Mühle, Spinnerei, Wohnhaus – Umbau und Sanierung der Stegenmühle

moos. giuliani. herrmann. architekten
1. april 2021
Foto: Silvano Pedrett Photography
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


In der ehemaligen Mühle hat der Spinnereikönig Heinrich Kunz seine ersten Webmaschinen betrieben. Vor der Sanierung wurde in verschachtelten, sanierungsbedürftigen Wohnungen ohne Zentralheizung gehaust. Die Herausforderung lag darin, eine neue Organisation in die bestehende Struktur einzuführen.

Foto: Silvano Pedrett Photography
Foto: Silvano Pedrett Photography
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Dank zweier Strategien auf konzeptioneller Ebene konnte eine Auskernung verhindert werden: Der Einbau von Maisonette-Wohnungen befreit die Zwischendecken von jeglichen Anforderungen in Bezug auf Schall- und Brandschutz, sodass die historischen Decken integral erhalten werden konnten. Ein massiver Kern bringt neu die nötige statische Stabilität für das ganze Gebäude. Er entlastet die historische Konstruktion und hat so den Erhalt des alten Raumgefüges ermöglicht. Er beinhaltet die Steigzonen wie auch die neuen Treppen. 

Foto: Silvano Pedrett Photography
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Aus der Mühle wurde zunächst eine Spinnerei und schliesslich ein Wohnhaus. Die Nutzung des Gebäudes hat sich stetig verändert. Darum sollte die historisch bedingte Struktur erhalten bleiben. Alle Wohnungen verfügen über einen eigenen Eingang und eine eigene Hausnummer, was die gewachsene Struktur unterstreicht. Auch der Schopf wurde ins Konzept einbezogen: Die einzelnen Abteile mit neuer Öffnung zum Bach sind ein Ersatz für die fehlenden Balkone.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Das grosse Verständnis der Bauherrschaft für historische Bauten sowie die Unterstützung durch Vertreter der kommunalen und kantonalen Denkmalpflege haben im laufenden Prozess stets dazu beigetragen, die richtigen Entscheidungen für das Gebäude und den Ort zu treffen.

Foto: Silvano Pedrett Photography
Foto: Silvano Pedrett Photography
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Ursprünglich war die Stegenmühle – der letzte noch erhaltene Bauzeuge des Mühlestandortes Stegen – als kommunales Schutzobjekt gelistet. Im Zuge der Projektbearbeitung wurde die Schutzwürdigkeit zum kantonalen Schutzobjekt aufgestuft. Dadurch konnte mit Unterstützung der Denkmalpflege auf den Anbau eines Lifts zur behindertengerechten Erschliessung der Wohnungen verzichtet werden, was den substantiellen Erhalt der gewachsenen Haus-in-Haus-Struktur ermöglichte.

Foto: Silvano Pedrett Photography
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Unter dem Überthema «Weiterbauen» reihen sich viele Bauten und Arealumnutzungen unseres Büros ein. Wir analysieren den Ort, die Geschichte des jeweiligen Hauses und nehmen die Bedürfnisse der Bauherrschaft auf. Wir berücksichtigen in unseren Gestaltungen all diese Gegebenheiten und versuchen damit ein Konzept zu erarbeiten, dass dem Charakter des Gebäudes entspricht und die Eingriffstiefe klein hält.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Entscheidend war kein Produkt, sondern die Vorgehensweise: Die Ausführung der meisten Holzarbeiten – Tragwerksertüchtigungen, Trennwände, Böden inklusive der Bodendielen und so weiter – durch den Zimmermann greift auf das traditionelle Berufsbild zurück und sicherte einen optimalen Bauablauf mit hoher Ausführungsqualität.

Foto: Silvano Pedrett Photography
Situation
Grundrisse von links nach rechts: Erd- und Obergeschoss
Schnitt von links nach rechts: Haupthaus, Anbauten
Bauwerk
Umbau und Sanierung Stegenmühle Wetzikon
 
Standort
Usterstrasse 88–104, 8620 Wetzikon
 
Nutzung
Mehrfamilienhaus mit 9 Mietwohnungen
 
Auftragsart
Direktauftrag
 
Bauherrschaft
HIAG Immobilien Schweiz AG, Zürich
 
Architektur
moos giuliani herrmann architekten ag, Uster
Projektleitung: Corinne Keller
Beteiligte Mitarbeiter*innen: Roger Moos, Sandrine Grossenbacher, Dominic Bosshard und Charlyna Diggelmann
 
Fachplaner 
Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich
MD-Plan GmbH, Pfäffikon
Oberholzer AG, Wetzikon
SJB Kempter Fitze AG, Eschenbach
 
Jahr der Fertigstellung
2019 
 
Gesamtkosten BKP 1–9
CHF 4,8 Mio.
 
Gebäudekosten BKP 2
CHF 4,3 Mio.
 
Gebäudevolumen
4750 m3 (SIA 416)
 
Kubikmeterpreis
912 CHF/m3
 
Massgeblich beteiligte Unternehmer 
Baumeister: Stucki Bauunternehmung AG, Wetzikon
Zimmermann: Kunz Holzbau GmbH, Wetzikon
Fensterbau: Schmid Fenster Manufaktur AG, Teufen
Fassadenbau: Wanner & Lott AG, Regensdorf
 
Fotos
Silvano Pedrett Photography, Zürich

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