Fotografiert und ausgewählt

Jenny Keller
24. 5月 2012
Portfolio-Showcase: Arbeiten bei Hannes Henz. Bild 1 bis 3: Valentina Herrmann

Der Montagnachmittag wäre kein guter Tag für einen Architekturfotografen gewesen, denn es regnete ziemlich heftig. Zumindest in Zürich. Zum Glück konnten die Architekturfotografen an diesem Nachmittag Stativ und Kamera zuhause lassen, und im Unterwerk Selnau im Trockenen Platz nehmen: Im Rahmen der ewz.selection fand dort nämlich der Tag der Architekturfotografie statt. Gut besucht war das Sofagespräch, das anschliessend an das «Showcase» Architekturfotografie stattfand, wo eingeladene Architekturfotografen ihre Portfolios auf den Tisch legten und mit dem Publikum in entspannter Atmosphäre über ihre Bilder redeten.

Portfolio Showcase: Meret Ernst von Hochparterre im Gespräch mit Architekturfotograf Roger Frei.

Michael Hanak, Architektur- und Kunsthistoriker, befragte den Architekturfotografen Alexander Gempelerüber sein Berufsfeld. Später mischten sich Stimmen aus dem Publikum, massgeblich Architekturfotograf Hannes Henz und Showcase-Experte Bob Gysin in die Diskussion ein. Natürlich hörte man unterschiedliche Meinungen, so wie das eben ist, wenn unterschiedliche Menschen miteinander diskutieren. Was uns dabei geblieben ist: Die Arbeit eines Architekturfotografen ist wetterabhängig (s. oben). Das Wetter kann ganze Zeitpläne und Deadlines durcheinander bringen. Die Architekturfotografie ist ein Kunsthandwerk, das man erlernen kann. Ein Fotograf entscheidet sich aber bewusst für das Genre und betreibt Architekturvermittlung, arbeitet also primär objektiv. Ein Grossteil seiner Arbeiten sind Auftragsarbeiten, wo man die Bedürfnisse eines Kunden (Architekten, Zeitschriften oder mit dem Bau verbundene Firmen) befriedigen muss. Gleichzeitig sollte ein Fotograf die Handschrift eines Bauwerks erkennen und in seinen Bildern übernehmen. So kann es schon einmal vorkommen, dass keine guten Bilder entstehen, wenn das Bauwerk ohne Herzblut entworfen worden ist. Menschen stellen eine dritte Dimension dar, beleben das Objekt, lenken aber von der Handschrift ab. Wenn Menschen auf den Bildern vorkommen, dann aus rechtlichen Gründen in Bewegungsunschärfe, damit sie nicht erkannt werden.

Das Sofagespräch mit Michael Hanak, Architektur- und Kunsthistoriker und Alexander Gempeler, Architekturfotograf.

Menschen kommen vor auf den Bildern von Achim Hatzius, der in der Kategorie Architekturfotografie der ewz.selection gewonnen hat. Der Berliner kommt ursprünglich von der Portrait-Fotografie, und Menschen sind deshalb auch ein Teil seiner Serie «Nach Atlantis», erklärt er auf Anfrage. Das Goetheanum in Dornach spielt aber die Hauptrolle. (s. auch Meret Ernst in Hochparterre 5, 2012, S. 38ff.)

Freie Arbeiten, Auftragsarbeiten, Zeit- oder Kostendruck: Am Ende des Sofagesprächs wurde der Wunsch geäussert, dass sich der Architekturfotograf wie ein Musiker verhalten solle: Er kann ruhig ein wenig Starallüren und seine eigene Interpretation zeigen und muss sich nicht ganz dem Komponisten, sprich dem Architekten unterordnen.

Bild aus der Serie «Nach Atlantis». © Achim Hatzius

ewz.selection

17. bis 28. Mai 2012, täglich 12-20 Uhr
ewz-Unterwerk Selnau, Selnaustrasse 25, 8001 Zürich

Die Ausstellung Swiss Photo Award von ewz.selection dokumentiert jährlich die Schweizer Fotografie in den Kategorien Werbefotografie, redaktionelle Fotografie, Fine Arts, Werbung, Mode, Architektur und Free. Die ausgestellten Arbeiten sind von einer internationalen Jury aus 637 Einsendungen als die Besten des Jahres 2011 ausgewählt worden.

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