Von Stockholm nach Thun
Jenny Keller
18. de desembre 2015
Visualisierung des Krematoriums Thun. Bild: Projektverfasser
Für den Entwurf eines neuen Krematoriums im Areal des Friedhofs Thun-Schoren wurde ein offener Wettbewerb ausgeschrieben. Markus Schietsch Architekten GmBH und Schmid Landschaftsarchitekten, beide Zürich, gewannen mit ihrem Projekt «OBON», das an den Waldfriedhof von Asplund und Lewerentz in Stockholm erinnert.
Markus Schietsch Architekten, die das Elefantenhaus im Zoo Zürich gebaut haben, werden vielleicht auch bald in Thun einen Grossauftrag bearbeiten können. Sie haben den offenen Wettbewerb für ein neues Krematorium in Thun gewonnen und sich gegen 135 Teams durchsetzen können. Das Projekt wird nun weiterbearbeitet, im Sommer 2016 wird der Stadtrat über einen Projektierungskredit befinden, und im Herbst 2017 findet eine Volksabstimmung über den Ausführungskredit statt.
Die Jury lobt das Projekt in ihrem Bericht folgendermassen: «Das Projekt ‹Obon› besticht durch seine präzise Setzung und seine einfache aber grosse architektonische Ausstrahlung». Eine «erhabene ja fast geheimnisvolle Öffentlichkeit», habe der eingeschossige Pavillon, und der Jurybericht beschreibt weiter, «die dreiseitig angeordneten weissen Säulenkolonnaden empfangen die Besucherinnen und Besucher und führen sie zum zentralen Eingang.»
Die Analogie zum klassischen Tempel sei evident. Wir sehen auch Analogien zu Lewerentz’ und Asplunds Waldfriedhof in Stockholm, der zwischen 1917 und 1940 erbaut worden ist. In Stockholm gibt es auch eine Kolonnadenvorhalle, diesen Raum zwischen Jetzt und ungewisser Zukunft, der die Trauernden empfängt, vor der Witterung schützt, ihnen aber die Freiheit des Aussenraums lässt.
Es sieht so aus, als hätten Markus Schietsch Architekten ihre vermutliche Referenz – immerhin ein bedeutendes Zeitdokument der skandinavischen Moderne – genau studiert: Die sich gegen oben verjüngenden Säulen der Waldkapelle von Asplund (1917) sind in der Säulenhalle von Thun ebenfalls wiederzufinden. Und wie in Stockholm ist auch in Thun die Landschaft ausschlaggebend für den Entwurf der Bauten, so schreiben die Architekten auf ihrer Website: «Der Neubau des Krematoriums ist als freistehender Pavillon in den Naturraum des Friedhofs eingebettet.»