Ein Schulhaus erstrahlt im Regenbogenlicht
Susanna Koeberle
11. noviembre 2020
Raphael Hefti, «Showtime», 2019, Schulanlage Schauenberg, Fachstelle Kunst und Bau des Amts für Hochbauten der Stadt Zürich. (Foto: Stefan Altenburger)
Für die Schulanlage Schauenberg in Zürich Affoltern hat der Künstler Raphael Hefti eine Arbeit realisiert, die sich aus der Architektur heraus entwickelt hat. Der Bau stammt von Adrian Streich Architekten.
Die Arbeit «Showtime» funktioniere nur mit dieser Architektur, sagt Raphael Hefti. Die vier kompakten Baukörper der Schulanlage Schauenberg von Adrian Streich sind durch ein Dach verbunden, das drei Öffnungen besitzt. Erst dieses verstärkt die Wirkung der regenbogenfarbigen Flächen, die sich bei Sonnenlicht bilden. Sie bewegen sich entlang der Wände fort oder wandern über den Boden des überdachten Pausenplatzes. Das Sonnenlicht dringt durch die zwölf auf den Dachkanten der Innenhöfe platzierten Glasprismen und wird dank ihrer besonderen Form und Beschaffenheit so gebrochen, dass das Licht in seinem ganzen Spektrum sichtbar wird. Was zunächst simpel klingt, gründet auf einer langen Recherche.
Licht spielt im Werk von Raphael Hefti eine zentrale Rolle. Die Auseinandersetzung mit diesem immateriellen Element ist allerdings stets verbunden mit dem Ausloten der Grenzen der materiellen Welt. In seiner Arbeit greift der Künstler auf industrielle Fertigungsmethoden zurück. Das war auch bei diesem Kunst und Bau-Projekt der Stadt Zürich der Fall. Beim Wettbewerb musste der Künstler die Jury davon überzeugen, dass der gewünschte Effekt auch zuverlässig eintreffen würde. Das Zusammenspiel von Licht, Glas und der Form der Prismen wurde zwar von einem Spezialisten berechnet, doch wie sich das Licht am Ende genau verhalten würde, sah man erst nach der Herstellung eines ersten Glasprismas. Die drei Meter hohen Teile waren aufwendig in der Produktion. Das Glas wurde zuerst gegossen und dann geschliffen. Die Form der Prismen wurde so angepasst, dass das Licht länger durch das Glas fällt. Auf diese Weise bleibt der Regenbogen länger bestehen.
Zwölf Glasprismen wurden auf dem Dach der Schulanlage installiert. (Foto: Stefan Altenburger)
Die zwölf gläsernen «Skulpturen» sind in ihrer Erscheinung dezent, sodass das entstehende Lichtspiel umso magischer wirkt. Heftis künstlerische Intervention ist entgegen ihrem Titel «Showtime» nicht reisserisch, sondern verweist mit ihrem Namen eher auf ihre spielerische Seite. Diese wissen auch die Kinder zu schätzen. Die Arbeit besitzt aber eine weitere, existenzielle Dimension. Denn nur dank dem Spektrum des Sonnenlichts, das im Regenbogen sichtbar wird, ist Leben auf der Erde überhaupt möglich. Gerade im Kontext einer Bildungsstätte verweist «Showtime» auch auf die Fragilität unserer Existenz. Dem Künstler ist ein Kunstwerk gelungen, welches mit der Architektur interagiert, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Ein Paradebeispiel dafür, was Kunst und Bau leisten sollte.
Spiel mit dem Regenbogenlicht (Foto: Marc Asekhame)
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