Ein weiterer Jahrring

Marazzi Reinhardt
20. Februar 2020
Foto: Ladina Bischof
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Der Wunsch der Bauherrschaft war, die denkmalgeschützte Liegenschaft in möglichst ursprünglichem Zustand zu belassen und darin zu wohnen. Das Haus war zuvor jahrzehntelang nur sporadisch als Feriendomizil genutzt worden. Unsere Bauherren nahmen in Kauf, dass in der kalten Jahreszeit lediglich ein Teil des Gebäudes bewohnt werden kann und auch dieser nicht den gängigen Komfortstandards entspricht.

Foto: Ladina Bischof
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Der sorgfältige Umgang beim Einfügen von neuen Materialien und die respektvolle Behandlung des Bestands waren zentral. Vorhandene Umbauetappen wurden kritisch geprüft. Anschliessend wurden gewisse Elemente zurückgebaut und andere, die von Qualität und Nutzen waren, erhalten. Ziel war ein Umbau, der auf selbstverständliche Weise den Charakter des Hauses respektiert – ganz wie all die früheren Veränderungen, die im Laufe der Zeit vorgenommen worden waren.

Foto: Ladina Bischof
Foto: Ladina Bischof
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Ensemble aus dem 18. Jahrhundert liegt ausserhalb der Bauzone, in einer wilden Ecke des Tösstals. Es besteht aus einem Wohnhaus, welches als Strickbau errichtet wurde, und einer Erweiterung in Riegelbauweise, die als Webstube für die Heimarbeit diente. Dieser Anbau wurde nur wenige Jahre nach dem Hauptgebäude erstellt. Das Konglomerat hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert und trägt diese Umnutzungen und Anpassungen mit Würde. Eingebettet in die raue Landschaft, wirkt es als ein aussergewöhnliches historisches Ganzes.

Foto: Ladina Bischof
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die alte Bausubstanz kann in ihrer Ursprünglichkeit erlebt werden. Dies ist möglich, weil die neuen Bewohner die Liegenschaft pflegen, erhalten und, wie ich eingangs erwähnt habe, zu gewissen Einschränkungen bereit sind. Mit minimalem Budget und gezielten Eingriffen konnte das Haus so angepasst werden, dass es ihren Ansprüchen und Vorstellungen entspricht.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Es ist ein weiteres Projekt, bei dem wir gemeinsam mit der Bauherrschaft einen Weg gefunden haben, mit wenig Geld, aber grosser Offenheit für unkonventionelle Konzepte eine massgeschneiderte Lösung zu realisieren.

Foto: Ladina Bischof
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Der Lösungsansatz liegt ausserhalb von Berechnungen, Formularen und Tabellen. Das Wohnen im «Wolfen» verlangt von seinen Bewohnern eine intensive Auseinandersetzung mit ihrer Behausung und der Umgebung. So werden zum Beispiel im Winter nur wenige Räume bewohnt, wofür man mit der Kraft des Ursprünglichen belohnt wird. Im Haus ist die Geschichte allgegenwärtig, sie soll durch unseren Umbau mitgeschrieben werden.

Foto: Ladina Bischof
Foto: Ladina Bischof
Schwarzplan
Grundriss Erdgeschoss
Name des Bauwerks
Wohnhaus «Wolfen»

Ort
Steinenbachstrasse 60, 8499 Sternenberg
 
Nutzung
Wohnhaus
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
Marazzi Reinhardt 
Projektleitung Sergio Marazzi und Daniel Gautschi
 
Bauleitung 
Marazzi Reinhardt
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Gesamtkosten BKP 1-9 
CHF 0,25 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2 
CHF 0,25 Mio.
 
Fotos
Ladina Bischof

Vorgestelltes Projekt

VERVE Architekten GmbH SIA SWB

Zelthaus Biel-Bienne

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