:mlzd erfolgreich im Tempelhof

Manuel Pestalozzi
3. agosto 2016
Bild: :mlzd

Es gibt wohl weltweit keinen Flughafen, der so innig mit seiner Stadt verbunden ist, wie der Tempelhof mit Berlin. Gelandet und gestartet wurde auf dem ehemaligen Exerzierplatz ab den 1920er-Jahren. Von 1936 bis 1941 errichtete Architekt Ernst Sagebiel einen Flughafen, der einem Hafenterminal oder einem Bahnhof ähnlicher sieht als einem modernen Airport, insbesondere was den direkten Bezug zum Stadtgefüge anbetrifft. Legendär ist das weit vorkragende, in einer konkaven Krümmung verlaufende Stahldach, unter dem die Passagiere ihre Flugapparate trockenen Fusses besteigen konnten. Bei der Luftbrücke während der Blockade Westberlins durch die Sowjetunion 1948/49 spielte der Flughafen für die Versorgung der Stadt eine zentrale Rolle. Er hat für Berlin deshalb eine grosse emotionale Bedeutung.
 
Nach der Schliessung 1975 wurde der Tempelhof von 1986-2008 nochmals für kleinere Flugzeuge in Betrieb genommen und dann – nicht ganz ohne Streit – wieder geschlossen. Seit 2009 ist die Stadt Berlin die alleinige Eigentümerin der Anlage, deren definitive Nutzung intensiv und kontrovers diskutiert wird aber noch nicht abschliessend entschieden ist. Das Flughafengebäude steht aufgrund seiner Bedeutung längst unter Denkmalschutz. Beim Wettbewerb ging es darum, dieses «perspektivisch für Besucherinnen und Besucher zu öffnen und lebendig zu gestalten», insbesondere die weiten Dachflächen.

Der Wettbewerb betraf den Kopfbaus West am Tempelhofer Damm (roter Kreis). Bild: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, vertreten durch die Tempelhof Projekt GmbH, suchte Lösungsvorschläge für die Gestaltung der neuen Zugangsbereiche, der Dachterrasse und eines Empfangsbereichs mit Ausstellungsflächen sowie einem Café im 6. Obergeschoss des Kopfbaus West am Tempelhofer Damm. Das mit dem ersten Preis ausgezeichnete Projekt von :mlzd überzeugte die Jury durch die «gelungene Verbindung zeitgemässer Nutzungsangebote mit einem sensiblen Eingehen auf die sehr heterogene Substanz des bestehenden Bauwerks». Der Umstand, dass weite Teile des Flughafenkomplexes nie vollendet wurden, konfrontiert jede neue Nutzung mit ganz unterschiedlichen Ausbaustadien bis hin zum Rohbau. Das Beurteilungsgremium sieht den grossen Verdienst der prämierten Arbeit darin, dass sie diesbezüglich differenzierte Lösungen anbieten kann und dabei zugleich den Ansprüchen an eine touristische Nutzung gerecht wird.
 
Das Preisgericht würdigte auch die räumlichen Qualitäten des Entwurfs des Teams aus der Schweiz. Er überzeuge durch die stringente Konzeption von Ausstellungsebene und Dachterrasse. Letztere verspreche in ihrer gestuften Anordnung und durch den vorgeschlagenen Bohlenbelag hohe Aufenthaltsqualität. In der Ausstellungsebene beeindruckt das offene Raumkonzept. Die Differenzierung des Raumes in Rohbau-Oberflächen und Ausbauschichten wird als exemplarisch für den Umgang mit dem Bestand anerkannt.
 

Bild: :mlzd

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