Der St. Jakob-Park soll saniert werden. Doch wer bezahlt?

Manuel Pestalozzi
31. August 2022
Das Stadion soll eine neue Hülle aus Photovoltaik-Modulen erhalten. Die alte Fassade ist bereits am Ende ihrer Lebensspanne angelangt. Die kurze Haltbarkeit war allerdings bereits zu Bauzeiten bekannt. (Visualisierung: Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park)

«Mee Joggeli für alli» – so lautet der Slogan für das Projekt «Stadion+». Die im März 2001 eröffnete Anlage, die von Herzog & de Meuron gestaltet wurde, soll fit für die Zukunft gemacht werden. Denn laut den Verantwortlichen ist das Stadion «nicht mehr zeitgemäss». Sie listen etliche Mängel auf: Die Sicherheit der Besucher*innen sei unzureichend gewährleistet, und an Aufenthaltsqualität fehle es ausserdem. Überdies sei die Infrastruktur mangelhaft, aber auch in Sachen Nachhaltigkeit bestehe Nachholbedarf. Darum wurde eine Initiative gestartet, hinter der neben der Stadiongenossenschaft der FC Basel 1893 und Herzog & de Meuron stehen, wobei Letztere bereits als im Zuge des Projekts für Architektur und Generalplanung zuständig bezeichnet werden.

Die neue Überdachung soll auch die Vorzone entlang der Seniorenresidenz an der Südseite der Anlage abschirmen. (Visualisierung: Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park)

Die Fassade des Stadions aus bombierten Cupolux-Acryl-Elementen wirkt inzwischen mitgenommen und soll deswegen demontiert werden. Ihre Kurzlebigkeit war allerdings bereits zu Bauzeiten bekannt. Im Zuge des Projekts Stadion+ soll das Bauwerk nun, wie eingangs angedeutet, nachhaltiger werden. Eine neue integrierte Gebäudehülle werde, so wird versprochen, attraktiv und unterhaltsarm sein. Sie soll auch als Überdachung für die vergrösserten Besucherplattformen dienen, die ausserhalb der Spielzeiten andere Nutzungen ermöglichen. Erstellt werden soll die neue Fassade aus Photovoltaik-Modulen, sodass der St. Jakob-Park seinen gesamten Eigenenergiebedarf selbst decken kann. Auch eine Optimierung der Regenwassernutzung ist geplant.

Zudem werden sich die Abläufe verändern: Die Besucherströme sollen künftig so gesteuert werden, dass die Fans der verschiedenen Teams besser getrennt sind. Dadurch könnte man in der Zukunft mit weniger Polizeikräften auskommen und somit Geld sparen.

Die neue Gebäudehülle soll lichtdurchlässig sein und Strom produzieren. (Visualisierung: Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park)

Aktuell werden die Kosten für die Sanierungs- und Umbaumassnahmen auf 50 Millionen Franken geschätzt. Das überfordert die Stadioneigentümerin, die Genossenschaft St. Jakobs-Park. Sie kann lediglich rund fünf Millionen beisteuern. Die restlichen 45 Millionen sollen die beiden Kantone Baselland und Basel-Stadt übernehmen. 

Die Regierungen der beiden Halbkantone haben zunächst zurückhaltend auf die Sanierungspläne und die Wünsche der Eigentümer reagiert. Sie möchten nun prüfen, was machbar und politisch vertretbar ist. Schliesslich hat der Fussball in der Region Basel unbestritten einen hohen Stellenwert. In den lokalen Medien tönt es unterdessen eher kritisch als zurückhaltend. Trotz aller Sympathie fragt man sich dort, ob es Sache der öffentlichen Hand sein kann, ein solches Vorhaben zu finanzieren. Auch die Rolle des Architekturbüros, das quasi schon als gesetzt gilt, löst Stirnrunzeln aus.

Die Verantwortlichen möchten ihr Projekt bis Ende 2027 umsetzen. Die Frage wird dabei sein, wie hoch künftig das Ansehen des Spitzenfussballs in der Gesamtbevölkerung ist, man denke nur an Ärgernisse wie die Fangewalt. Und es ist auch offen, ob gerade in einer Welt voller Krisen und in einer Zeit historischer Zäsuren das Geld nicht anderweitig dringender benötigt wird. 

Das Sanierungsprojekt verspricht eine verbesserte Aufenthaltsqualität. (Visualisierung: Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park)

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