Landtag Vaduz
Vaduz
- Lichtplaner
- LICHT KUNST LICHT
- Standort
- Peter-Kaiser-Platz 3, 9490 Vaduz
- Jahr
- 2009
- Bauherrschaft
- Landtag Vaduz
- Team
- Edwin Smida
- Architekten
- Hansjörg Göritz Architektur, Hannover
- Architekten
- Frick Architektur, Schaan
Seit Februar 2008 haben die Parlamentarier von Liechtenstein ein neues Zuhause. Das Architekturstudio Hansjörg Göritz plante ein dreigeschossiges „Langes Haus“ mit Büros, Besprechungssälen und Terrasse sowie ein zweigeschossiges „Hohes Haus“ mit markantem Spitzdach. Ein gläserner Korpus bildet zwischen beiden Gebäuden das „Verbindende Haus“.
Über einer Säulenhalle im Erdgeschoss liegt der Sitzungssaal unter einem 18 Meter hohen, spitz zulaufenden Dach aus gelbem Ziegel. Die archaische Form führt zu einer fast theatralischen, gleichzeitig sakral anmutenden Atmosphäre im Raum. Diese war Ausgangspunkt bei der Ideensuche für die Beleuchtung des Plenarsaals.
Als erster Ansatz standen vereinzelte kleine Pendelleuchten zur Diskussion. Mit der Vorgabe,
dass im Parlamentssaal auch Kameras und Mikrofone für Online-Übertragungen platziert werden müssen, erwies sich ein einzelnes Leuchtelement für die unauffällige Integration der Technik als überlegene Alternative. Ein Ringleuchter mit neun Metern Durchmesser sorgt nun im Saal für ausreichende horizontale Beleuchtungsstärken auf dem Tisch sowie angemessene
vertikale Beleuchtungsstärken hoher Gleichmäßigkeit für die schattenfreie Erkennbarkeit der Gesichter.
Um den repräsentativen Charakter des Raumes mit brillanten Lichtakzenten zu betonen, wurde der Leuchter mit gerichteten und diffusen Komponenten ausgestattet. Beide Lichtquellen verstecken sich hinter einem Bronzegewebe, welches den Leuchtenring nach unten homogen abschließt. Die einzelnen Gewebepaneele lassen sich zu Revisionszwecken mit einem Handgriff in eine sichere Wartungsposition klappen. Um die unzähligen Kabel für die insgesamt 36 Kompaktleuchtstofflampen, 72 Halogenlampen, acht Mikrofone und vier Domkameras solide und unauffällig zu ihren Anschlüssen zu führen, wurden diese zu 12 Bündeln zusammengefasst. Jeweils ein Strang wird durch ein 20-mm-Rohrprofil der Lüsterabhängung geführt. Ohne sichtbare Halterungen verschwinden die Profile in der Dachschräge. Vier Downlights sorgen für ein dezente Allgemeinbeleuchtung und können über Seilwinden aus dem Dachfirst herunterfahren werden.
Das „Verbindende Haus“ ist als filigraner, gläserner Baukörper aufgeführt. Seine Leichtigkeit und Transparenz sollte nicht durch sichtbare Leuchtenkörper beeinträchtigt werden. Hier wird das für die Verkehrswege notwendige Licht aus einer bodennahen Fuge generiert.
Durch eine leichte Neigung der Profile innerhalb der Fugen wird die Lichtverteilung fast ausschließlich auf die Wegeflächen begrenzt. Eingebaute LED-Strings beleuchten auch die Unterseiten der Brücken, die im Obergeschoss das Lange mit dem Hohen Haus verbinden.
Die repräsentativen Nutz- und Aufenthaltsbereiche im Langen Haus wurden mit abgehängten Holzdecken ausgestattet. Hier sind Downlights oberhalb der Deckenpaneele platziert und sitzen mit ihrer satinierten Plexiglasabdeckung absolut exakt und plan in den Deckenausschnitten. In Treppenhäusern finden sich durchgängig flächenbündig in die Wand integrierte Lichtflächen, die sich als Lichtlinien konsequent vom OG bis zum UG hindurchziehen.
Geprägt wird das zum Hang gerundete Lange Haus durch die sogenannten Brise Soleils, welche, vor die Fensterfront gestellt, für eine kontrollierte Sonneneinstrahlung sorgen und das Gebäude Richtung Platz fassen. Bei der nächtlichen Anstrahlung werden diese Sonnenschutzelemente zu Reflexionsflächen. Von Bodeneinbauleuchten angestrahlt, entsteht ein markanter, rhythmischer Kontrast aus Licht- und Schattenstreifen.
Aus der Hangsicherungswand ragen die Abdeckelungen der Erdanker heraus und lassen eine Art Relief entstehen, welchem mit intensivem Streiflicht inszeniert wird. Durch den Einsatz stark gerichteter Bodeneinbauleuchten werfen die Erdanker in der Wand lange Schlagschatten und wirken so extrem plastisch.
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