Mehrfamilienhaus Stone H

Zürich
© Bruno Helbling
© Bruno Helbling
Foto © Bruno Helbling
Foto © Bruno Helbling
© Bruno Helbling
Architekten
gus wüstemann architects AG
Standort
Zürich
Jahr
2014

Morphologie und Massstäblichkeit – Das Grundstück liegt im Kreis 6 in der Stadt Zürich, ursprünglich ein Villenquartier mit großen Gärten. Neu fragt die Bebauungsdichte nach Lösungen wie Mehrfamilienhäuser an diesem Standort. Es entstand eine Wohnungstypologie die im urbanen Kontext grosse offene Räume erzeugt und gleichzeitig die Intimität bewahrt. Morphologisch ist wurde aus dem Wohnprogramm keine Addition der bekannten Parametern, sondern vielmehr eine Form, deren physische Peripherie nicht mehr mit dem Programm verläuft. Die Masse wird vom Programm unabhängig, wobei Innenräume im Aussenraum entstehen.
Nicht die Fassade, als Trennung von Innen und Aussen - der temperierte Raum - erzeugt die plastische Erscheinung der Baute, sondern eine vom beheizten Raum unabhängige Figur erzeugt Präsenz und Kraft. Man lebt auf, unter und zwischen kräftigen massigen Elementen, einem H aus Stein. Geplant war ein Mehrfamilienhaus mit drei Mietwohnungen, eine Wohnung im Erdgeschoss mit Garten, eine mittlere Wohnung, aufgrund der Hanglage mit Garten im Obergeschoss und ein Maisonette Dachwohnung. Unsere Wohnräume sind Aussenräume mit maximaler Aussicht und optimaler Belichtung bei größtmöglicher Privatsphäre, in Mietwohnungen im dichten Kontext der Stadt.

Architektonisches Konzept – In diesem Projekt führte das architektonische Konzept schließlich zur Figur eines H aus Stein, Stone H. Das H hat unter der ‚Brücke‘ im Buchstaben einen überdeckten Aussenraum und über der Brücke einen Patio. Über das H legen wir noch einen weiteren Stein, das Dachgeschoss, das diesen Patio wiederum zum überdeckten Aussenraum macht. So werden die Wohnräume als Aussenräume, da ausserhalb der Masse, außerhalb des H’s, wahrgenommen. Das H wird als uns bekannte Figur ‚gelesen‘, mit einem Stein oben drauf. Dies erzeugt weiniger ein Volumen eines Hauses, als viel mehr zwei steinige Elemente, zwei Massen fast ohne Glas. Bei Kälte werden die Aussenräume, die Wohnräume sind, mit grossen Schiebefenstern geschlossen, sodass daraus Innenräume werden.
Diese H Figur wird bewohnt, darunter und darüber, eine geformte Masse die eine ursprüngliche Kraft entfaltet und schon fast einer Ruine gleich, sich dem Diktat des ‚zivilisierten‘ gleichgeschalteten Begriff von Haus, von Aussen und Innen entzieht. Es ist der Drang nach Freiheit und Erneuerung, die uns bekannte und bewährte Elemente der Architektur in neue Zusammenhänge bringen lässt. Es entstehen kraftvolle Lebensräume, ohne wirtschaftlichen Mehraufwand.

Masse und Licht, programmfrei und Peripherie – Das Stone H hat eine zweischalige Sichtbetonkonstruktion. Die ‚äußere´ Schale des H’s ist mit OSB Platten geschalt, was eine raue, fast organische Oberfläche generiert. Die inneren Betonoberflächen des H's sind glatt. Die unterschiedlich geschalten Oberflächen verstärken das Gefühl, dass der Wohnraum eigentlich ein Aussenraum ist. Im H Inneren ist die Oberfläche glatt. Im Beton eingelassene Beleuchtungskörper, die über indirektes Licht erzeugen, verstärken den Eindruck der kommunikativen Masse im Raum, Bauteile werden mit Licht belebt. In unserer Tradition der ‚programmfreien Architektur‘ sind alle Programme in der Peripherie versteckt und können je nach Bedarf in den Raum hinein entfaltet werden. Das Thema der Masse ist nicht nur durch die Figur des H’s artikuliert, die Innenwände erscheinen 0.5m dick. Entgegen normalen Trennwänden von 15 – 20 cm, die als Raumtrennung erscheinen, erzeugen diese massiven steinigen Elemente eine starke Kraft und Anziehung. Diese Massen formten wir zu eigentlichen Topographien mit Programm und Kommunikation, Küchen aus Beton, Bänke in der Peripherie um mit dem Raum zu kommunizieren.

Konstruktion und Wirtschaftlichkeit – Entgegen der verbreiteten Meinung eine zweischalige Sichtbeton Konstruktion sei wirtschaftlich das aufwendigste System und quasi Luxus, haben wir errechnet, dass es auf die gleichen Kosten hinausläuft wie eine Kompaktfassade. Dies weil nach der Baumeister den Rohbau vollendet hat, mehrere Arbeitsgattungen wegfallen; keine Spenglerbleche, keine Fassadenputze und keine Malerarbeiten.

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