Was geschieht mit Biels ikonischem Kongresshaus?
Manuel Pestalozzi
18. giugno 2024
Gegenüber des Eingangs zum Kongresshaus liegt das Areal des früheren Gaswerks. Der dort nach der Fertigstellung des Komplexes angelegte Parkplatz ist inzwischen einem Stadtpark gewichen. (Foto: Comet Photo AG, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Com_F67-11633, CC BY-SA)
Der brutalistische Komplex von Max Schlup ist ein Wahrzeichen der Stadt. Nun muss das Baudenkmal mit extravagantem Hängedach und Bürohochhaus dringend saniert werden. Doch zuvor will die Stadt neue Nutzungsideen testen.
Biels Kongresshaus wurde zwischen 1960 und 1966 nach einem Entwurf des Architekten Max Schlup (1917–2013) gebaut. Das multifunktionale Gebäude ist behutsam ins Stadtzentrum eingepasst. Unter seinem auffälligen Hängedach nimmt es neben dem Kongresssaal auch ein Hallenbad und einen Ausstellungsbereich mit umlaufenden Galerien auf. An der Ostseite befindet sich ein grosszügiger überdachter Eingangsbereich. Darunter verborgen sind weitere Räumlichkeiten, die zurzeit als Wellnesszentrum genutzt werden. Integraler Bestandteil der Anlage ist ein Verwaltungshochhaus mit eng gerasterter Glasfassade, das sich 17 Geschosse hoch auftürmt. Gegenüber des Eingangs ist erst kürzlich ein grosser Parkplatz auf dem Areal des einstigen Gaswerks einem Stadtpark gewichen.
Max Schlups Bauwerk in Sichtbeton gilt als Symbol des Aufbruchs der Nachkriegszeit und wurde zu einer Architekturikone der Stadt Biel. Zwischen 2000 und 2002 wurde der Bau unter der Leitung des Architekten Rolf Mühletaler saniert. Max Schlup begleitete das Projekt dazumal als Berater. Doch seit einigen Jahren wird immer deutlicher, dass zur Pflege des Ensembles erneut Sanierungsmassnahmen nötig sind: 2017 berichtete die Tageszeitung BZ, das Hängedach bedürfe dringend einer statischen Überprüfung. Als Eigentümerin bewilligte die Stadt damals einen Planungskredit in Höhe von 740'000 Franken. Doch insgesamt kämen weitere Kosten von 12 bis 22 Millionen Franken auf die Stadt zu, schrieb die BZ. Deshalb sei auch der Abbruch des Kongresshauses, das zu diesem Zeitpunkt bereits unter Denkmalschutz stand, für den Gemeinderat kein Tabu.
Das Kongresshaus tanzt mit seinem Hängedach architektonisch aus der Reihe, leistet aber einen wichtigen Beitrag zur Bieler Stadtsilhouette, wie diese Aufnahme aus dem Jahr 1989 zeigt. (Foto: Dieter Enz, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Com_FC05-2500-072, CC BY-SA 4.0)
Ungenutzte MöglichkeitenTatsächlich war von einem Abbruch seither nie mehr die Rede. Doch Untersuchungen des Ingenieurbüros Basler & Hofmann ergaben einen grossen Sanierungsbedarf. Insbesondere bei der Erdbebensicherheit muss nachgebessert werden. Den Verantwortlichen der Stadt Biel ist bewusst, dass eine Gesamtsanierung nun ansteht. Deshalb prüfen sie aktuell das bestehende Betriebskonzept. Es geht darum, neue Bedürfnisse zu erkennen und die betrieblichen Anforderungen an die Sanierung zu definieren. Neben den technischen und baulichen Vorgaben sollen auch soziale, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte einbezogen werden.
2023 wurden lokale Institutionen eingeladen, an einem kooperativen Prozess zur künftigen Nutzung des Kongresshauses teilzunehmen. Fachleute unterstützten die Arbeitsgruppen in mehreren Workshops. Die Diskussionen ergaben, dass das alte Kongresshaus noch ein grosses ungenutztes Potenzial bietet. Und so sollen neuartige Nutzungsideen in den nächsten drei Jahren getestet werden. Für diese Pilotnutzung hat die Stadt Biel eine öffentliche Ausschreibung lanciert.
Die Sanierung werde, so heisst es vonseiten der Stadt, zehn Jahre dauern. Der dreijährige Pilotbetrieb soll im ersten Halbjahr 2025 beginnen. Die Resultate der Ausschreibung dafür werden im September dieses Jahres von einer Jury bewertet.
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