Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim für Martin Steinmann
Manuel Pestalozzi
14. March 2016
Zeig mir, wie du sitztst, und ich sage dir ... Adelina von Fürstenberg, Christian Philipp Müller und Martin Steinmann (v.l.n.r) gewinnen den Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim 2016. Bilder: Bundesamt für Kultur (BAK)
Zusammen mit Adelina von Fürstenberg und Christian Philipp Müller gewinnt der Architekt und Autor Martin Steinmann den Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim 2016. Das hat er verdient.
Der doppelte Ritterschlag erfolgt durch das Bundesamt für Kultur BAK, auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission. Geehrt werden Persönlichkeiten der Kunst, Kunstvermittlung und Architektur, deren Arbeit von besonderer Aktualität und Relevanz für die Schweizerische Kunst- und Architekturpraxis ist. Die Auszeichnungen sind mit je 40000 Schweizer Franken dotiert
Während das Schaffen der Kuratorin Adelina von Fürstenberg und des Künstlers Christian Philipp Müller für manche vielleicht noch neu zu entdecken ist, gibt es für die Architekturszene der Schweiz sicher keinen Zweifel, dass Martin Steinmann diesen Preis verdient. Seine Verdienste um die qualitativ hohe Architektur unseres Landes als unermüdlicher Vermittler sind unbestrittenermassen gross. Der 1942 in Zürich geborene Architekt und Autor machte sein Diplom 1967 bei Alfred Roth an der ETH Zürich und arbeitete anschliessend ein Jahr im Büro von Ernst Gisel.
Ein Meilenstein der Architekturgeschichte der Schweiz: die Ausstellung zur Tendenza im Jahr 1975.
Das Forschen und Vermitteln steht im Zentrum von Martin Steinmanns Aktivitäten. Von 1968 bis 1978 wirkte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent von Adolf Max Vogt am gerade gegründeten Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta). Er befasste sich damals intensiv mit dem «Congrès International d’Architecture Moderne» (CIAM) und begründete dessen Archiv. Ein Höhepunkt seiner Karriere war sicher die von ihm mitorganisierte Ausstellung über die Tessiner Tendenza im Jahr 1975.
Seit gut einem halben Jahrhundert beteiligt sich Martin Steinmann als Forscher, Lehrer, Autor und Kritiker an der Entwicklung der Architektur in der Schweiz. Er war zwanzig Jahre lang Professor für Architektur und Architekturtheorie an der ETH Lausanne, leitete während den 1980er-Jahren die Zeitschrift «archithese» und beteiligte sich zusammen mit Irma Noseda als Teilhaber der «arge baukunst» am baukulturellen Betrieb. Martin Steinmann schwimmt somit mitten im nationalen Mainstream-Diskurs, in dem er sich aber nicht bloss treiben lässt, sondern die Richtung mitbestimmt und auch für den Transport und die Ablagerung des «kulturellen Geschiebes» verantwortlich ist. Gelegentlich legt er auch selbst Hand an Entwürfe. So war er jüngst an der Erweiterung des Stadtmuseums Aarau durch Diener & Diener Architekten beteiligt. Wie er die 40'000 Franken wohl investiert?
Die Preisverleihung des Schweizer Grand Prix Kunst/Prix Meret Oppenheim 2016 findet am 13. Juni 2016 um 17.30 Uhr in der Messe Basel, Halle 4, statt. Vom 14. bis 19. Juni 2016 ist dort dazu die Ausstellung des Bundesamtes für Kultur zu sehen.