Mehrfamilienhaus
Wohnen an der Jona
neopol + Kreiselmayer
14. maart 2018
Ostfassade am Fluss. Bild: Marc Lendorff
Die Architektengemeinschaft neopol + Kreiselmayer hat kürzlich ein Mehrfamilienhaus direkt am Ufer der Jona fertiggestellt. Urs Braendlin und Rüdiger Kreiselmayer stellen sich unseren Fragen.
Ort Lattenhofweg 18–22, 8640, Rapperswil-Jona SG
Nutzung Mehrfamilienhaus
Auftragsart Direktauftrag
Bauherrschaft Baukonsortium Lattenhofweg
Architektur Architektengemeinschaft neopol + Kreiselmayer, Zürich | Projektverfasser, Projektleitung: Urs Braendlin und Rüdiger Kreiselmayer | Mitarbeit: Benjamin Jagdmann, Manuel Arnold
Baumanagement und Bauleitung BGS & Partner Architekten AG, Rapperswil-Jona SG
Fachplaner Landschaftsarchitektur: Rosenmayr Landschaftsarchitektur GmbH BSLA, Zürich | Holzbauplanung: Jörg Siegfried Holzbauplanung, Freidorf TG | Statik, Verkehrsplanung: Huber & Partner AG, Rapperswil-Jona SG | Haustechnik: Planforum GmbH, Winterthur | Bauphysik: Studer + Straus AG, St. Gallen | Elektroplanung: Grögli.ch AG Elektroplanungen, Rapperswil-Jona SG
Jahr der Fertigstellung 2017
Gesamtkosten BKP 1–9 CHF 14,0 Mio.
Gebäudekosten BKP 2 CHF 11,6 Mio.
Gebäudevolumen 19’535 m3 (SIA 116) bzw. 18’175 m3 (SIA 416)
Kubikmeterpreis 638 CHF/m3 (SIA 416)
Energiestandard Minergie zertifiziert
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeister: Trümpi AG, Uznach SG | Montagebau in Holz: Rüegg AG, Kaltbrunn SG | Fassadenverkleidung Holz: Büsser Hausbau AG, Rapperswil-Jona SG
Fenster: EgoKiefer, Wallisellen ZH | Flachdach und Spenglerarbeiten: Hüppi Bedachungen und Spenglerei, Goldingen SG | Gipserarbeiten: Gebr. Accoto GmbH, Netstal GL | Metallbauarbeiten: Eberle + Partner AG, Tuggen SZ |Plattenarbeiten: Bula AG, Neftenbach ZH
Fotos Marc Lendorff Architekturfotografie, Zürich
Westfassade mit Lauben. Bild: Marc Lendorff
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Neubau liegt in einer aussergewöhnlichen Landschaft, direkt am Flussufer der Jona und am Fuss des Hügelzuges des Meienbergs. Er wurde auf dem letzten freien Arealteil der ehemaligen Spinnerei Jona errichtet und ist umgeben von historisch geprägten Industriebauten und der dazugehörigen Kulturlandschaft. Es war uns wichtig, dass der Baukörper in die Topographie eingebettet und als Teil dieser aussergewöhnlichen Umgebung gelesen wird. Gleichzeitig musste das Projekt den Anforderungen an hochwertigen Wohnraum genügen. Neunzehn variantenreiche Eigentumswohnungen unterschiedlicher Grösse waren im Volumen unterzubringen.
Nebenbau und Hauszugang. Bild: Marc Lendorff
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Wir haben uns von den natürlichen Gegebenheiten des Ortes inspirieren lassen: Die Figur des Baukörpers fügt sich in die Krümmung der Jona-Schleife ein und scheint von der Strömung abgeschliffen. Die glatte Gebäudehülle erinnert an ein Stück Schwemmholz. An der Westfassade löst sich die gekrümmte Gebäudehülle wie eine Baumrinde vom Volumen ab. In diesen Faltungen entsteht ein Zwischenraum, welcher die privaten Aussenräume der Wohnungen aufnimmt.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die Abendsonne von Westen und die Morgensonne auf der Flussseite haben den Grundriss mit den durchgehenden Wohnräumen generiert. Die Fassade der Lauben bildet mit ihren festen Brüstungen und wandartigen Stützen einen Filter zur Umgebung und schirmen die benachbarte Bahnlinie ab, während vis-à-vis die grossen Fenster den Blick zum Flussraum öffnen. Bereits auf dem Weg in die Wohnung, über die Stege in den Gärten und durch die Eingangshalle zu den Treppenhausfenstern am Fluss werden die Ausblicke in die Landschaft inszeniert.
Private Lauben. Bild: Marc Lendorff
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Bedeutende Projektänderung konnten vermieden werden. Im Rahmen der Projektentwicklung und mehreren Vorstudien haben wir Varianten frühzeitig überprüft und das Raumprogramm entwickeln können. Lediglich zum Hochwasserschutz mussten Anpassungen gemacht werden.
Aufgrund der Tragstruktur mit Stützen und Leichtbauwänden konnten je nach Baufortschritt Grundrissanpassungen und individuelle Ausbauwünsche realisiert werden. Auch nach Bezug erlaubt die Skelettbauweise eine einfache Adaption an zukünftige Wohn- und Lebenskonzepte.
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Jede Bauaufgabe verlangt einen eigenen individuellen Projektvorschlag. Das Gemeinsame zu den bisherigen Bauten ist die Vorgehensweise, den Ort zu lesen und eine nachhaltige Lösung zu entwickeln. Wir konnten in der direkten Nachbarschaft bereits ein Projekt realisieren, das sich formal deutlich unterscheidet, aber ebenso im Ort verankert ist und diesen entsprechend mitprägt.
Eingangshalle und Treppenhaus. Bild: Marc Lendorff
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Das Gebäude ist Minergie-zertifiziert. Es zeichnet sich durch ein kompaktes Volumen und eine nachhaltige Tragstruktur aus. Die Aussenwände sind durchgehend als Holzkonstruktionen erstellt und mit Holz verkleidet. Ebenso die Lauben, die als vorfabriziertes Stecksystem konzipiert wurden. Geheizt wird mit Erdsonden, unterstützt durch Warmwasserkollektoren.
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Sicherlich ist das Bauwerk durch die umfangreiche Verwendung des nachwachsenden Rohstoffes Holz charakterisiert. Der traditionelle Baustoff konnte hier materialgerecht für eine moderne Gestaltung eingesetzt werden. Die sägerohe, dauerhafte Holzverschalung der Fassade unterstützt den körperhaften, skulpturalen Ausdruck des Baukörpers und verleiht ihm eine unverkennbare Identität.
Situation
Erdgeschoss
Schnitt
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