Turnen auf dem Dach

MJ2B
23. Januar 2020
Nordfassade des Schulhauses mit Treppenabgang von der Route de Sous-Ville (Foto: Damian Poffet)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Schule «Sous-Ville» liegt inmitten eines Wohnquartiers unweit des historischen Städtchens Avenches. Das bestehende Schulhaus des Krienser Architekten Ernst Müller aus den 1970er-Jahren thront, gelagert auf mächtigen Y-Stützen, auf einem in den Hang gebauten Sockel, der Turn- und Schwimmhalle beinhaltet. Wir haben die Anlage mit zwei unterschiedlichen ortsbaulichen Ansätzen erweitert.

Mit der Dreifachturnhalle wurde der bestehende Sockelbau nahtlos fortgeführt. Ihr Dach erweitert die Eingangsebene um einen weitläufigen Sport- und Pausenplatz. Ein gläserner Pavillon führt von hier aus in die darunterliegende Halle.

Als verbindendes Element wurde das neue Sekundarschulhaus als Solitär quer in den Hang gesetzt. Es adressiert das Schulzentrum an der Route de Sous-Ville. Ein breiter Treppenabgang entlang des Gebäudes führt auf den zentralen Pausenplatz.

Süd- und Westfassade des Schulhauses (Foto: Damian Poffet)
Nordfassade des erweiterten Sockelbaus mit Bibliothek, Mensa und Sporthalle (Foto: Damian Poffet)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?

Die Topografie sowie die vorhandene Bebauung hatten starke Auswirkungen auf den Entwurf. Der Ort hat aber auch auf die Realisierung des Projekts eingewirkt. Avenches war vor 2000 Jahren die Hauptstadt des römischen Helvetiens und ist heute eine wichtige archäologische Ausgrabungsstätte. Die einzelnen Bauetappen mussten im Detail mit den Archäolog*innen koordiniert werden, damit der straffe Zeitplan eingehalten werden konnte. Einige der Funde weisen auf die keltischen Ursprünge von Avenches hin. 

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?

Die Grundidee des Wettbewerbsprojekts konnte bis zur Bauvollendung beibehalten und gestärkt werden. Lediglich mussten gewisse Optimierungen vorgenommen werden, um den engen Kostenrahmen einhalten zu können. 

Eckdetail der Fassade des Schulhauses (Foto: Damian Poffet)
Eingangspavillon auf dem Dach mit Sport- und Pausenplatz (Foto: Damian Poffet)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?

Das Projekt reiht sich in eine grosse Anzahl von Schulhaus- und Turnhallen-Projekten unseres Büros ein, deren Qualität vor allem in der ortsbaulichen Setzung und der Einbettung in die Topografie liegt. Mit kompakten Volumetrien und einfachen Grundrisstypologien versuchen wir immer wieder, ein Gleichgewicht zwischen einer spannenden inneren Organisation und einer wirtschaftlichen Gesamtlösung herzustellen.

Treppenhaus der Schule (Foto: Damian Poffet)
Korridor im Schulhaus (Foto: Damian Poffet)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Das in Sichtbeton gebaute und charakterstarke Hauptgebäude prägt das Bild der Anlage. Bei den beiden Ergänzungsbauten wurde mit demselben Material weitergebaut. Sie bilden ein harmonisches Ensemble.

Der Beton wurde auf verschiedene Arten eingesetzt und wenn immer möglich sichtbar belassen. Die 33 Meter langen vorgespannten Träger sowie sämtliche Stützen der Sporthalle wurden im Werk vorfabriziert und prägen deren Innenraum. Die Sekundarschule hingegen wurde vollumfänglich vor Ort geschalt und gegossen. Mit sandgestrahlten Oberflächen sowie dezenten Vor- und Rücksprüngen wurden Fassadenteile akzentuiert. Sie verleihen den Bauten trotz gleicher Materialität ihren eigenen Ausdruck.

Innenraum der Sporthalle (Foto: Damian Poffet)
Situationsplan
Grundriss Erdgeschoss Schulhaus
Grundriss 1. Obergeschoss Schulhaus
Grundriss 2. Obergeschoss Schulhaus
Schnitt Schulhaus
Grundriss Untergeschoss Sporthalle
Grundriss Zwischengeschoss Sporthalle
Grundriss Dachgeschoss Sporthalle
Ansicht Schulhaus und Querschnitt Sporthalle
Name des Bauwerks
Sekundarschule und Dreifachturnhalle «Sous-Ville» 
 
Ort
Route de Sous-Ville, 1580 Avenches
 
Nutzung
Sekundarschule, Dreifachsporthalle, Mensa und Bibliothek
 
Auftragsart
Projektwettbewerb im offenen Verfahren, 2014, 1. Preis / 1. Rang
 
Bauherrschaft
Interkommunaler Schulverband Avenches und Umgebung
 
Architektur
MJ2B Architekten AG, Murten, FR
Manuel Jüni, Beat Buri, Philippe Bärtschi, Maurice Hédiguer, Lili Reckermann, Joël Häni, Maëlle Waeber, Lisa Gianotti, Timon Gaschen, Aline Ledermann
 
Fachplaner 
Bauingenieur: AF Toscano SA, Domdidier, FR
Elektroingenieur: Pro-Inel SA, Givisiez, FR
HLKS-Ingenieur: Chuard Ingénieures Fribourg SA, Fribourg, FR
 
Bauleitung 
Baumanagement: Atelier C SA, Villars-sur-Glâne, FR
 
Jahr der Fertigstellung
2018
 
Gesamtkosten BKP 1-9
CHF 33,2 Mio.
 
Energiestandard 
Minergie
 
Fotos
Damian Poffet, Bern-Liebefeld

Vorgestelltes Projekt

Haller Gut

Sportanlage Hüssenbüel

Andere Artikel in dieser Kategorie