einer Abbruchvilla aus den 1930er-Jahren wollen Dreier Frenzel Architekten der Frage nach der Domesticité, also der Wohnlichkeit, von Architektur nachgehen. Am Anfang ein semantisches Problem, wurde die Domesticité von den Architekten nicht nur neu definiert, sondern auch ausgestellt – und zwar mithilfe eines 1:1-Musters. Wie in einer Baumuster-Sammlung oder einem Schaulager verkörpern diese vier Schnitte durch die Fassade – einem Architekten bestens bekannt, für den Laien eine neue Erfahrung – die Antwort nach der Wohnlichkeit: Materialisierung, Tiefe und Detaillierung machen diese aus, so die Architekten. Ihnen geht es nicht um das historisches Beispiel der Fassade aus den 1930er-Jahren, sondern darum, die Idee hinter ihrer Forschung kohärent auszustellen. Das geschieht mit vier Mustern, die den Beginn einer Reihe markieren sollen, und mit Readymades, durch die Architektur mit Architektur ausgestellt wird.

Dreier Frenzel Architekten definieren «domesticité» neu. Bild: jk

Den altehrwürdigen Schweizer Wettbewerb für Kunst, neudeutsch die Swiss Art Awards, gibt es seit 1899. Dieses Jahr werden neun Künstlerinnen, ein Architekturbüro und ein Verleger ausgezeichnet. Die Preisträger erhielten einen mit 25’000 Franken dotierten Preis. Seit 20 Jahren ist die Ausstellung zum Kunstpreis parallel zur Art Basel während der Kunstmesse zu sehen. Und manchmal schafft es eine Künstlerin oder ein Künstler von den Art Awards eine Halle weiter: Pamela Rosenkranz, die den Kunstpreis 2008 und 2010 gewonnen hat (man kann dreimal einreichen), ist an der Art Unlimited mit der Installation «Blue Runs» zu sehen, nachdem sie letztes Jahr schon die Schweiz in Venedig anlässlich der Kunstbiennale 2015 vertreten hat.

Das Waschbecken ist nicht aus der Schweiz, die Künstlerin schon. «Blue Runs» an der Art Unlimited von Pamela Rosenkranz, ehemaliger Siegerin der Art Awards. Bild: jk

Die Teilnahme am Schweizer Kunstwettbewerb steht Schweizerinnen und Schweizern und in der Schweiz wohnhaften Kunstschaffenden und Architekten sowie Kunst- und Architekturvermittlerinnen offen. Der Wettbewerb erfolgt in zwei Runden, zuerst gibt man ein Dossier ab, danach dürfen die Nominierten vor Ort in Basel ihre Arbeit mit einer Installation vorstellen, wofür sie mit 5’000 Franken vom Bundesamt für Kultur, BAK, unterstützt werden. Auch das Design wird in verschiedenen Kategorien (Mode, Grafik, Fotografie, Produkte und Objekte, Szenografie) vom BAK gefördert und seit 2013 ebenfalls während der Art Basel ausgestellt. Dieses Jahr sind die Design-Preise in der Halle 3 zu sehen, wo ihnen die Luft und der neue Ort sichtlich gut tun. Unter den prämierten Objekten befindet sich auch eines des Kollektivs Krönlihalle, das die dem Container geweihten Reste ihrer temporären Installation in Basel noch einmal inszenieren.

Die Installation der Krönlihalle war temporär, sie hallt aber immer noch nach, sei es als Publikation, sei es als Design Award. Bild: jk

Die Ausstellungen zu den Art Awards und den Design Awards sind noch bis zum 19. Juni in Basel zu sehen. Täglich gibt es Führungen.

Bewerbungsfristen für die nächsten Kunst- und die Designpreise: 14.11. bis 15.12.2016
www.gate.bak.admin.ch

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