Schlössli

Vor dem Abbruch gerettet

Furter Eppler Partner Architekten BSA SIA SWB
6. 6月 2018
Bild: Fabian Furter

Ort Steingasse 6, 5610 Wohlen
Nutzung Veranstaltungsort
Auftragsart Direktauftrag
Bauherrschaft Verein Schlössli
Architektur Furter Eppler Partner Architekten BSA SIA SWB, Wohlen, Hans Furter
Fachplaner Sanitär Heizung: Stenz AG, Wohlen, Herr Jakob Stenz | Statik: Schaffner Ingenieure GmbH, Wohlen, Herr Roman Koch | Bauphysik, Akustik: Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen, Herr Denis Kopitsis | Elektro: IBW, Wohlen, Herr Luca Dastoli
Jahr der Fertigstellung 2018
Gesamtkosten BKP 1-9 CHF 1'065'000
Gebäudekosten BKP 2 CHF 980'000
Gebäudevolumen 1’220 m3
Kubikmeterpreis 803 CHF/m3
Massgeblich beteiligte Unternehmer Baumeister: De Masi, Wohlen | Sanierrung Aussenwand: Rafael Häfliger, Wohlen | Stahlbau: Astorino, Wohlen | Zimmerarbeiten: Stadelmann + Stutz,  Fahrwangen | Fenster in Holz: Theo Wernli AG, Thalheim | Spenglerarbeiten: Weber Spenglerei, Wohlen | Elektroinstallation: IBW, Wohlen | Heizung / Sanitärinstallation: Hertig Haustechnik AG,  Wohlen | Schlosserarbeiten: Astorino, Wohlen | Schreinerarbeiten: Nerozzi + Rösch AG, Nesselnbach | Bodenbelag: Edelmann, Schwarzenburg | Malerarbeiten: Meier Schmocker AG, Baden-Dättwil | Hubtisch: Arnold Systems, Olten | Photovoltaikanlage: En-pro, Rüfenach
Fotos Fabian Furter, Baden

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Wir konnten ein ehemaliges Wohnhause aus dem 16. Jahrhundert, das bereits dem Abbruch geweiht war, in ein Kulturdenkmal und Haus der Begegnung umnutzen.

Bild: Fabian Furter

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Das Gelbe Haus in Flims von Valerio Olgiati hat uns inspiriert.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Das Schlössli ist das älteste Haus der Gemeinde Wohlen. In seiner heutigen Form entstand es im Jahr 1546. Archäologische Indizien lassen aber vermuten, dass das Gebäude schon im 12. Jahrhundert erbaut und bewohnt wurde. Die Erhaltung und Sichtbarmachung des 470- bzw. 800-jährigen Mauerwerks sind massgeblich für diesen Umbau.
 
Seit den 1930er-Jahren wurde das Schlössli Wohlen als Wohnhaus genutzt. Der bauliche Zustand verschlechterte sich zunehmend, und der Unterhalt war ungenügend bis die damaligen Eigentümer im Jahr 2000 schliesslich ein Abbruchgesuch einreichten gegen das sich im Dorf Widerstand regte. Man wollte in der Folge ein Ortsmuseum errichten. Zwei Brände und einen Besitzerwechsel später konnten wir im Auftrag des Vereins Schlössli Wohlen ein Sanierungsprojekt entwickeln. Der Ansatz war radikal anders. Es sollten nur noch die intakt gebliebenen Grundmauern erhalten bleiben und alles andere entfernt werden. Aus dem dreigeschossigen Gebäude mit einer Vielzahl an Zimmern entstand eine einzige offene Halle mit einer Galerie. Denkmalpflegerisch war dieses Vorgehen darum vertretbar, weil sowohl der Dachstuhl als auch die ganze innere Struktur durch die Brände und das Löschwasser zerstört wurden.

Bild: Fabian Furter

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Der Auftraggeber, der Verein Schlössli Wohlen, identifizierte sich hundertprozentig mit den Entwurfs- und Ausführungsvorschlägen. Durch gezielte Massnahmen wie das Verhüllen der Fassade mit einer Fotoplane, die das Umbauprojekt visualisierten, konnte eine breite Trägerschaft, darunter private Sponsoren vom Projekt überzeugt werden, das daraufhin eine breite Akzeptanz erfuhr.

Ein möbelartiger Einbau, der sich völlig von den Aussenmauern löst, beinhaltet sämtliche für einen vielfältigen Betrieb notwendige Installationen (Elektro, Sanitär, Heizung, Küche, WC). Zudem  wird die Nutzfläche durch eine aufgesetzte Plattform erweitert, ein Aufenthaltsort, der den Raum auf eine andere Weise erlebbar macht.

Bild: Fabian Furter

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Von der bestehenden Bausubstanz waren nach den Bränden von 2005 und 2007 einzig noch die Aussenmauern brauchbar. Diese bestehen aus Bruchsteinen und sind 55 bis 75 Zentimeter stark. Diese Mauern galt es zu erhalten, bzw. wieder sichtbar zu machen, indem der bestehende Verputz entfernt und mit einem speziellen Zementmörtel mit längerer Abbindezeit beidseits mit einer Tiefe von ca. fünf Zentimeter erneuert wurde. Der Dachkranz und neue Fenstergewände aus Ortbeton sowie Aussteifungen mit Stahlträger führten dazu, dass das Gebäude stabilisiert werden konnte. Diese Stabilisierungsmassnahmen wurden notwendig, weil das Gebäude ausgekernt wurde, da die bestehenden Decken- und Innenwandkonstruktionen nicht mehr brauchbar waren.
 
Das Dach wurde in vorfabrizierter Tafelbauweise ausgeführt. Diese beinhaltet eine zusätzliche Stabilisierung des Gebäudes sowie eine optimale Wärmedämmung und Schallabsorption. Anstelle von Ziegeln wurde ein integriertes Photovoltaik-Dach gewählt, dessen Stromproduktion ins Netz gespiesen wird.

Situation
Erdgeschoss
Obergeschoss
Querschnitt
Längssschnitt
Ostfassade
Südfassade
Westfassade
Nordfassade
Dachdetail

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