Ein Haus im Garten

Felippi Wyssen
30. Januar 2020
Südfassade (Foto: Rasmus Norlander)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Aufgabe bestand darin, im Garten der Eltern ein Einfamilienhaus zu bauen. Am liebsten hätten wir einen eingeschossigen Pavillon gestaltet, aber das war aufgrund der gewünschten Wohnfläche nicht möglich. Wir fragten uns: Wie können wir ein zweigeschossiges Haus auf dem Grundstück bauen, ohne dass ein Ungleichgewicht zwischen dem Strassenhaus und dem Neubau entsteht und beide Objekte sich konkurrenzieren?

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Schopfartige Kleinbauten, einfach gebaute Stallungen und ländliche Infrastrukturbauten, bei denen die Konstruktion zugleich Gestaltung ist. Wir zeigen bewusst, wie die Dinge konstruiert sind. 

Ostfassade (Foto: Rasmus Norlander)
Ausschnitt Westfassade (Foto: Rasmus Norlander)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?

Vor Ort fanden wir nicht eine bestimmte Bauart vor. Das Grundstück befindet sich in einem heterogenen Einfamilienhausquartier mit verschiedenen Baustilen wie man sie an vielen Orten antrifft. Wichtig für uns war die Topographie des Hanges und der Umgang mit der begrenzten Fläche im Garten.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?

Die Bauherrschaften beeinflussen oft unseren Entwurf, so auch beim «Haus Moosweg». Wir finden es sehr positiv, einen Sparringspartner zu haben, der uns herausfordert und zum Weiterdenken anregt. Was wir immer wieder feststellen ist, dass die Phase des Vorprojekts nicht nur für uns Architekt*innen sehr wichtig ist, sodass man lieber genügend Zeit einplant, sondern auch für die Bauherr*innen. Denn sie brauchen gewöhnlich eine Weile, um ein Verständnis für das Bauen und Entwerfen zu entwickeln.

Veranda mit Brise soleil (Foto: Rasmus Norlander)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?

Ja total, unser erster Entwurf war noch ein kompletter Gegensatz zum schlussendlich realisierten Bauwerk. Er war in seinem Erscheinungsbild eher massiv und hätte die Gartensituation abgewertet. Am Anfang war auch noch eine Garage unter dem Gebäude vorgesehen, welche den ganzen Garten «verschnitten» und unnatürliche Geländeanpassungen zur Folge gehabt hätte. Es war uns ein grosses Anliegen, den ursprünglichen Entwurf nochmals zu überarbeiten. Mit dem nun verwirklichten Gebäude sind wir sehr zufrieden.

Eingang (Foto: Rasmus Norlander)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?

Wie schon angesprochen, finden wir es momentan sehr interessant, wenn die Konstruktion und Ausformulierung der Bauelemente die Gestaltung eines Gebäudes prägen. Das ist aber eine Momentaufnahme und kann sich in Zukunft wieder ändern.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Die energetischen sowie ökologischen Aspekte waren für den Entwurf mitunter sehr wichtig. Es ging uns darum, mit Holz ein ressourcenschonendes Material zu verwenden. Das Hauptdach haben wir komplett mit Photovoltaikelementen belegt, so funktioniert das Gebäude die meiste Zeit Strom-autark. Der überschüssige Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Wir wollten die Photovoltaik als integratives Element in unserem Projekt verwenden und nicht – wie es leider oft geschieht – additiv auf das Dach stellen, weil man vom Gesetz her noch irgendwie eine Photovoltaikanlage unterbringen muss.

Veranda mit Sitzplatz (Foto: Rasmus Norlander)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Auf der einen Seite das Lärchenholz, welches in seiner Erscheinung bei der Fassaden- und Dachkonstruktion unseren strukturellen Entwurf unterstützt. Und zum anderen das vollflächige Photovoltaik-Dach, welches für eine zeitgemässe Antwort auf Energiefragen steht. 

Das «Fenster zum Fenster» (Foto: Rasmus Norlander)
Situationsplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Name des Bauwerks
«Haus Moosweg»
           
Ort
Moosweg 25, 4125 Riehen
 
Nutzung
Einfamilienhaus
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
privat
 
Architektur
Felippi Wyssen Architekten, Basel:
Thomas Wyssen, Fabio Felippi, Jacqueline von Rooy, Eleonora Terrasi, Elin Liden
 
Fachplaner
Schäfer Holzbau Ingenieure
 
Jahr der Fertigstellung 
2019
 
Energiestandard
Minergie, nicht zertifiziert
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Holzbau: PM Mangold Holzbau
Haustechnik: Danzeisen & Söhne AG, Rosenmund Haustechnik
Elektrotechnik: Schnieper & Schmid
Solaranlage: Planeco
Küche: David Küchen
 
Fotos
Rasmus Norlander

Vorgestelltes Projekt

Haller Gut

Sportanlage Hüssenbüel

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