Einfach bauen?
Edelaar Mosayebi Inderbitzin
24. Oktober 2019
Foto: Roland Bernath
Edelaar Mosayebi Inderbitzin haben in Zürich-Altstetten ein Wohnhaus für die Stiftung PWG gestaltete. Kritisch fragen sie mit dem überzeugenden Projekt, ob ein «einfaches Bauen» heute möglich sei. Christian Inderbitzin beantwortet unsere Fragen.
Ort Freihofstrasse 32 und 34, 8048 Zürich-Altstetten
Bauherrschaft Stiftung PWG
Auftragsart Wettbewerb mit Präqualifikation, 2015, 1. Preis
Architektur Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten, Zürich: Ron Edelaar, Elli Mosayebi, Christian Inderbitzin, Michael Brotzer (Projektleitung), Michael Reiterer (Projektleitung), Christian Franke (Bauleitung), Sébastien Ressnig (Architekt), Julian Fischer (Mitarbeit im Wettbewerb), Valentin Surber (Mitarbeit im Wettbewerb), Kevin Kraus (Praktikant), Charlotte Nobre (Praktikantin), Jakub Gondorowicz (Praktikant), Friederike Merkel (Praktikantin), Demian Derron (Praktikant)
Fachplaner Landschaftsarchitekt: Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten | Bauingenieur: WKP Bauingenieure AG, Zürich | Haustechnikplaner: Ospelt Haustechnik, Vaduz, Liechtenstein | Bauphysiker: Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich
Jahr der Fertigstellung 2019
Kunst am Bau Christian Hörler, Wald, AR
Fotos Roland Bernath, Zürich
Foto: Roland Bernath
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Zwei Dinge zeichnen dieses Projekt in besonderem Masse aus: erstens die Vorgabe, kleine, kompakte und kostengünstige Wohnungen zu erstellen, und zweitens die von uns aufgeworfene Frage, ob so etwas wie ein «einfaches Bauen» noch oder wieder möglich ist.
Mit besagter Frage wollten wir auf konstruktive und prozessuale Aspekte der gegenwärtigen Praxis eintreten. Wir haben ein Haus gebaut, das weder eine Einlage noch eine Dämmplatte hat. Bezüglich einer robusten und gebrauchstauglichen Architektur sehen wir uns immer wieder gerne Bauten von Ernst Gisel an.
Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?Eine direkte Einwirkung des Ortes auf den Entwurf im Sinne morphologischer oder typologischer Kriterien interessiert uns eigentlich in der Regel nicht besonders. Gleichwohl verhält sich das Haus nicht unähnlich wie seine Nachbarn: Es ist ein einfaches, strassenständiges Gebäude mit einem rückwärtigen Garten. Auch bezüglich der Handwerklichkeit in seiner Konstruktion und Materialität bestehen Verbindungen zum Kontext von Altstetten. Schliesslich sind auch die gekammerten Grundrisse für das ehemaligen Arbeiterquartier typisch.
Zunächst hat die Bauherrschaft mit einer vergleichsweise klaren Vorgabe zum Raumprogramm und dem Typus der Wohnungen massgeblich den Entwurf beeinflusst. Im Verlauf der Projektierung und Ausführung war ihr Einfluss insofern positiv, als sie uns bei sämtlichen Entscheiden – bis hin zu den künstlerischen Interventionen des Bildhauers Christian Hörler – kritisch, aber stets loyal unterstützt hat.
Foto: Roland Bernath
Foto: Roland Bernath
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?Die Reliefarbeiten an den Vordächern der beiden Eingänge von Christian Hörler gaben Anlass, das Haus in seinem Ausdruck und Charakter neu zu deuten. Auch der Entscheid, die Putzflächen in verschiedenfarbige Bereiche zu gliedern und damit den Körper ein Stück weit zu dekonstruieren, hat dazu beigetragen. Beides hat dem Haus seinen Ernst genommen und es durch gewisse szenografische Momente leichter und vielleicht humorvoller gemacht.
Foto: Roland Bernath
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?Das Projekt verfolgt in gewisser Weise Interessen weiter, die bei uns mit der Gestaltung der Wohnsiedlung Obsthalde einsetzten. Das betrifft sowohl die Konstruktion der Fassaden als auch Ausdrucksfragen. Die Idee eines «einfachen Bauens» konnten wir an der Freihofstrasse allerdings konsequenter umsetzen. Mittlerweile arbeiten wir am vierten Projekt mit einem Ensteinmauerwerk.
Das lässt sich vermutlich nicht auf ein einzelnes Material reduzieren, schliesslich ist es immer das Zusammenwirken der Produkte und Materialien, das über die Qualitäten entscheidet. Massgeblich sind zunächst ohnehin der Städtebau und dann die Architektur mit ihren Räumen und Proportionen.