Totenkapelle Buochs
Raum für die Toten
Seiler Linhart
4. abril 2018
Eingangsfassade Totenkapelle. Bild: Douglas Mandry
Seiler Linhart haben kürzlich die Totenkapelle im Kirchbezirk von Buochs fertiggestellt. Søren Linhart stellt sich unseren vier Fragen.
Ort Güterstrasse, 6374 Buochs NW
Nutzung Totenkapelle
Auftragsart Wettbewerb, 1. Preis
Bauherrschaft Katholische Kirchgemeinde, Buochs
Architektur Seiler Linhart Architekten SIA BSA, Luzern/Sarnen OW | Projektleitung: Sabine Schaub
Bauleitung Mittler Architekten, Buochs NW
Jahr der Fertigstellung 2017
Gesamtkosten BKP 1–9 CHF 1,3 Mio.
Kunst am Bau Lorenz Olivier Schmid, Küttigen AG
Fotos Douglas Mandry
Südfassade Totenkapelle. Bild: Douglas Mandry
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das Besondere, aber auch die grosse Herausforderung des Projektes war, einen Ort für die Toten wie auch für die Lebenden zu bauen, in welchem ein würdiges Abschiednehmen unter den heutigen Lebens- und Sterbensumständen ermöglicht wird. Es war von Anfang unser erklärtes Ziel, die Atmosphäre des alten Brauchs, sich daheim vom Verstorbenen zu verabschieden, in einen öffentlichen Neubau zu übertragen.
Blick vom Dorf zum Kirchbezirk. Bild: Douglas Mandry
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Eine wichtige Quelle für diese Arbeit waren zunächst eigene, ganz persönliche Erfahrungen mit dem Tod und dem Abschiednehmen. Zudem führten wir sowohl zu Beginn als auch während der Arbeit am Projekt längere Gespräche mit Mitgliedern der Kirch- und Dorfgemeinde, welche das Projekt immer wieder nachhaltig verdicht und präzisiert haben.
Zentraler Innenraum. Bild: Douglas Mandry
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Der Ort hat das Projekt massgebend und auf verschiedenen Ebenen bestimmt. Auf gesellschaftlicher Ebene wollte die Buochser Dorfbevölkerung – in einer Zeit, in der die Gesellschaft den Tod verdrängt – bewusst einen Ort schaffen, welcher einen würdevollen Umgang mit den Toten ermöglicht. Auf der städtebaulichen Ebene bot der intakte Kirchbezirk auf einer Moränenterrasse über dem Dorf eine einmalige Ausgangslage. Teil davon sind die Pfarrkirche St. Martin, das Pfarrhaus, die Friedhofanlage und die alles umgebende Kirchmauer. Diese Situation prägte unsere architektonische Antwort auf die spezifische Aufgabenstellung stark.
Nischen mit Katafalken. Bild: Douglas Mandry
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Wie erwähnt, haben wir in einem intensiven und konstruktiven Dialog mit Vertretern der Kirchgemeinde und der politischen Gemeinde immer wieder nach Lösungen für die vielschichtigen Fragen dieser nicht alltäglichen Bauaufgabe gesucht. Dabei ging es oft weniger um pragmatische, technische Probleme, sondern vor allem um die Frage des Umgangs mit dem Tod in der heutigen gesellschaftlichen Realität.
Eisblumenfenster. Bild: Douglas Mandry
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Wir versuchen unseren Bauten Bedeutung zu verleihen, indem wir Vorhandenes aufgreifen, stärken und damit der Geschichte des jeweiligen Ortes ein weiteres Kapitel hinzufügen. Wir möchten Tradition und Gegenwart in unseren Arbeiten miteinander verbinden, dabei sind diese atmosphärisch dicht und bis zum Detail präzis ausgearbeitet. Auch beim Bau der Totenkapelle haben wir dieses Ziel verfolgt und von Anfang an versucht den Neubau nicht als alleinstehendes Objekt, sondern als Teil einer städtebaulichen, sowie gesellschaftlichen Gesamtkonstellation zu begreifen.