Die Körper und der Raum
Elias Baumgarten
7. julho 2021
Dietmar Feichtinger, «Hautnah» (Foto © Joe Feichtinger)
Aktuell läuft im aut in Innsbruck eine spannende Ausstellung: Über 100 Personen, darunter etliche von Europas bekanntesten Architekt*innen, haben sich gefragt, wie die Corona-Pandemie unsere Beziehung zum Raum verändert hat.
Die gegen die Ausbreitung des Coronavirus notwendig gewordenen Massnahmen haben Spuren hinterlassen. Was wir seit Frühling 2020 erleben mussten, wird als einschneidendes Ereignis in die Geschichte eingehen. Die Erfahrung von aufgezwungener Distanz und unzähligen Verboten, aber auch das Fehlen von gesundem Abstand durch den Lockdown und von Möglichkeiten zum Stressabbau haben uns zugesetzt – auch jenen, die dem Ausnahmezustand mit Verständnis, Gelassenheit und Zuversicht begegneten. Die Beziehung zum öffentlichen Raum beispielsweise ist brüchig geworden. Unser Alltag hat sich tiefgreifend verändert und zu grossen Teilen entkörperlicht, viele Lebensbereiche haben sich in den virtuellen Raum verlagert. Und was mit der Lockerung der Massnahmen wieder möglich ist, fühlt sich schön, oft jedoch auch irgendwie merkwürdig an.
EOOS, «Die Klinke» (Foto © EOOS)
Hermann Czech und Thomas Roth, «Stiege oder Treppe» (Foto © Hermann Czech)
«Intakte» und «gestörte» Beziehungen zwischen Körper und RaumDas aut. architektur und tirol fragt darum: Was bedeutet diese Erfahrung für unsere sozialen Beziehungen und vor allem für unsere persönliche wie kollektive Raumwahrnehmung? 200 Personen – Architekt*innen, Grafiker*innen, Designer*innen, Künstler*innen, Theoretiker*innen, Historiker*innen und Kritiker*innen, die mit dem Tiroler Architekturzentrum in unterschiedlichster Weise verbunden sind – wurden eingeladen, neu über die Körper-Raum-Beziehung nachzudenken. Welche Folgen haben die Corona-Massnahmen aus ihrer Sicht? 110 von ihnen nahmen die Einladung an und entwickelten 114 Beiträge, die nun in der Schau «die körper und der raum» zu sehen sind. Bei den zuweilen sehr persönlichen Arbeiten handelt es sich um Fotos, Grafiken, Filme und Tondokumente, die um erklärende Texte ergänzt wurden. Die Liste der Beteiligten ist mehr als beeindruckend; sie umfasst einheimische Grössen genauso wie das «Who’s who» der europäischen Architekturszene. Natürlich sind auch Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal dabei, die aktuellen Pritzkerpreisträger. Das zeigt eindrücklich, wie sehr die Krise und ihre Folgen uns alle bewegen. Ein Besuch in Innsbruck ist unbedingt empfohlen.
Walter Niedermayr, «Denkschutzmaskenbaum» (Foto © Walter Niedermayr)
Lacaton & Vassal, Paillote, Niamey, Niger (Foto © Lacaton & Vassal)
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