Haus Blarer

Samedan
Foto © Jürg Zimmermann
Foto © Jürg Zimmermann
Foto © Jürg Zimmermann
Architekten
Blarer & Reber Architekten AG
Standort
Mulins 6, 7503 Samedan
Jahr
2008

Wohnturm

Gleich beim Bahnhof Samedan steht auf einer kleinen Parzelle ein kleines, aber hohes Holzhaus. Trotz Enge hat sich hier eine junge Familie den Traum vom offenen Wohnen erfüllt.



Städtebau: Holz zwingt zur Reduktion

Engadiner Häuser sind Steinbauten, und so ist Samedan auch ein Steindorf. Und doch stand auf der kleinen Parzelle seit 1905 ein Holzhaus. Angestellte eines Bauernhofes bewohnten einst das Obergeschoss. Das Erdgeschoss war als Lager genutzt. Leider liess sich das Haus nicht mehr retten. Es war zu schlecht fundiert, nicht unterkellert und knickte auf zwei Seiten ein.

Zuerst wollten die Architekten die Form des als Massivbau geplanten Hauses den zwei Strassen anpassen. Das heisst, der Grundriss hätte die Form eines verzogenen Vierecks erhalten und der Strassenraum wäre gewöhnlich gefasst gewesen. Der Entscheid den Bau wieder in Holz auszuführen zwang die Architekten, die Form des Hauses zu vereinfachen. So steht heute der Quader in einer Gruppe von Häusern. Sie sehen aus als wären sie entlang eines Mühlbachs aufgereiht. Das Haus steht an der kleinen Strasse ‹Mulins› – die Dorfmühle stand hier.



Architektur: offener Grundriss

Das Einfamilienhaus ist vier Geschosse hoch. Im Zentrum des Entwurfs stand die einläufige Treppe. Sie ist prominent in der Mitte des Hauses platziert. Im Normalgeschoss besetzt jeweils ein Zimmer das Gebäudeende. Damit bleibt in der Mitte des Hauses noch Platz für Bad und Stauraum. Die Zimmer lassen sich mit einer grossen Schiebetüre schliessen. Die Erfahrung zeigt aber, dass sie meist offen sind. Damit verbinden sich die Zimmer mit dem ‹Treppenhaus› so wie es im ersten Obergeschoss mit Essraum und Stube immer geschieht. Die junge Familie lebt und liebt den offenen Grundriss. Der fünf Meter breite Quader ist im Erdgeschoss leicht erweitert. Mit diesem Ausnutzungstrick wird das Erdgeschoss grösser. Doch die Familie gewinnt vor allem eine grosse Terrasse im Obergeschoss. Sie ist gegen Süden gerichtet. Mit der Brüstung und den Holzrahmen bleibt der Aussenraum intim.

Das Haus hat kein Untergeschoss. Keller, Garage, Technikraum, Abstellraum und ein grosser fürs Engadin notwendiger Windfang besetzen das Erdgeschoss.



Konstruktion: Ganz in Holz

Acht Betonrohre tragen wie bei einem Pfahlbau die Bodenpatte. Holzständer bilden die Wände und tragen das Haus. Der Zwischenraum ist mit Zellulosefasern ausgeblasen und der Wandaufbau kommt innen ohne Dampfbremse aus. Im Innern des Hauses sind Dreischichtplatten sichtbar, aussen eine Lärchenschalung. Die Bretter sind sägeroh und in kleinen Abständen vertikal montiert. Damit ist die Hinterluftung gewährleistet und das schmale Haus wirkt noch mehr als Turm.

Die Decken sind aus 14 Zentimeter hohen Brettern zusammengebaut, es ist also eine massive Holzdecke. Darüber liegt auf einer Schüttung ein massiver Holzboden aus Fichtenbrettern.

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