Klima hören gehen
Katinka Corts
5. septembre 2013
An neun Stationen kann man sich über die Forschungsergebnisse informieren (Karte und Bilder: www.myclimate-audio-adventure.ch)
Forschungsergebnisse einem breiten Publikum interessant zu vermitteln, ist keine einfache Aufgabe. Wie dies gelingen kann, zeigt der Klimahörpfad: Seit diesem Sommer sind Nummer sieben und acht begeh- und erlebbar.
Der siebte befindet sich auf der Göscheneralp, gleich unterhalb des Dammagletschers in den Urner Alpen. Der Wanderweg führt rund um den Göscheneralpsee und auf das Vorfeld des Gletschers.
An neun Stationen gilt es, inne zu halten und den Forschungserkenntnissen zu lauschen. 45 Forschende der ETH Zürich, der WSL und der EAWAG haben in den vergangenen Jahren intensiv im Vorfeld des Dammagletschers untersucht, wie die Natur im Alpenraum auf veränderte klimatische Bedingungen reagiert. Beobachtet wurde unter anderem, was mit der Alpenlandschaft geschieht, wenn sich die Gletscher infolge der Klimaerwärmung zurückziehen, Berghänge nicht mehr vom Permafrost zusammengehalten werden und die Erosion der Oberfläche zunimmt.
«Wenn der steinige Untergrund nicht mehr von einem darüber liegenden Gletscher oder vom Permafrost zusammengehalten wird, kann ihn nur eine flächendeckende Vegetation vor Erosion schützen», sagt Gerhard Furrer, Professor am Institut für Biogeochemie und Schadstoffdynamik der ETH Zürich, der am Projekt beteiligt war. Im Projekt wurde auch untersucht, unter welchen Voraussetzungen sich Pflanzen ansiedeln: die Verwitterung des Gesteins, die Bildung von neuem Boden und das Zusammenspiel all dieser Prozesse mit den Wasserflüssen und der Umwelt spielen dabei eine Rolle.
Pionierpflanzen wie Algen (die den Schnee rot färben) treffen in der rauen Landschaft auf gute Lebensbedingungen
Überrascht waren die Forschenden, wie schnell Gesteinsverwitterung und Bodenbildung beginnen, sobald sich ein Gletscher zurückgezogen hat. Bakterien und Pilze siedeln sich bald an und begünstigen mit ihren Säureausscheidungen die Bodenverwitterung. Bald bildet sich fruchtbarer Boden. «Vor dem Start von BigLink hätten wir auch nicht damit gerechnet, dass auf Geröllhalden, die der sich zurückziehende Gletscher erst vier Jahre zuvor freigegeben hat, schon so viele verschiedene Pflanzenarten anzutreffen sind», sagt Furrer. Die Pionierpflanzen finden vielerorts ideale Bedingungen, beispielsweise permanente Feuchtigkeit, kaum Konkurrenz und genügend Nährstoffe im Gesteinsstaub und Sediment.
Die Forschungsergebnisse aus BigLink sind in den neuen Klimahörpfad an der Göscheneralp einbezogen worden. Er bietet Unterhaltung für Erwachsene und Kinder, denn zwei verschiedene Geschichten können verfolgt werden. Weitere Klimahörpfade sind in den letzten Jahren unter anderem zwischen Zermatt und der Neuen Monte-Rosa-Hütte (2010, Themen Klimawandel und Gebäudetechnik) und auf dem Weg vom Gübsensee hinunter ins Sittertobel(2012, Thema Energiezukunft), und in Luzern (2013, Themen Gewässernutzung und Klimaschutz) realisiert worden.
Anmerkung
Die Audiodateien gibt es auf www.myclimateaudio-adventure.ch, die kostenlose Ausleihe von Audioguides beim Kiosk im Berggasthaus Dammagletscher, Gasthaus Göscheneralp im Gwüescht, oder in der Dammahütte. Die Bergwanderung rund um den Göscheneralpsee und ins Vorfeld des Dammagletschers inklusive Zeit für die Kurzhörspiele dauert ca. 4.5 Stunden.